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Geplatzter Scheck als Bumerang

Feldkirch - Wie Autoverkäufer von Scheckbetrügern gelinkt werden. Eigentlich wollte Stefan Schweighofer aus Lustenau bloß seinen Mercedes-Benz 300 D übers Internet verkaufen.

Hätte der Innenarchitekt nicht rechtzeitig die Lunte gerochen, wäre er jetzt um tausende Euro betrogen worden – mit einem nicht gedeckten Scheck.

Wie die Arbeiterkammer auf „VN“-Anfrage erklärt, gibt es bereits mehrere Geschädigte in Vorarlberg, das Landeskriminalamt ist eingeschaltet.

So läuft der Betrug

Schon kurz nach dem Onlineschalten des Autoinserats waren zwei Angebote für Schweighofers beigen 1982 er-Mercedes (206.000 km) im EMail-Postfach. Der Preis von 2500 Euro wurde ohne Verhandlung vom Käufer aus England akzeptiert. „Komisch war, dass dieser James gar keine Fragen zum Auto gestellt hat. Ihm war wichtiger, dass ich zur Scheckzahlung einwillige“, sagt Stefan Schweighofer.

Genau das ist der entscheidende Faktor für die Ganoven. „Wenig später lag tatsächlich ein Scheck der deutschen Commerzbank in der Post, ausgestellt auf 6500 Euro – also 4000 Euro zu viel“, wunderte sich der Lustenauer. Das Geld sei für den Autoabholer zur Bar-Begleichung der Transportkosten bestimmt, erklärte James. „Da stimmt doch etwas nicht“, war für den Autoverkäufer der Fall klar: „Finger weg!“

Hätte er den Verkauf – trotz telefonischer Drohungen von James – nicht abgebrochen, wäre er jetzt um 4000 Euro und seinen Oldtimer erleichtert worden. So gesehen ist Schweighofer gar nicht unglücklich, dass der Benz noch in einem Lustenauer Schuppen steht.

Arbeiterkammer-Konsumentenschützer Paul Rusching erklärt die Betrugsmasche: „Es kann Wochen dauern, bis ein Scheck bei ausländischen Banken geprüft ist. Zwar wird die Schecksumme sofort auf dem Konto gutgeschrieben, aber Gewissheit besteht erst nach der Prüfung. Platzt der Scheck, bucht die Bank das Geld zurück.“ Die Betrüger haben dann das Auto – und den an den Transporteur übergebenen Barbetrag.

Organisierte Kriminalität

„Hinter diesen Vorgängen steckt organisierte Kriminalität“, schildert Rusching. Derzeit werden laut AK vor allem private Inserenten – egal ob in Zeitungen oder Internet – verstärkt angeschrieben. „Es melden sich englischsprachige Interessenten, die abenteuerliche Geschichten auftischen. So wurde einem Vorarlberger gesagt, sein Oldtimer würde dringend für einen Film gebraucht.“ Ein anderer Rheintaler hat bereits sowohl Geld als auch sein Motorrad verloren.

AK-TIPPS

  • Hausverstand einschalten: Klingen die Geschichten des Käufers abenteuerlich? Warum will jemand ein zwanzig Jahre altes Auto nach England oder Amerika holen?
  • Achten Sie auch bei Autokäufen darauf, dass Sie nicht Opfer von dubiosen oder gefälschten Treuhandseiten im Internet werden.
  • Käufe auch im Ausland am besten per Überweisung abwickeln, nicht per Western Union oder Scheck!

LKA ermittelt

Beim Bregenzer Landeskriminalamt (LKA) sind mehrere solcher Autoverkauf-Betrugsfälle anhängig. „Es handelt sich um eine gängige Betrugsmasche, die nicht zwingend nur auf Autos bezogen ist“, sagt Betrugs-Ermittler Andreas Gantner den „VN“.

Der E-Mail-Schriftverkehr läuft oft über russische oder afrikanische Server und lässt sich nur mühsam über ausländische Behörden nachverfolgen. „Bisher sind die Ermittlungen leider im Sand verlaufen“, so Gantner. Blauäugige erachteten den zu hoch ausgestellten Scheck „leider als Vertrauensbeweis“. Dagegen verstünden seriöse Käufer, dass die Scheck-Prüfung dauert.

Geschädigte erhalten Informationen bei der AK Vorarlberg, Tel. 05522/306-0, oder können Vergehen bei jeder Polizeidienststelle anzeigen.

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