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Geologen des Landes warnen vor Felsstürzen

Partenen - Zur geplanten "Silvretta-Arena" auf der Bielerhöhe in über 2000 Metern Seehöhe kommen immer weitere Details ans Tageslicht. | Brisante Dokumente [621KB]

Wie Dokumente belegen, sind die Angebotsöffnungen für Elektro, Lüftung/ Sanitär und Baumeisterarbeiten bereits am 18. bzw. 20. Juli erfolgt. „Zu einem Zeitpunkt, da weder die Umwidmung beschlossen war noch ein positiver Baubescheid vorlag“, wie sich Grünen-Chef Johannes Rauch empört.

„Noch vor drei Tagen wurde so getan, als sei die “Silvretta-Arena” nur in der Planungsphase. Jetzt wird klar: Das war eine glatte Lüge.“ Rauch wirft den handelnden Personen – „vom Landeshauptmann abwärts bis zum Bürgermeister von Gaschurn“ – eine „noch nie dagewesene Kaltschnäuzigkeit und Arroganz“ vor. „Zuerst wird alles geheim gehalten, dann dementiert und gelogen, dass sich die Balken biegen, obwohl hinter den Kulissen die Würfel längst gefallen sind.“

Menschen in Gefahr

Noch brisanter als die Angebotsliste ist ein geologisches Gutachten der Abteilung Umweltschutz der Vorarlberger Landesregierung. Darin warnen die Experten, sagt Rauch, davor, dass durch den Bau „erhebliche Umweltauswirkungen zu erwarten sind“. Laut Gutachter besteht sogar „die Möglichkeit des Abbruches größerer Felsblöcke und dadurch mögliche Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen sowie auf Sachwerte“. Aufgrund dieser Bedenken ist nach Paragraf 10b des Raumplanungsgesetzes ein Umweltbericht zu erstellen. „Dabei sind“, heißt es im Brief der Abteilung Umweltschutz an den Gaschurner Bürgermeister Martin Netzer, „auch vertretbare Alternativen zu ermitteln, zu beschreiben und zu bewerten.“

Das Gutachten biete Landeshauptmann Herbert Sausgruber die Möglichkeit, sagt Johannes Rauch, „diese unglaubliche Vorgehensweise zu korrigieren und jetzt die Notbremse zu ziehen.“

Minister gegen Events

Unterstützung erhalten die Gegner der „Silvretta-Arena“ vom Alpenverein und auch von Umweltminister Josef Pröll (ÖVP). „Verbot von Events in unberührter Natur, kategorische Ablehnung jeglicher Eingriffe in bestehende Schutzgebiete und besonderer Schutz für Gebiete über der Baumgrenze.“ Diese Forderungen des Alpenvereins unterstütze er „auf Punkt und Beistrich“, erklärte Pröll.

Die Krux an der Geschichte: Dem Umweltminister fehlt die rechtliche Kompetenz. Denn Naturschutz und Genehmigungen fallen in die Zuständigkeit von Ländern und Gemeinden.


Herbert Willi: „Ein seriöses Projekt, nichts Geheimes“

Komponist Herbert Willi, künstlerischer Mentor des „Festival Zyklus Montafon“ in der geplanten „Silvretta-Arena“ auf der Bielerhöhe, hat gegenüber der APA die Vorwürfe der „Geheimniskrämerei“ entschieden zurückgewiesen: „Es ist nichts im Geheimen passiert“, betonte der Künstler, der sich derzeit in Japan befindet, „dass wir damit noch nicht an die Öffentlichkeit gegangen sind, liegt nur daran, dass es eine seriöse Sache sein soll. Und seriös bedeutet eben: Bevor nicht alles fixiert ist, bevor man nicht Finanzierung und Genehmigungen geklärt hat, wendet man sich nicht an die Medien.“


LH Herbert Sausgruber zur Kritik von Johannes Rauch

VN: Vom Landeshauptmann abwärts bis zum Bürgermeister von Gaschurn sei in der Causa „Silvretta-Arena“ geheim gehalten, dementiert und gelogen worden, wettert Johannes Rauch. Zu Recht?

Sausgruber: Ob das Projekt klug oder sinnvoll ist, darüber kann man ja diskutieren. Aber diese Vorwürfe weise ich ganz entschieden als unanständigen Anwurf zurück. Ich habe zum Projekt immer präzise und korrekte Auskünfte erteilt.

VN: Die Angebotsöffnung ist bereits erfolgt, die Öffentlichkeit wurde aber erst vor wenigen Tagen informiert. Kein Zeichen von Geheimhaltung?

Sausgruber: Diesen Vorwurf halte ich für massiv übertrieben. Zehn Bürgermeister im Montafon wussten vom Projekt, die Bregenzer Festspiele, die Behörden, Kulturministerin Schmied, zahlreiche Betriebe im Montafon, die als Sponsoren angefragt wurden – was das mit einem Geheimplan zu tun hat?

VN: Was halten Sie persönlich vom Projekt?

Sausgruber: Nach anfänglicher Zurückhaltung werte ich die gemeinsame Willensbildung der Montafoner als sehr positiv. Es ist ein Projekt mit touristischem Aspekt und kulturellem Hintergrund.

VN: Die Abteilung Umweltschutz des Landes warnt vor der Möglichkeit von Felsstürzen. Wird diese Gefahr auch ernst genommen?

Sausgruber: Natürlich. Inwieweit das Projekt aber Menschen gefährden könnte, diese Abwägung steht mir nicht zu. Aber ein entsprechendes Verfahren läuft bereits.

VN: Umweltminister Josef Pröll spricht sich vehement gegen Events im Hochgebirge, über der Baumgrenze aus. Verhallen seine Worte in Vorarlberg ungehört?

Sausgruber: Die „Silvretta-Arena“ ist über der Baumgrenze geplant, deshalb wird das Verfahren ja klären, ob das Projekt überhaupt bewilligt wird und wenn ja, mit welchen Auflagen. Wenn Minister Pröll von Events spricht, meint er sicher nicht Konzerte von Herbert Willi. Es dürfte ein Missverständnis sein, dass das Projekt Richtung Halligalli mit übertriebenem Lärm geht. Das wird es ganz bestimmt nicht.

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