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Gelungener 32. Feldkircher Neujahrsempfang zum Thema Flucht

Nahmen sich brandaktueller Themen an: Nahostexperte Dr. Michael Lüders (links) und Feldkirchs Bürgermeister Wilfried Berchtold.
Nahmen sich brandaktueller Themen an: Nahostexperte Dr. Michael Lüders (links) und Feldkirchs Bürgermeister Wilfried Berchtold. ©Bandi Koeck
Feldkirch-Stadt. (BK) Unter dem Titel "Flucht und kein Ende - Ursachen, Folgen und Lösungsmöglichkeiten der Flüchtlingskrise" referierte Nahostexperte Dr. Michael Lüders bis auf den letzten Platz gefüllten Montforthaus.
Impressionen vom 32. Feldkircher Neujahrsempfang im Montforthaus

“Mit guten Vorsätzen muss man höllisch aufpassen. Steckt man sich selbst unrealistische Ziele, ist das Scheitern vorprogrammiert.” Mit diesen Worten eröffnete Feldkirchs Bürgermeister Wilfried Berchtold in seiner 30-minütigen Ansprache den 32. Neujahrsempfang im Montforthaus. Das Jahr 2016 werde von den Geschehnissen von 2015 überschattet, welches als extremes Jahr in Erinnerung geblieben sei, so Berchtold weiter. Er erwähnte den Vertrag der Städtepartnerschaft mit Sigmaringen, der 2016 sein 20-jähriges Jubiläum feiert. “Dass wir Vorarlberger für die Schwaben eine Sympathie hegen, hat viele Gründe.” Diese wären nicht nur christliche Tugenden und dass beide Städte den Heiligen Fidelis als gemeinsamen Stadtpatron hätten. “Bei uns gilt das Wort ‘Schwob’ nicht als Schimpfwort” so das hiesige Stadtoberhaupt. Auch Bürgermeister Thomas Scherrer aus Sigmaringen war zugegen.

Als Ehrengäste begrüßte Berchtold Bischof Benno Elbs, Generalvikar Monsignore Rudolf Bischof, den Präsidenten des Vorarlberger Landtags Harald Sonderegger, Gabriele Nußbaumer, Karlheinz Rüdisser, LR Erich Schwärzler, BR Edgar Mayer, Landtagabgeordnete und Vizebürgermeisterin Barbara Schöbi-Fink und Daniel Allgäuer. Weiters nahm eine ganze Schar von Stadt- und Ortsvorstehern Platz in den ersten Reihen, darunter auch Feldkirchs Ehrenbürger und Alt-Bürgermeister Heinz Bilz und die ehemalige Vize-Bürgermeisterin Erika Burtscher.

“Plötzlich standen Menschen vor der Tür.” Mit diesem Satz leitete Berchtold ins Thema Flüchtlinge ein. “Der Bürgerkrieg, der in Syrien wütet, ist nur vier Flugstunden von hier entfernt.” Berchtold möchte Feldkirch als freundliches Gesicht der Vorarlberger Flüchtlingspolitik präsentieren und den Strom unter besten Bedingungen bewältigen. “Ich bin kein Gutmensch und auch kein Träumer. Ich tu es aus Solidarität” so Berchtold, der sagte, dass nicht die Aufnahme von Flüchtlingen die große Aufgabe sei, sondern die Integration, die nicht im Sinne falsch verstandener Toleranz beschönige, sondern Dinge beim Namen nenne.

Dr. Michael Lüders, der als analytisch klarster und medial einflussreichster Nahostexperte gehandelt wird, schaffte es in seinem Referat, die oft verwirrenden Zusammenhänge der einzelnen Interessensgebiete aus der arabischen Welt klar aufzuzeigen. “Der Höhepunkt dieser Flüchtlingswelle ist noch nicht erreicht – wir stehen erst am Anfang” so die zentrale Aussage in eine düstere Zukunft. Lüders meinte, dass es Staaten wie Libyen, Tunesien oder Syrien nur mehr auf dem Papier gäbe und dass als nächstes Ägypten an der Reihe wäre: “Wenn bei 80 Millionen Einwohner nur 10 % flüchten, dann wird Lampedusa in Italien regelrecht überschwemmt” so der Experte.

Die Hauptschuld für die Entstehung des sog. “Islamischen Staates” gab Lüders den USA, für die Nahostkrise um Syrien weiters auch Großbritannien und Frankreich, welche sich bis dato weigern, Flüchtlinge aufzunehmen und eine direkte Schuld hätten, da sie nach dem Ersten Weltkrieg Grenzen mit dem Lineal gezogen hätten. Auch Saudi-Arabien, das von den USA aufgrund von Erdölinteressenten hofiert werde, wo täglich öffentliche Enthauptungen und Menschenrechte mit den Füßen getreten werden, aber auch die Türkei, welche den IS unterstützt, um die Kurden zu schwächen, seien direkt an dem Konflikt beteiligt. “Türken mischen sich immer mehr in den Syrienkrieg ein mit einer sehr absurden Politik.” Diesen Staaten und auch der EU unter der Führung von Angela Merkel warf Lüders Kurzsichtigkeit vor. “Die einzigen, die wissen, wie Syrien tickt, sind die Russen.” Der IS warte regelrecht nur darauf, dass wir Europäer Bodentruppen nach Syrien entsenden würden. Der IS sei nämlich militärisch nicht zu besiegen. Als Worst-Case-Scenario zeichnete Dr. Lüders zum Schluss seiner Ausführungen auf, dass sich nicht-integrierte Flüchtlinge zu Banden und Milizen zusammen tun und Rechtsextremen gegenüberstünden. “Wir müssen schnell handeln, sonst stehen uns sehr sehr unruhige Zeiten bevor” so Lüders zur EU, die für ihn bisher eine Schönwetterorganisation war, die schöne Worte und Subventionen verteilt hätte.

Im Anschluss gab es im vollen Foyer traditionell Most mit Brot.

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