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Gelebte Integration in Fraxern

Die Fraxner Flüchtlingsfamilien mit Bürgermeister Steve Mayr und den Leitern der Arbeitsgruppe Integration/Flüchtlingshilfe Fraxern Sandra Kathan und Peter Hein.
Die Fraxner Flüchtlingsfamilien mit Bürgermeister Steve Mayr und den Leitern der Arbeitsgruppe Integration/Flüchtlingshilfe Fraxern Sandra Kathan und Peter Hein. ©hw
Zwei Flüchtlingsfamilien – eine 8-köpfige Irakische und eine 3-köpfige Familie aus Afghanistan – haben, für die Zeit ihres laufenden Asylverfahrens, in von der Caritas angemieteten Privat-Wohnungen in Fraxern ihr neues Zuhause gefunden.
Kappele-Jugend
Kiga Fraxern
AG Integration Fraxern

Fraxern. (hw) Bereits im Vorfeld hatte sich ein großer Teil der Bevölkerung entschlossen, aktiv an der Flüchtlingshilfe im eigenen Dorf mitzuwirken und damit einen Beitrag für Mitmenschlichkeit zu leisten. Die Bürgerbeteiligungsgruppe „Arbeitsgruppe Integration/Flüchtlingshilfe Fraxern“ wurde nach einer von Bürgermeister Steve Mayr im Herbst abgehaltenen Bürgerversammlung unter dem Motto „Gemeinsam Wunder wirken“ gegründet. Die Leitung dieser Gruppe haben Sandra Kathan (20) und Peter Hein (72) übernommen. In unzähligen ehrenamtlichen Stunden organisieren die beiden seither mit viel Herzblut die Hilfsorganisation in Fraxern und die Betreuung der Flüchtlingsfamilien vor Ort, in enger Zusammenarbeit mit der Caritas und der Gemeinde. Der Arbeitsgruppe Integration gehören aktuell 53 Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder an, die alle seit Wochen Unglaubliches an Unterstützung leisten, welche das tägliche Leben der Asylsuchenden erleichtern und sie bei vielen Behördengängen und weiteren, täglich auftretenden Herausforderungen unterstützen. „Ich bin wahnsinnig stolz darauf, was wir Bürger gemeinsam auf die Füße stellen konnten. Es ist unglaublich, wie viele Leute die Flüchtlingsfamilien unterstützen und ihnen täglich helfen. Dafür möchte ich mich bei den sehr engagierten Fraxnern bedanken“, zeigt sich Sandra Kathan über die Welle an Solidarität und Hilfsbereitschaft in ihrem Heimatdorf begeistert.

Deutsch-Kurse
Da es für die Teilnahme an Deutsch-Kursen über die Caritas sehr lange Wartezeiten gibt, wurde in Fraxern auch hier rasch und unbürokratisch geholfen. Die Untergruppe „Deutsch-Kurse“ wurde eingerichtet. Von Carina Neuhauser (18) organisiert, unterrichten zehn Frauen und Männer die Asylwerber abwechselnd an fünf Tagen pro Woche. Ein sehr zeitintensiver Einsatz, für den die beiden Familien überaus dankbar sind. „Insgesamt spürt man sehr deutlich das Bemühen der Asylsuchenden, sich mit den Gepflogenheiten und Werten ihrer neuen Heimat vertraut zu machen und sich einzufügen“, freut sich Peter Hein über die positive Einstellung.

Das ganze Dorf aktiv – Groß und Klein hilft mit

Über die Arbeitsgruppen-Grenze hinaus sind die beiden Familien sehr wohlwollend und freundschaftlich im ganzen Dorf aufgenommen worden. Die Bevölkerung lädt die beiden Familien regelmäßig zu Veranstaltungen in der Gemeinde und von Ortsvereinen ein. So haben die jungen Männer auch die Einladung des Fußballclubs zum wöchentlich Fußballtraining sehr gerne angenommen.
Eine Welle der aktiven Hilfsbereitschaft zieht seit Dezember 2015 durch das ganze Dorf. Gleich nach Ankunft der ersten Familie wurden Kleidung, Spielsachen, Haushalts- und Gebrauchsgegenstände gespendet. Auch großzügige Spendengelder, sowohl von privaten Personen als auch von Vereinen, wie z.B. dem „Theaterverein Macomoth Biroko Fraxern“ erreichen das eigens für die Flüchtlingsfamilien eingerichtete Spendenkonto. Dieses Geld wird für dringend Notwendiges verwendet, das über Sachspendensammlungen nicht zusammen gebracht werden konnte und auch von der Caritas nicht finanziert werden kann.
Die Pädagoginnen des Kindergartens Fraxern haben bereits  vor Weihnachten ein besonderes Geschenk für die Flüchtlingskinder organisiert, das die Kinder persönlich überreicht haben. In den letzten Tagen haben auch die Kinder der „Kappele-Jugend“ die beiden Flüchtlingsfamilien besucht, um ihre Sachspenden zu überbringen, die aus der Advent-Aktion des Kapellenvereins bzw. der Jugend resultieren. Auch bei dem von der Pfarre veranstalteten Kartoffeltag wurden die Flüchtlinge zur aktiven Mitarbeit eingeladen.
Die Kinder der irakischen Familie besuchen den Unterricht an der Volksschule Fraxern und der Mittelschule Klaus. Auch außerhalb der Gemeindegrenzen kommt den Flüchtlingsfamilien regelmäßig Hilfe zu. Etwa durch private Dolmetscher, welche zeitweise die Verständigung zwischen den Asylsuchenden und den Fraxnern erleichtern. Oder einer der Vermieter an die Asylanten, der sich weit über das Vermieter-Verhältnis hinaus mit Hilfs- und Unterstützungsleistungen beiden Flüchtlingsfamilien gegenüber einbringt. Integration ist in Fraxern nicht nur ein Begriff, hier wird sie tatsächlich gelebt.

Beschäftigung anbieten
Was sich die Verantwortlichen der Gemeinde und der Flüchtlingshilfe nun noch wünschen, ist, dass den beiden Familien, während ihrer Wartezeit auf Asylbescheid, in Fraxern Beschäftigungen angeboten werden. Das können Gemeinde, Pfarre, Vereine und auch private Personen jeweils eigenständig initiieren und über die „Nachbarschaftshilfe“ der Caritas in Auftrag geben. Für diverse kleine Hilfsdienste (putzen, bügeln, Gartenarbeiten, kleinere Arbeiten in Haus und Hof, auf Wiesen und Feldern usw.) können die Asylsuchenden zeitlich begrenzt beschäftigt werden. Durch die Anmeldung der einzelnen Beschäftigungen über die „Nachbarschaftshilfe“ sind die Menschen während der Erledigung der Arbeiten über die Caritas versichert. Detail-Infos erhält man bei der Caritas oder der Gemeinde.

Leitung Arbeitsgruppe Integration/Flüchtlingshilfe Fraxern

Sandra Kathan (20)
Beruf:
Kindergartenpädagogin
Hobbys:
Zeichnen, Gitarre spielen
Ehrenamt: Leitung Arbeitsgruppe Integration/Flüchtlingshilfe Fraxern
Persönliche Motivation zur aktiven Flüchtlingshilfe: Beim Verfolgen der Flüchtlingssituation über die Medien war mir schnell klar, hier aktiv helfen zu wollen. Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen, als von zu Hause flüchten zu müssen, geliebte Menschen, seine Heimat, vertraute und private Dinge zurücklassen zu müssen. Meine Familie und ich haben uns bei Gemeinde und Pfarre für eine Bürgerversammlung eingesetzt, um mit allen Mitbewohnern die Situation zu diskutieren. Die Welle an Gleichgesinnten schlug hoch, und gemeinsam hat sich daraus die Arbeitsgruppe Integration zur aktiven Flüchtlingshilfe in Fraxern entwickelt.

Persönliches Statement: Ich bin wahnsinnig stolz darauf, was wir gemeinsam in Fraxern leisten und auf die Füße stellen. Es ist unglaublich, wie viele Leute die Flüchtlingsfamilien unterstützen und helfen. Dafür möchte ich mich bei den sehr engagierten FraxnerInnen bedanken.

Peter Hein (72)
Beruf: Pensionierter Dipl.-Ing. für Nachrichtentechnik; Entwicklungs- und Forschungsmanagement
Hobbys: Tischlerarbeiten, Reisen, Wandern, Lesen
Ehrenämter: Flüchtlingshilfe Fraxern, Mitarbeit bei Marriage Encounter Vorarlberg, Betreuung eines behinderten Freundes 
Persönliche Motivation zur aktiven Flüchtlingshilfe: mehrfache Eigenerfahrungen als zugezogener Fremder/Ausländer
Persönliches Statement: Sehr erfreulicher und motivierender Einsatz vieler Freiwilliger in Fraxern und im Ländle. Die Asylsuchenden nehmen dankbar die Hilfe an, und es besteht seitens der Asylsuchenden großes Interesse am Deutschunterricht. Deutlich spürbar ist ihr Bemühen, sich mit den Gepflogenheiten und Werten ihrer neuen Heimat vertraut zu machen und sich einzufügen.

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