Die Abschaffung des Zivildienstes und Einschränkung des Ehrenamtes würde das Rote Kreuz schwer treffen, meint Landesrettungskommandant Werner Meisinger. Der Landesverband Vorarlberg beschäftigt rund 200 Zivildiener pro Jahr und an die 1.500 ehrenamtliche Mitarbeiter. Allein die Abschaffung des Zivildienstes würde zusätzliche Kosten von jährlich etwa 5,5 Millionen Euro verursachen – denn jeder „Zivi“ müsste durch einen hauptberuflichen Mitarbeiter ersetzt werden. Und die EU-Richtlinie wäre gleichbedeutende mit einem „Todesstoß“ für das ehrenamtliche Engagement im Land, so Meisinger. Das wäre doppelt bitter: Neben einem Mangel an Arbeitskräften als unmittelbare Folge würde dem Roten Kreuz nämlich auch langfristig geschadet. Ein Großteil der hauptberuflichen Mitarbeiter wird nämlich über Zivildienst oder Freiwilligentätigkeit rekrutiert.
Verlust der Zivildiener „ganz schlimme Sache“
Martin Kopf von der Lebenshilfe Vorarlberg zeichnet ein ähnliches Bild. Dort arbeiten derzeit 105 Zivildiener und 700 Freiwillige. Der Verlust der Zivildiener wäre eine „ganz schlimme Sache“, denn: „auf die sind wir angewiesen.“ Das Ehrenamt wiederum hat vor allem historisch eine sehr große Bedeutung für die Lebenshilfe, weil es sich dabei um den „Kern“ des Vereins handle. Wie Meisinger sieht auch Kopf einen massiven finanziellen Mehraufwand auf die Gesellschaft zukommen. In seinem Fall würde das insbesondere die Erhöhung des Betreuungsgeldes bedeuten. Deswegen sei es im Interesse aller, dass bald eine praktikable Lösung gefunden werde. Und wie das Rote Kreuz betrachtet auch die Lebenshilfe Zivis weniger als „Arbeiter auf Zeit“, und mehr als „Mitarbeiter von morgen.“
Zivildienst oder freiwilliges soziales Jahr?
In der Debatte um den Zivildienst in Österreich möchten sich weder Meisinger noch Kopf festlegen. Kopf will sich zunächst die verschiedenen Alternativen ansehen und dann entscheiden. Ob das von der SPÖ lancierte soziale Jahr tatsächlich die Lösung aller Probleme ist, hält aber auch er für fraglich. Meisinger möchte keinen Standpunkt beziehen, sieht es aber als seine Pflicht an, die Menschen darüber aufzuklären, was im Falle der Abschaffung des Zivildienstes auf sie zukomme. Und das sind vor allem steigende Kosten, die dann die Gesamtheit zu tragen habe. Deswegen wünscht er sich einen runden Tisch, an dem neben den politischen Entscheidungsträgern aller Ebenen auch die Sozialversicherungsträger Platz nehmen sollen.
“Ende der Sozialromantik”
Weniger zurückhaltend gibt sich da schon Peter Rosenzopf, Geschäftsführer des Kolpinghauses Dornbirn. Alle drei Häuser beschäftigen im Moment acht Zivildiener und 45 Freiwillige. Die Idee eines freiwilligen sozialen Jahres bringt ihn regelrecht auf die Palme. Seine Organisation erwirtschafte schlicht nicht genug Geld, um sich diese besondere Form bezahlter Freiwilligkeit leisten zu könne. Zudem sei nicht sicher, wie viele junge Menschen überhaupt willens seien, für 1.300 Euro monatlich im sozialen Bereich tätig zu sein. Er fordert daher ein „Ende der Sozialromantik“ und wünscht sich stattdessen eine detaillierte Studie um herauszufinden, wie groß das Interesse am freiwilligen sozialen Jahr tatsächlich ist.
Recht gelassen sieht Rosenzopf hingegen die EU-Initiative zur Beschränkung der Arbeitszeit. Ein Zustandekommen hält er für höchst unwahrscheinlich, weil mit der Richtlinie das gesamte Vereinswesen fallen würde. (VOL.AT)
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