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Gefangener in einem Kreisel

Bregenz - Ronny Hogge und die Schulden. Ein Paar, dessen Scheidung noch sechs Jahre dauert.

Er ist ein Kämpfer. Das bestätigt ihm auch sein Betreuer von der IFS-Schuldenberatung Othmar Krämer. „Ein Klient, wie ich ihn mir nur wünschen kann.“ Ein junger Klient. Denn Ronny Hogge ist erst 26 Jahre alt. Doch sein Leben bereits jetzt ein pralles Archiv. Ronny Hogge befindet sich im Privatkonkurs. Mit 80.000 Euro hat er sich selbst in den Ruin geritten, muss unter großem Verzicht Cent für Cent zurückstottern, um seine vom Gericht vorgegebene Quote zu erfüllen. Jetzt noch sechs lange Jahre.

Gedankenlos

Der Bregenzer heischt nicht nach Mitleid und sucht nicht nach Schuldigen an seinem Schicksal. Ungeschminkt erzählt er davon, wie es so weit kam. „Ich übernahm 2004 das Kurierdienst-Unternehmen von meiner Mutter. Gemeinsam mit meinem Bruder. Ich arbeitete hart. Aber ich war gedankenlos. Keine Kostenkalkulation, sinnlose Anschaffungen, leichtfertiger Umgang mit Geld. Auf einmal waren die verdammten Schulden da.“ Sie ließen den jetzt zweifachen Familienvater nicht mehr los. Da konnte er buckeln, wie er wollte. Kam er nach harten Tagen nach Hause, lagen sie auf seinem Schreibtisch – die Rechnungen, Mahnungen, Forderungen von Finanzamt und Sozialversicherung. „Schulden“, sagt er heute, „saugen dich aus. Lassen dich nicht mehr schlafen, bringen dich zum Streiten. Du leihst da Geld aus, dann dort. Du kannst es nicht zurückzahlen. Traust dich an bestimmte Orte nicht mehr hin. Entsetzlich!“

Eine Odyssee

Am 23. Dezember 2005 um 20.30 Uhr hatte er die Nase voll. „Ich kam nach einem mörderischen Arbeitstag nach Hause. Und da waren wieder einige mehr von diesen Rechnungen. Ich war fertig und beschloss, als Unternehmer aufzugeben.“ Fertig war damit seine Schuldenodyssee freilich nicht.“ Ronny arbeitete für seinen Bruder. Aber auch der geriet in Schwierigkeiten. Ronny suchte erstmals den Kontakt zur Schuldenberatung, konnte damals jedoch Termine nicht wahrnehmen. „Weil ich unvermittelt immer wieder fahren musste.“ Der Kreisel zwischen Kampf und Hoffnungslosigkeit drehte sich weiter. Gerichtsvollzieher im Haus, Dauerstreit mit seiner Partnerin, der Mutter seiner zwei kleinen Kinder. Trennung.

Die Wende

Vor gut einem Jahr dann schaffte Ronny die Wende. Er bekam eine Anstellung bei einem rennomierten Transportunternehmen und entschied sich für den Privatkonkurs. Er fand wieder zu seiner Partnerin. „Auch wegen der Kinder.“ Ronny Hogge hat die Welt der kleinen Freuden entdeckt. Ein Essen mit seiner Freundin, für das er rigoros sparen musste. Die Vorfreude auf den dritten Geburtstag seiner Tochter. Die Aussicht auf zwei Wochen Urlaub im Campingwagen seiner Mutter. Ronny steht zu seiner Geschichte. Er lässt sie deshalb auch mit Bild und vollem Namen zu. „Weil ich möchte, dass Menschen erfahren, wie schnell sie in Schwierigkeiten kommen können. Vielleicht kann ich damit jemandem helfen.“ Respekt.

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