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Gebärmutterhalskrebs: Land zögert bei Impfung

Finanzierung der teuren Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs wird von Land und Gebietskrankenkasse abgelehnt.
Finanzierung der teuren Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs wird von Land und Gebietskrankenkasse abgelehnt. ©Bilderbox/Symbolbild
Bregenz - Finanzierung der teuren Impfung wird von Land und Gebietskrankenkasse abgelehnt.

Rund 600 Euro kostet derzeit eine Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs. Das können sich viele Eltern nicht leisten. Eine Finanzierung im Alleingang ist in Vorarlberg derzeit aber kein Thema. Land wie Gebietskrankenkasse lehnen ein solches Ansinnen ab. Zum einen erscheint die Datenlage zu dünn, zum anderen sei die Impfung, die ab dem 12. Lebensjahr verabreicht werden kann, selbst unter Experten umstritten. „Ein Abwarten ist vertretbar, weil wir eine gut funktionierende gynäkologische Vorsorge haben“, sagt etwa Landessanitätsdirektor Dr. Christian Bernhard. Auch GKK-Obmann Manfred Brunner verweist auf die hohe Vorsorgedichte und meint: „Zuerst sollen sich die Fachleute einigen.“

Eine “reine Kostenfrage”

Anders sieht das die FPÖ. „Immerhin stellt der Gebärmutterhalskrebs die zweithäufigste Krebserkrankung bei Frauen dar“, begründet Gesundheitssprecher Dr. Hubert Kinz den Vorstoß. Er spricht sich für eine „möglichst breite Durchimpfung“ des infrage kommenden Personenkreises aus. Die Mittel sollen Land und GKK aufbringen. Laut seinen Informationen würden auch Frauenärzte eine solche flächige Impfaktion grundsätzlich befürworten. „Sie haben nur Bedenken, dass die Mädchen dann meinen, nicht mehr zur Vorsorge gehen zu müssen“, so Kinz. Medizinische Gründe, die dagegensprechen, seien ihm keine bekannt. Es handle sich also um eine reine Kostenfrage.

Tatsächlich gerät die seit etwa drei Jahren angebotene HPV-Impfung immer wieder einmal in die Kritik, unter anderem auch wegen angeblicher Todesfälle. Dennoch finanzieren verschiedene Staaten die Impfung aus öffentlichen Geldern. Österreich entschied sich im letzten Jahr dafür, stattdessen die Meningokokken- und Pneumokokkenimpfung im nationalen Kinderimpfprogramm zu verankern. „Wir halten uns an diese Entscheidung und streben zum jetzigen Zeitpunkt auch keine Insellösung an“, stellt Gesundheitslandesrat Dr. Rainer Gögele dezidiert fest. Außerdem sei, im Gegensatz zur HPV-Impfung, der Nutzen bei den vorgenannten Impfungen belegt.

Erfahrungen abwarten

Christian Bernhard räumt ein, dass es sehr wohl Überlegungen für eine HPV-Impfaktion im Land gegeben habe. Doch nun fließen die budgetierten Geldmittel in die Meningokokken- und Pneumokokkenimpfung. Ganz unzufrieden ist er damit nicht. „So können wir in Ruhe weitere Erfahrungen abwarten“, sagt Bernhard. Und fügt zur Beruhigung noch an: „Erst bei der letzten Konferenz haben wir das Thema wieder besprochen. Es ist präsent.“

Für GKK-Obmann Manfred Brunner kommt ebenfalls nicht infrage, dass „eine einzelne Kasse bei der HPV-Impfung eigene Wege geht“. Zumal die Impfung auch noch nicht als „so zielführend“ eingestuft werde. „Im Moment ist uns die gynäkologische Vorsorge wichtiger“, lautet die klare Ansage. Denn auch eine Impfung ersetze diese nicht. In Vorarlberg erkranken jährlich etwa 15 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Bundesländer wie Niederösterreich und das Burgenland haben HPV-Impfaktionen schon bezuschusst.

Stichwort: Humane Papillomviren

Humane Papillomviren (HPV) infizieren Zellen der Haut- und/oder der Schleimhaut. Meistens verursachen sie keine Symptome. Einige der bislang über 100 bekannten HPV-Typen sind für die Entstehung von gewöhnlichen Hautwarzen (Papillomen) verantwortlich, zum Beispiel in Gesicht, an Händen oder Füßen. Cirka 30 HPV-Typen befallen indes vorrangig Geschlechtsteile und After. Je nach Virustyp kann eine Infektion mit diesen hauptsächlich sexuell übertragbaren Erregern zu harmlosen Genitalwarzen oder zu auffälligen Gewebeveränderungen an Gebärmutterhals, Vulva, Penis oder After führen. Die häufigste durch HPV hervorgerufene Krebserkrankung ist Gebärmutterhalskrebs.

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