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"Für mich war Vegan-sein was total Komisches"

Ann-Kathrin Freude lebt schon seit längerem vegan. VOL.AT traf sie zum Gespräch.
Ann-Kathrin Freude lebt schon seit längerem vegan. VOL.AT traf sie zum Gespräch. ©VOL.AT/Mayer, Canva Pro
Mirjam Mayer (VOL.AT) mirjam.mayer@russmedia.com
Ann-Kathrin Freude ist seit 2016 Veganerin. Im VOL.AT-Gespräch spricht sie über den veganen Jänner und ihre Erfahrungen.

Der Veganuary ermutigt Menschen, sich einen Monat lang vegan zu ernähren. Ann-Kathrin Freude, bekannt durch ihr Engagement beim VGT, verzichtet schon seit Jahren auf tierische Produkte.

Vegan "mal ausprobieren"

"Das ist ein super Einstieg, um das mal auszuprobieren", meint sie im VOL.AT-Gespräch zum veganen Januar. Man könne das Ganze locker angehen und einen Monat lang für sich ausprobieren, was schmecke. Auch zu wissen, dass man es nicht alleine mache, könne hilfreich sein, meint sie.

"Laut Studien braucht man ungefähr 22 Tage bis einen Monat, bis sich Gewohnheiten auch mal umstellen können", so Ann-Kathrin gegenüber VOL.AT. "Vielleicht bleiben dann einige sogar mehr dabei als sie es jetzt grade vielleicht denken."

Seit 2016 ernährt sich Ann-Kathrin vegan. ©VOL.AT/Mayer

Milch schmeckte "extrem nach Kuh"

"Ich war zuerst sehr lange vegetarisch", verrät sie. Sie habe keine Tiere mehr essen wollen. "Ich habe immer gesagt, vegetarisch werde ich nie", meint sie und schmunzelt. Mit dem Vegan-Sein habe sie es zuerst auch so gehalten. Sie habe aber nicht "nie" sagen wollen, ohne es auszuprobieren. So wagte sie schließlich einen Probemonat mit Tipps und Rezepten der veganen Gesellschaft.

Als sie sich danach auf ihre Milch im Kaffee gefreut habe, passierte folgenden: Die Milch habe plötzlich so "extrem nach Kuh geschmeckt", wie man das etwa von Ziegen- oder Schafmilch kenne. Dann kam der Entschluss, dabei zu bleiben. Heute trinkt Ann-Kathrin Freude ihren Kaffee seit mittlerweile 6 Jahren mit neutraler Sojamilch, ansonsten greift sie aber auch gerne zu Hafermilch.

Vegane Fleisch-Ersatzprodukte können beim anfänglichen Umstieg helfen, wie Ann-Kathrin Freude erklärt. ©AP Photo/Richard Drew

Von veganen Schnitzel und Burgern

Wenn Freude heute nach fleischigem Geschmack sucht, findet sie diesen etwa in gebratenen Pilzen. Von Fleischalternativen hielt sie erst nicht viel, auch da es 2016 noch nicht so gute gegeben habe. "Inzwischen finde ich es schon ganz cool, manchmal einfach auch Nuggets haben zu können und auch einen Burger mit einem fleischähnlichen Leibchen drauf", gibt sie zu verstehen. Ersatzprodukte gebe es wie bei anderen Fertigprodukten auch gute und schlechte.

"Ich finde, es hilft grade am Anfang auch beim Umstieg", meint sie zu veganen Würstchen, Aufschnitt und Schnitzel. "Meine Eltern zum Beispiel, die sind sehr fern noch vom Vegan-sein – trotz meiner Arbeit als Tierschützerin. Aber für sie ist grade dieses Ersatzprodukt-ausprobieren voll das Highlight." So lande etwa bei Mama und Papa öfters ein veganes Schnitzel am Mittagstisch.

Die Tierschützerin bei einer Aktion des "Verein gegen Tierfabriken" (VGT). ©Philipp Steurer

Eine "Mozzarella-Veganerin"

Am schwersten fiel ihr der Verzicht auf Mozzarella: "Ich war eineinhalb Jahre lang Mozzarella-Veganerin", gibt sie im VOL.AT-Gespräch zu. Auf Pizza, Nudeln und manchmal sogar zum Frühstück habe sie den Käse gegessen. "Ich habe das aber ganz entspannt genommen für mich", meint Freude. Sie habe niemandem davon erzählt, sondern erstmals angenommen, dass es für sie schwierig war.

"Ich habe immer weniger genommen und irgendwann war es mir einfach egal", schildert sie. "Es war wirklich eine Art Abhängigkeit." Mittlerweile setzt sie auf dünn geschnittene und gebratene Auberginenscheiben. Das Vorurteil, dass Veganer nur Grünzeug und Gemüse essen, stimme definitiv nicht mehr: "Es gibt auch bei uns die einen, die extrem auf die Ernährung achten", erklärt Ann-Kathrin. Es gebe aber auch Veganer, die Junkfood-, Pudding- und Burger-Liebbhaber seien. Sie sehe sich zwischendrin.

Der Verzicht auf Mozzarella fiel Freude anfangs schwer. ©Symbolbild: Pixabay

Veganes Kochen will gelernt sein

Veganes Kochen und Backen müsse man lernen, meint sie. Was für sie nicht funktioniert habe, sei, nicht vegane Rezepte auf Gutdünken umzuwandeln: "Da sind die Kuchen sitzen geblieben, sind bröselig geworden", meint Freude. Was hingegen gut funktioniert habe, sei ein veganes Kochbuch oder Backbuch herzunehmen. "Ich glaube, das braucht es einfach am Anfang", verdeutlicht sie.

Wie man das Backen erst lernen müsse, müsse man auch anfangs beim veganen Kochen lernen, was funktioniere und worauf man achten müsse. "Einfach am Anfang ein bisschen liebevoll mit sich umgehen, sich nicht so arg ins Gericht nehmen und dann funktioniert das auch gut", meint Ann-Kathrin gegenüber VOL.AT. "Für mich war Vegan-sein was total Komisches: nicht gesund und extrem." Wenn man diese Vorurteile abbaue und ganz locker an die Sacher rangehe, werde man feststellen, dass es einfach sei und sogar Spaß machen könne.

(VOL.AT)

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