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Fünfmal täglich Adrenalin-Bombe

©Gary Wainwright
Beim Skydiving Event Hohenems springt die Elite des Fallschirmsports Formationen. W&W war mit oben.

Von Anja Förtsch (Wann&Wo)

„Two minutes!“ Der Pilot neben uns schreit mit aller Kraft gegen das ohrenbetäubende Motorengeräusch der Cessna an, damit ihn die 18 Menschen im Bauch des Flugzeugs hören. Das Knäuel, das die bisherigen gut 20 Flugminuten regungslos und konzentriert auf dem Boden der Maschine saß, erwacht zum Leben. Hände heben sich, klatschen ein und zurren noch ein letztes Mal Rucksäcke und Anzüge fest. Dann öffnet sich die Tür und die Springer stürzen sich einer nach dem anderen aus der Maschine – und die geht sofort in den Sturzflug, die Instrumente heulen auf, der Pilot neben uns reißt das Steuer nach oben, drückt gefühlt tausend Knöpfe und bekommt die Cessna schließlich wieder unter Kontrolle. Dass einem ein bisschen das Herz stehen bleibt, wenn man aus gerade einmal einem Meter Entfernung sieht, wie sich 18 Menschen 4400 Meter in die Tiefe stürzen, darauf waren wir vorbereitet. Dass das Flugzeug direkt danach natürlich ins Trudeln gerät, weil der Druck abfällt und sie auf einen Schlag immerhin gut 1200 Kilogramm Gewicht verliert, darauf waren wir nicht vorbereitet. „Lebst du noch?“, fragt uns der Pilot grinsend.

25 mal 4400 Meter runter

Was uns den Magen in die Kniekehlen schickt, ist für die Teilnehmer des Skydiving Events am Flugplatz Hohenems Routine. Seit Montag und noch bis Freitag springt dort jeder Einzelne der rund 100 besten Fallschirmspringer der Welt fünf bis sechs Sprünge pro Tag – 25 oder sogar mehr Sprünge pro Person innerhalb von nur einer Woche also. Im Fall von Ian Hodgkinson, Künstlername Milko, ist das aber höchstens Kleingeld auf dem Sprung-Konto: Der 47-jährige Brite springt seit 20 Jahren. „Täglich“, wie er WANN & WO erzählt. Gut 25.000 Fallschirmsprünge sind so bereits zusammengekommen. Und 120 davon absolvierte der Fallschirmspring-Trainer mit einem ganz außergewöhnlichen Schüler: Tom Cruise. „Ich habe Tom für seine Rolle in ‚Mission Impossible‘ trainiert“, erklärt Milko. Und verrät: „Er war einer der besten Schüler, die ich je hatte! Immer fit, immer fokussiert. Wirklich klasse.“ Durch seinen Job als Trainer hat Milko bereits 35 Länder bereist und zahllose andere Springer kennengelernt.

Welt-Elite in Hohenems

Einer davon ist Markus Kordesch, der das Skydiving Event in Hohenems gemeinsam mit seinem Sohn Marcel Boss organisiert und den Briten eingeladen hat – so wie weitere Vertreter der Fallschirmsport-Elite aus insgesamt gut 20 Nationen. „Die springen hier Formationen, das heißt zwei Flugzeuge mit je 18 Personen fliegen hoch und bis auf gerade einmal 30 Zentimeter Abstand aneinander heran. Dann springen aus beiden Maschinen alle Sportler gleichzeitig, bilden im freien Fall Formationen wie die Olympischen Ringe oder geometrische Muster, lösen sie auf, bilden neue und immer so weiter, bis sie unten sind.“

„Einfach machen!“

„Es ist großartig hier“, ist Milko begeistert. „Die Landschaft, die Leute, die Stimmung – ich war schon auf vielen solchen Events, aber das hier ist eines der besten!“ Für jeden, der diese Begeisterung selbst einmal erleben will, hat er genau einen Tipp: „Einfach machen! Springt einfach. Es ist eine unglaubliche Erfahrung und sobald ihr wieder unten seid, werdet ihr verstehen, warum wir es lieben.“ Und wer sich da noch nicht so sicher ist, kann ja bis Freitag erst einmal am Flugplatz in Hohenems zuschauen.

Mit WANN & WO auf dem Platz des Co-Piloten

WANN & WO durfte beim Skydiving Event in Hohenems mit nach oben fliegen – und kam mit einer gehörigen Portion Lust aufs selber springen wieder unten an:

Außerdem sind Zuschauer noch bis Freitag auch jederzeit von 8 bis 19 Uhr am Flugplatz in Hohenems willkommen.

>>Hier die ganze WANN & WO-Ausgabe online lesen<<

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