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Friedensnobelpreis 2013 geht an Chemiewaffenkontrolleure OPCW

Die OPCW ist für die Umsetzung der Chemiewaffenkonvention aus dem Jahr 1997 zuständig.
Die OPCW ist für die Umsetzung der Chemiewaffenkonvention aus dem Jahr 1997 zuständig. ©AP
Der Friedensnobelpreis 2013 geht an die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW). Das teilte das Nobelkomitee des norwegischen Parlaments am Freitag in Oslo mit.
OPCW: Organisation für Chemiewaffenverbot
Stichwort: Der Friedensnobelpreis

Der mit umgerechnet 930.000 Euro dotierte Preis gilt als prestigeträchtigste Auszeichnung der Welt. Die Organisation ist für die Umsetzung der Chemiewaffenkonvention aus dem Jahr 1997 zuständig. Sie soll die Chemiewaffenbestände der Vertragsstaaten überprüfen und deren Vernichtung kontrollieren. Im vergangenen Jahr hatte das Nobelkomitee aus fünf Parteienvertretern die EU mit dem Friedenspreis geehrt.

Jagland: Kritik an USA und Russland

Die OPCW werde wegen ihrer “umfassende Arbeit für die Abschaffung chemischer Waffen” mit dem Preis ausgezeichnet, sagte Komiteechef Thorbjörn Jagland.

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OPCW-Jagland450 ©Jagland verkündet den diesjährigen Gewinner des Friedensnobelpreises. Quelle: EPA

Gewisse Länder seien der Organisation noch immer nicht beigetreten. Andere Staaten hätten die Deadline, um ihre Waffen zu zerstören, nicht eingehalten, erklärte Jagland nach Bekanntgabe des Preisträgers. Dies gelte insbesondere für die USA und Russland.

“Entwaffnung spielt in Alfred Nobels Willen eine wichtige Rolle”, führte Jagland in der Begründung aus. Das norwegische Nobelkomitee habe mit zahlreichen Preisen den Bedarf unterstrichen, Nuklearwaffen zu vernichten. “Mit diesem Preis an die OPCW will das Komitee zur Zerstörung von Chemiewaffen beitragen”, sagte Jagland. “Aktuelle Ereignisse in Syrien, wo Chemiewaffen erneut genutzt wurden, haben das Bedürfnis unterstrichen, die Bemühungen, solche Waffen zu zerstören, zu erhöhen”, führte das Nobelkomitee aus.

Syrien ab Montag 190. OPCW-Mitglied

Die OPCW hat derzeit 189 Mitgliedsstaaten – Syrien soll am kommenden Montag 190. Mitglied werden. Zurzeit sind Chemiewaffenkontrolleure in dem Land unterwegs, um Lager aufzusuchen und die Vernichtung der Waffen einzuleiten und die Zerstörung zu beaufsichtigen. In einem ersten Schritt sollen die Waffenfabriken und die Maschinen vernichtet werden, mit denen die giftigen Stoffe in Bomben gefüllt werden. Das gesamte Waffenarsenal soll bis Mitte 2014 abgerüstet werden.

“Die Chemiewaffenkonvention und ihre Wächter”: Zum Hintergrundbericht.

Die weltweit größten Chemiewaffenarsenale lagern in den USA und Russland. Zu den Staaten, die nach eigenen Angaben C-Waffenbestände haben, gehören außerdem Albanien, Indien, der Irak und Libyen. In den Konventionsstaaten gab es ursprünglich nach OPCW-Angaben rund 71.000 Tonnen chemischer Kampfstoffe, die in 8,6 Millionen Geschosse oder Behälter abgefüllt waren. Knapp 58.000 Tonnen davon wurden bisher unter Aufsicht zerstört. Zum Vergleich: Eine stecknadelkopfgroße Menge eines Nerven-Kampfstoffes genügt, einen erwachsenen Menschen binnen Minuten zu töten.

In den Blickpunkt der Öffentlichkeit rückte die OPCW mit dem Giftgasangriff im August in Damaskus. Bei der Attacke mit dem Nervenkampfstoff Sarin wurde mehr als 1.400 Menschen getötet. Der Angriff sorgte weltweit für Empörung. Um einen drohenden militärischen Vergeltungsschlag der USA abzuwenden, erklärte sich Syrien daraufhin zur Zerstörung seines C-Waffen-Arsenals bereit, das rund 1.000 Tonnen chemische Kampfstoffe umfassen soll.

OPCW-Direktor: “Ich fühle mich sehr geehrt”

Der Generaldirektor der OPCW hat die Zuerkennung des diesjährigen Friedensnobelpreises als “extrem wichtige” Stütze für seine Mitarbeiter bei ihrem Einsatz in Syrien gewertet. “Ich fühle mich sehr geehrt”, sagte Ahmet Üzümcü am Freitag im norwegischen Rundfunk. Er betrachte den Preis als eine Bestätigung für den Beitrag, den seine Organisation in den vergangenen 16 Jahren zum Frieden geleistet habe. “Ich sehe ihn auch als eine Anerkennung der Bemühungen unserer Mitarbeiter, die jetzt in Syrien sind, und die sehr mutige Anstrengungen unternehmen, um ihre Aufgabe zu erfüllen.”

16-jährige Malala galt als große Favoritin

Als eine große Favoritin für den Preis hatte in diesem Jahr unter anderem die 16 Jahre alte Malala gegolten, die sich in ihrer Heimat Pakistan gegen die Taliban für das Recht von Frauen und Mädchen auf Bildung einsetzt, unter anderem als Bloggerin. Mehrere Politiker hatten sich für eine Preisverleihung an das Mädchen stark gemacht. Sie selbst hatte sich aber bescheiden gegeben: “Das wäre eine große, große Ehre für mich. Ich glaube aber nicht, dass ich diesen Preis verdient habe. Bis dahin müsste ich noch viel mehr arbeiten.”

Barroso versichert OPCW Unterstützung der EU

EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso, der selbst den Friedensnobelpreis 2012 für die Europäische Union entgegengenommen hat, hat der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) zur diesjährigen prestigeträchtigen Auszeichnung gratuliert und ihr die weitere Unterstützung der EU versichert. Die Entscheidung des Nobel-Komitees sei “eine mächtige Anerkennung der wichtigen Rolle der OPCW bei der Einschränkung des Gebrauchs chemischer Waffen”, sagte Barroso am Freitag.

“Die EU ist entschlossen, bei der Zerstörung von Chemiewaffenvorräten behilflich zu sein”, versicherte Barroso. Die EU unterstütze die Bemühungen des OPCW vollständig und sei auch deren größter Beitragsleister. In Syrien sehe sich die Organisation bisher noch nie da gewesenen Herausforderungen ausgesetzt, die gemeinsame Mission mit den Vereinten Nationen zur Vernichtung der syrischen Chemiewaffenbestände werde auch von der EU aktiv unterstützt. So hat die EU zehn neue gepanzerte Fahrzeuge für die Chemiewaffenkontrolleure in Syrien bereitgestellt.

Barroso erinnerte daran, dass Europa selbst vor etwa 100 Jahren im ersten Weltkrieg das Leid erfahren habe, welche chemische Waffen verursachen. “Syrien zeigt nunmehr, dass diese abscheulichen Aktionen noch immer nicht aus dem menschlichen Verhalten ausgemerzt wurden.”

Einziger Nobelpreis, der in Oslo vergeben wird

Der Friedensnobelpreis ist der einzige Nobelpreis, der nicht im schwedischen Stockholm, sondern in Oslo von einem Nobelkomitee aus fünf Parteienvertretern vergeben wird. Nach dem Testament Alfred Nobels (1833-1896) soll er an denjenigen gehen, der im vorausgegangenen Jahr am meisten für den Frieden geleistet hat. Feierlich überreicht wird der Preis am 10. Dezember, dem Todestag Alfred Nobels, ebenfalls in Oslo.

(APA/ red)

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