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Freund hört mit - BND spionierte auch in Vorarlberg

Die Ohren des deutschen Bundesnachrichtendienst (Abhörstation in Bayern) hatten auch Vorarlberger Firmen im Visier.
Die Ohren des deutschen Bundesnachrichtendienst (Abhörstation in Bayern) hatten auch Vorarlberger Firmen im Visier. ©dpa, VOL.AT/Klaus Hartinger
Schwarzach - War das ein Aufschrei, als ans Licht der Öffentlichkeit drang, dass der US-Geheimdienst NSA deutsche Institutionen, Firmen und sogar Kanzlerin Angela Merkel abgehört hat.
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Von: Andreas Scalet/VN

Unter Freunden, so die deutsche Kanzlerin, sei ein solches Tun verwerflich. Die Empörung scherte den deutschen Bundesnachrichtendienst nicht. Die Schlapphüte, die in der jüngeren Vergangenheit eher durch Pannen denn durch erfolgreiche Arbeit auf sich aufmerksam machten, suchten selbst Abhöropfer – und was liegt näher, als ebenfalls einen vermeintlichen Freund, nämlich Österreich, anzuzapfen.

Wirtschaftsspionage bei Haberkorn und Liebherr?

Abgehört wurden von den deutschen Spionen nicht nur die üblichen Verdächtigen. Neben Opec, OSZE, UN, Botschaften, Institutionen und Behörden wurden auch Hunderte Firmen abgehört. In der vom Nachrichtenmagazin „profil“ veröffentlichten Liste finden sich zahlreiche österreichische Unternehmen oder die Österreich-Standorte internationaler Konzerne, darunter auch zwei große Vorarlberger Unternehmen, deren Aktivititäten den Bundesnachrichtendienst intensiver beschäftigten. Ausspioniert wurden das Wolfurter Handelsunternehmen Haberkorn und der Baumaschinen-Produzent Liebherr Nenzing, wie die VN berichten.

Die österreichische Staats- und Regierungsspitze hat von Deutschland umfassende Aufklärung zu den Enthüllungen, dass der BND über Jahre systematisch in Österreich Behörden und Firmen abgehört haben soll, verlangt. Bundespräsident Alexander Van der Bellen stellte klar: „Ausspähung unter befreundeten Staaten ist nicht akzeptabel.“ Betroffene Organisationen wie die Wirtschaftskammer fordern ebenfalls umfassende Aufklärung. Oskar Rauch, Sprecher der Firma Haberkorn, erhofft sich denn auch von der Wirtschaftskammer, dass sie in Sachen Firmenspionage Druck macht und informiert. „Wir sehen die Sache gelassen“, so Rauch. Vorstellen könne man sich, dass die Aktivitäten in Osteuropa von Interesse für den BND waren.

Noch keine Informationen

Bei Liebherr Nenzing vermutet man das Interesse der Nachrichtendienstler ob der hohen Export­rate des damals noch maritim ausgerichteten Unternehmens. Informiert wurde man von den österreichischen Behörden noch nicht, sagt Firmensprecher Wolfgang Pfister. „Wir beobachten jetzt erst einmal, was die politischen Akteure machen.“ Wie die meisten ausgespähten Unternehmen warten die Vorarlberger Firmen erst einmal ab. Sollte sich herausstellen, dass Schaden entstanden ist, so Wirtschaftsanwalt Wilhelm Klagian, dann werde man sich an die Bundesrepublik Deutschland wenden müssen, um sich schadlos zu halten. Dabei sei vor allem auf die strafrechtlichen Themen zu achten.

Diesen Artikel lesen Sie auch in der aktuellen Ausgabe der Vorarlberger Nachrichten und auf VN.AT.

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