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Frauenpaar auf klerikaler Zerstörungstour

Sie sollen eine Spur der Verwüstung durch Dornbirn gezogen haben, ein Auto in Brand gesteckt, ihr Zimmer verwüstet haben. Richter Röthlin vertagte die Verhandlung.


Im Kultfilm „Einer flog über das Kuckucksnest“ hätten die beiden 22-jährigen Vorarlbergerinnen Jack Nickolson wohl die Show gestohlen: Mit viel zu großen Schuhen und umgekehrt getragenen Trainingshosen ließen sich die beiden Damen verklärt lächelnd aus der U-Haft auf die Anklagebank führen. Beide hatten sich Glatzen schneiden lassen. Eine hatte ihren Kopf und alle sichtbaren Körperteile mit Kugelschreiber bekritzelt.

Genauso eigenartig war die Liste der Delikte, die Staatsanwalt Walter Kohler am Donnerstag den Frauen vorwarf: Sie sollen ihr Zimmer im „Haus der jungen ArbeiterInnen“ verwüstet haben. Eine Spur der Verwüstung durch Dornbirn gelegt, dabei ein Auto in Brand gesteckt haben. In einem Billig-Shop in Bregenz soll das eigenwillige Paar gestohlen haben: 33 Taschenmesser und 20 Spielzeugpistolen.

Bibel am Altar zerfetzt

Noch seltsamer mutet die klerikale Zerstörungswut des Paars an: In Rohrbach stahlen die Freundinnen eine Bibel vom Altar, zerfetzten sie. Drei Gesangsbücher steckten sie in Brand. Im Ebnit zündeten sie sämtliche Opfer- und Osterkerzen an, um sie abbrennen zu lassen.

Seine liebe Not hatte Richter Christian Röthlin bei der Einvernahme der beiden 22-Jährigen. Das Zimmer im „Haus der jungen Arbeiter“ sei nicht verwüstet, sondern verschönert worden, behaupteten sie. Und die insgesamt 23 Sachbeschädigungen in Dornbirn? „So etwas würde ich nie tun.“ Allerdings hatten Zeugen das Paar eindeutig erkannt. Eine trug eine Skibrille. „Ja, die habe ich immer getragen. Die war soooo cool.“

In den Kirchen waren sie angeblich auch nicht. „Ich würde nie in eine Kirche gehen. So was ist doch der größte Scheiß.“ Ob das Verbrennen der „Gotteslob“-Gesangsbücher einen rituellen Hintergrund habe, wollte Röthlin wissen. (In früheren Verhandlungen hatten die beiden Frauen nämlich behauptet, in der Kindheit von ihren Eltern „gekreuzigt“ worden zu sein.) Die Angeklagten wollten oder konnten nicht antworten. Richter Röthlin vertagte die Verhandlung zur Einholung psychiatrischer Gutachten. Nun soll Gerichtspsychiater Reinhard Haller klären, ob das Paar völlig durchgeknallt ist oder ob die Show teilweise gespielt ist.

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