Frauen werden dadurch länger und nachhaltiger arbeitslos. Das hat auch psychische Folgen, zum Beispiel ein erhöhtes Risiko für Depressionen, erklären sie in einer Aussendung des Vereins "Diskurs - das Wissenschaftsnetz".
Öfter in Kurzarbeit geschickt
Nach Daten, die die beiden Forscher im Rahmen des "Austrian Corona Panel Projects" (ACPP) der Uni Wien erhoben haben, wurden 7,3 Prozent der Frauen im ersten Lockdown im April 2020 arbeitslos, bei den Männern waren es 4,8 Prozent. Frauen wurden auch öfter in Kurzarbeit geschickt, nämlich 27,4 Prozent gegenüber 23,1 Prozent der Männern. Nach dem Lockdown, nämlich im Juli, lagen beide Geschlechter bei der Kurzarbeit gleichauf (Frauen: 19,9 Prozent, Männer: 19,4 Prozent), es waren aber immer noch 7,0 Prozent der Frauen ohne Arbeit, ein doppelt so hoher Prozentsatz wie bei den Männern (3,2 Prozent).
"Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie und der Maßnahmen zu deren Bekämpfung haben also Frauen schwerer getroffen als Männer", so Kittel. Als Konsequenz würde ihr psychisches Wohlbefinden sinken, was sich in einem im Vergleich zu Männern stärker erhöhten Depressionsrisiko zeige.
"Veränderungen wirken seelisch belastend"
Grund für die negativen Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden sind massive Veränderungen im Leben der Betroffenen, erklären Karsten Paul und Andrea Zechman vom Lehrstuhl für Psychologie der Universität Erlangen-Nürnberg. Sie verlieren ihre Arbeitsaufgaben und Zeitstrukturen, und können ihre Fähigkeiten und Kompetenzen nicht mehr einsetzen. Der soziale Kontakt zu Kollegen und Kunden geht verloren, ihr gesellschaftlicher Status sinkt, und das Gefühl, für die Gesellschaft wertvoll zu sein, schwindet. "All diese von Arbeitslosigkeit verursachten Veränderungen wirken seelisch belastend", so Paul.
Wie wichtig Erwerbsarbeit für die geistige Verfassung ist, zeigt sich daran, dass das Risiko für psychische Gesundheitsprobleme um ein Drittel sinkt, wenn Menschen aus der Arbeitslosigkeit in eine bezahlte Arbeit von nur acht Stunden pro Woche wechseln, berichtet Brendan Burchell vom Institut für Soziologie der Universität Cambridge: "Für die psychische Gesundheit ist es jedoch von enormer Bedeutung, dass der Job auch sinnvoll ist".
"Vollbeschäftigung rückt aber aufgrund anhaltend geringer Wachstumsraten, der Verdichtung von Arbeit und technologischer Rationalisierung in weite Ferne", meint er. Deshalb sei die Politik gefordert, neue Beschäftigungsmodelle zu entwickeln, die den Menschen trotzdem weiterhin sinnvolle Tätigkeiten ermöglichen, um ihre psychische Gesundheit zu erhalten.
(APA)
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