“Der diesjährige Preis handelt vom Zähmen mächtiger Firmen”, sagte der Ständige Sekretär der Wissenschaftsakademie, Staffan Normark. Tirole habe mit seinen Forschungen gezeigt, wie Märkte mit wenigen machtvollen Unternehmen verstanden und reguliert werden könnten. Der Franzose sei “einer der größten lebenden Ökonomen”, sagte Jury-Chef Tore Ellingsen.
“Ich bin sehr, sehr dankbar”, sagte Tirole in einer ersten Reaktion am Telefon während der Pressekonferenz in Stockholm. Er sei bewegt und fühle sich geehrt.
Nach Angaben des Nobelkomitees ist Tirole nach Maurice Allais (1988) und Gerard Debreu (1983) erst der dritte Franzose, der den begehrten Preis bekommt. Er lehrt an der Universität Toulouse. Zu Tiroles Arbeitsschwerpunkten gehören industrielle Organisation, Banken- und Finanzwesen sowie psychologische Aspekte der Wirtschaftswissenschaft. 2011 erhielt er die Ehrendoktorwürde von der Universität Mannheim.
Die Vergabe an einen Forscher, der nicht aus den USA stammt, ist beim Wirtschaftsnobelpreis eine Seltenheit. In den letzten zehn Jahren wurden neben Tirole nur zwei Mal Ökonomen anderer Nationalitäten ausgezeichnet: 2004 der Norweger Finn E. Kydland, 2010 der Brite Christopher A. Pissarides. Beide waren allerdings gemeinsam mit US-Forschern geehrt worden. Auch 2013 war die Auszeichnung an Amerikaner gegangen: Die Jury prämierte die Börsen-Forschungen von Eugene F. Fama, Lars Peter Hansen und Robert J. Shiller.
Der Wirtschaftspreis ist keiner der traditionellen Nobelpreise, die auf den letzten Willen des schwedischen Industriellen Alfred Nobel zurückgehen. Die Reichsbank stiftete ihn nachträglich 1968. Deshalb trägt die Auszeichnung nicht offiziell den Namen Nobelpreis – und wird auch nicht in derselben Woche wie die anderen Preise verkündet.
Der “Preis der schwedischen Reichsbank für Wirtschaftswissenschaften zum Andenken an Alfred Nobel” ist aber wie alle Nobelpreise mit acht Millionen schwedischen Kronen dotiert und wird am 10. Dezember – dem Todestag des Preisstifters – in Schwedens Hauptstadt Stockholm verliehen. Allein der Friedensnobelpreis wird in Oslo überreicht.
Wirtschaftsnobelpreis-Preisträger der letzten zehn Jahre:
2014 – Jean Tirole (Frankreich) für seine Analysen zu Marktmacht und Regulierung.
2013 – Eugene F. Fama (USA), Lars Peter Hansen (USA) und Robert J. Shiller (USA). Die Drei wurden für ihre Methoden zur Beobachtung der Kursbildung an den Aktienmärkten ausgezeichnet.
2012 – Alvin E. Roth (USA) und Lloyd S. Shapley (USA). Beide entwickelten wichtige Erkenntnisse, wie man verschiedene wirtschaftliche Akteure zueinander bringt.
2011 – Christopher A. Sims (USA) und Thomas Sargent (USA). Ihr Gebiet: Modelle, mit denen sich das Wechselspiel von Inflation, Zinsen und Arbeitslosigkeit analysieren lässt.
2010 – Peter A. Diamond, Dale T. Mortensen (USA) und Christopher A. Pissarides (Großbritannien). Sie wurden für ihre Untersuchung von Marktmechanismen ausgezeichnet.
2009 – Elinor Ostrom (USA) und Oliver E. Williamson (USA). Sie haben gezeigt, “wie gemeinschaftliches Eigentum von Nutzerorganisationen erfolgreich verwaltet werden kann”. Zu Williamson hieß es, er habe Modelle zur Konfliktlösung mithilfe von Unternehmensstrukturen entwickelt.
2008 – Paul Krugman (USA) für seine Forschungsergebnisse als Handelstheoretiker.
2007 – Leonid Hurwicz (USA), Eric S. Maskin (USA) und Roger B. Myerson (USA) für ihre Arbeiten über die Grundlagen der “Mechanischen Designtheorie”.
2006 – Edmund S. Phelps (USA) für seine Analyse zum Verhältnis kurz- und langfristiger Effekte in der Wirtschaftspolitik.
2005 – Robert J. Aumann (Israel/USA) und Thomas C. Schelling (USA) für ihre Arbeiten zu Konflikt und Kooperation in der Spieltheorie.
2004 – Finn E. Kydland (Norwegen) und Edward C. Prescott (USA) für ihre “Beiträge zur dynamischen Makroökonomie”.
(APA)
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