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Franken mit Zinsvorteilen

Bregenz-  Der Schweizer Franken ist gegenüber dem Euro auf einem Höchststand – die Kreditschuld der Frankenkredite wurde höher.
Zinsentwicklung bei Euro und Schweizer Franken

Zum aktuellen Kursverhältnis des Schweizer Franken zum Euro stellten die VN Roland Rupprechter, Leiter Asset- und Portfoliomanagement bei der Hypo-Vorarlberg, die folgenden Fragen.

Was bedeutet der starke Franken für den Kreditnehmer?

Der Schweizer Franken hat gegenüber dem Euro einen historischen Höchststand von 1,2864 Franken je Euro erreicht. Das bedeutet, die (Buch-)Kreditschuld der Franken-Kredite ist höher geworden.

Was bedeutet der gestrige Zinsentscheid der Schweizer Nationalbank (SNB) für den Kreditnehmer?

Der Zinsentscheid der Schweizer Nationalbank, die Zinsen unverändert zu lassen, sorgte sofort für einen etwas stärkeren Euro, der den Kreditnehmern entgegenkommt.

Gibt es den Zinsvorteil im Schweizer Franken noch?

Ja. Die Differenz zwischen einem Franken und einem Euro Hypothekarkredit liegt bei 0,60 Prozent zugunsten der Franken-Währung.

Was empfehlen Sie Franken-Kreditnehmern?

Wir empfehlen dem Kreditnehmer, bei der nächsten Euro-Erholung mindestens die Hälfte seines Schweizer-Franken-Kredites in Euro zu konvertieren.

Belastet ein starker Franken die Schweizer Exportwirtschaft?

Die Schweizer Exportwirtschaft läuft besser, wenn inländische Produzenten ihre Produkte im Euroland günstig absetzen können. Dies setzt voraus, dass der Wechselkurs des Schweizer Franken zum Euro tendenziell über 1,30 liegt. Der Wechselkurs ist aber in letzter Zeit öfters unter diese psychologisch wichtige Marke gefallen. Indem die SNB die Zinsen in der Schweiz senkt, vergrößert sie den Zinsabstand zu vergleichbaren Euro-Anlagen, was die Attraktivität von Frankenanlagen verringert und den Geldrückfluss in die Eurozone fördert. Dadurch verliert der Franken an Wert und der Wechselkurs steigt über den psychologischen Grenzwert.

Nützen Interventionen der SNB?

Wir sind der Meinung, dass ­Wechselkursinterventionen an den Devisenmärkten eher wirkungslos bleiben. Die starke Nachfrage nach Franken würde damit nicht abgewürgt, sondern eventuell noch weiter angetrieben. Deshalb hat die Schweizer Nationalbank, die lange versucht hatte, den Franken zu schwächen, damit aufgehört. Die Nationalbank hatte von Anfang 2009 bis Mitte 2010 mehr als 100 Milliarden Euro aufgekauft und Franken abgestoßen. Mit dem Ergebnis, dass dieser trotzdem stärker wurde, die Nationalbank aber inzwischen auf einem Berg von Euro sitzt und damit Wechselkursverluste in Milliardenhöhe eingefahren hat.

Starker Franken – ein Glück für den Schweizer Konsumenten?

Grundsätzlich ist ein starker Franken positiv für den Schweizer Konsumenten. Wer ins Ausland reist, profitiert von den tieferen Preisen, sei es für Ferien oder Wareneinkäufe. Ebenso sollten importierte Produkte aus der Eurozone günstiger werden.

Profitiert der Vorarlberger Handel davon?

Der Handel in Vorarlberg macht traditionell gute Geschäfte mit Schweizer Kunden. In Lustenau, Hohenems und Dornbirn entfallen nach Branchenangaben bis zu 25 Prozent des Umsatzes auf Kunden aus dem Nachbarland. Für einen Franken bekommen diese derzeit 77 Euro-Cent. Vor drei Jahren waren es nicht einmal 60 Cent. Verlockend für die Schweizer Kunden ist auch, dass sie sich bei Einkäufen im Wert von bis 300 Franken die Mehrwertsteuer zurückerstatten lassen können.

Wie wird sich der Schweizer Franken weiter entwickeln?

Wir erachten den Franken als hoch bewertet und halten daher an unseren Prognosen von 1,38 EUR/CHF auf Jahresfrist fest. Für eine spürbare Abwertung des Franken ist aber vermutlich eine positivere Sicht des Marktes hinsichtlich der Euro-Staatsschuldenkrise notwendig.

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