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FPÖ sieht Böhmermann-Eklat im ORF: "Beschimpfungs-Tirade gegen Österreich"

Der FPÖ gefiel das Böhmermann-Interview im ORF gar nicht.
Der FPÖ gefiel das Böhmermann-Interview im ORF gar nicht. ©APA
Im ORF-"Kulturmontag" attackierte der deutsche Moderator und Entertainer Jan Böhmermann die österreichische Regierung satirisch. Der ORF distanzierte sich nach dem Beitrag, für die FPÖ ist das aber nicht genug.
Empörung über Armin Wolf

Er will nicht schweigen – auch Bundeskanzler Sebastian Kurz dürfe das nicht: Der deutsche Satiriker Jan Böhmermann hat am Freitag seine Ausstellung “Deuscthland#ASNCHLUSS#Östereich” im Grazer Künstlerhaus bei einer Presseführung in von ihm gewohnter Manier präsentiert. An “östereich – nie vom faschismus geheilter blinddarm großdeutschlands”, wie beim Einlass zu lesen, ließ er kein gutes Haar.

ORF distanzierte sich von Aussagen

Bei einem Interview im ORF ging die Kritik an Kanzler Kurz und Vizekanzler Strache weiter. “Der ORF distanziert sich von den provokanten und politischen Aussagen Böhmermanns. Aber wie Sie wissen, darf Satire alles und der öffentlich-rechtliche Rundfunk künstlerische Meinung wiedergeben”, waren die Worte von Moderatorin Clarissa Stadler im ORF-“Kulturmontag“.

 

Die Grenzen von Satire und ernsthafter Kritik verschwimmen im ORF-Interview ineinander. So befand er es als “nicht normal”, dass ein Land mit einer wichtigen Vermittlerrolle zwischen Ost und West “geführt wird von einem 32-jährigen Versicherungsvertreter” – “ein Versicherungsvertreter mit Haargel, haben Sie niemand bessern?” Auch Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) bekam sein Fett ab: Es sei “kein Zustand, dass der Vizekanzler eines Landes wie Österreich sagt ich hau bei Facebook volksverhetzende Scheiße raus oder geh Journalisten an und hinterher ist alles Satire”. Die gezielte Provokation als stets funktionierendes Mittel dürfte ihr Ziel erreicht haben. Auch ORF-Anchor-Mann Armin Wolf teilte den Beitrag auf Twitter, was wiederum die Reichweite des Interviews erhöhte.

FPÖ kritisiert den ORF für Ausstrahlung

Die FPÖ konterte mit EU-Spitzenkandidat und bezeichnete den ORF in einer Aussendung als “Propagandamaschine von Rot-Grün”. Er sieht in dem Beitrag eine nicht ernstzunehmende Entschuldigung für eine “Beschimpfungs-Tirade gegen Österreich”. Bereits in der Vergangenheit sei Böhmermann mit grenzwertigen Aussagen aufgefallen, weil er etwa bei der “Romy”-Verleihung in einer Videobotschaft vom “durchgeknallten österreichischen Kinderkanzler” gesprochen hat.

FPÖ-Generalsekretär Hafenecker nahm die Sendung wieder einmal zum Anlass, die Abschaffung der GIS zu fordern: “Dieser Sinnlos-Beitrag des ORF ist ein Musterbeispiel dafür, dass die GIS-Gebühren dringend abzuschaffen sind”, heißt es in einer Aussendung.

 ORF-Traxl erklärt die Distanzierung

ORF-TV-Kulturchef Martin Traxl erklärte am Dienstag, warum sich “Kulturmontag”-Moderatorin Clarissa Stadler von regierungskritischen Aussagen des deutschen Satirikers Jan Böhmermann in einem Interview distanziert hat: Es habe “keinerlei Druck von innen oder außen” dazu gegeben, sondern die Redaktion habe sich angesichts des höchstgerichtlichen Urteils zur “Nestroy”-Gala-Übertragung 2002 dazu entschieden.

Demnach sei der ORF – der dem Objektivitätsgebot unterliegt – verpflichtet, sich von unsachlichen Äußerungen Dritter in seinen Sendungen zu distanzieren – entweder mit einer unmittelbaren Entgegnung der Moderation oder durch ein Insert am Ende der Sendung. Mit Stadlers Anmerkung habe der ORF also “nichts anderes getan als medienrechtliche Vorgaben einzuhalten”, betonte Traxl in einer Stellungnahme gegenüber der APA: “Den Beitrag zu spielen, sich aber in Folge von darin getätigten unsachlichen Kommentaren zu distanzieren, war eine professionelle und rechtskonforme, redaktionsinterne Entscheidung, die auf keinerlei Druck von innen oder außen entstanden ist.”

(APA/Red)

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