Reifgeborene Babys können schon am Tag nach der Geburt Sprachlaute von nichtsprachlichen Lauten differenzieren: Forscher der MedUni Wien haben nachgewiesen, dass die Spezialisierung bestimmter Bereiche des Stirn- und des Schläfenlappens der linken Hirnhälfte für die Sprachverarbeitung in diesem frühen Alter nachweisbar ist. Wichtig ist diese Erkenntnis auch für die Versorgung von Frühchen.
Im letzten Schwangerschaftsdrittel ist das Hörorgan des Fötus funktionsfähig und im Gehirn bilden sich sprachspezifische Areale. Die letzten Wochen vor der Geburt sind daher für die ersten Schritte der Sprachentwicklung von großer Bedeutung und haben Auswirkung auf den weiteren Sprachverlauf, berichtete die MedUni Wien in einer Aussendung.
Gilt nicht bei Frühgeburten
Eine Arbeitsgruppe der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde der MedUni Wien/AKH Wien im Comprehensive Center for Pediatrics (CCP) um die Neurolinguistin Lisa Bartha-Doering verwendete zur Messung dieser frühen Hirnaktivität die Methode der funktionellen Nahinfrarot-Spektroskopie (fNIRS), mit der während der Wahrnehmung von Sprache die Veränderungen der Sauerstoffanreicherung in der Hirnrinde der Babys gemessen wurden. Dabei zeigte sich, dass viele ehemals frühgeborene Kinder zum errechneten Geburtstermin Sprache noch nicht von nichtsprachlichen Lauten unterscheiden können.
Ihnen fehlen die wohl wichtigen letzten Wochen vor der Geburt in der natürlichen Umgebung des mütterlichen Organismus, um gefilterte Sprachlaute verarbeiten zu können. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der akustischen Umgebung auf den Früh- und Neugeborenen-Stationen, betonten die Forscher. "Eine Lautumgebung ähnlich der Situation im Mutterleib, inklusive elterliche Stimmen und Reduktion der Umweltgeräusche, kann die Entwicklung der Sprachareale im Gehirn von frühgeborenen Kindern unterstützen und somit die weitere Sprachentwicklung erleichtern", sagte Bartha-Doering. Im AKH Wien und der MedUni Wien sei vieles umgesetzt, nun würden die neonatologischen Stationen weiter adaptiert.
(APA/red)
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