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Flutopfer harren ohne Essen aus

Tausende Menschen im Norden Ghanas sind in einer verzweifelten Lage. Nach Behördenangaben verloren in dem seit Anfang September unablässig fallenden Regen mehr als 30 Menschen ihr Leben in den Fluten, mehr als 260.000 mussten ihre Häuser verlassen.

Bis vor drei Wochen führte Daniel Moro ein ruhiges Leben. Drei Häuser besaß der Ghanaer in seinem Heimatdorf Nayaginia 90 Kilometer nördlich der Hauptstadt Accra, auf seinem Acker baute er Reis, Hirse und Erdnüsse an. Doch dann kam der Regen, überschwemmte sein Dorf und zerstörte die Ernte. „Es gibt nichts mehr, absolut nichts“, sagt er verzweifelt. Seit mehr als acht Tagen haben seine zwei Frauen und acht Kinder keine vernünftige Mahlzeit mehr bekommen. Wie viele Flutopfer wartet Moro auf die Hilfe der Behörden. Doch allmählich verliert er die Hoffnung.

Moros Häuser haben den Regenmassen nicht standhalten können. Mit anderen Dorfbewohnern flüchtete die Familie in ein Schulgebäude, dessen Dach der Regen ebenfalls zerstörte. Daniel hat seiner Familie dort eine Hütte gebaut: „Wir leben zu elft auf einem Raum für zwei Personen. Ich muss stehen oder sitzen bleiben, damit meine Frauen und die Kinder sich hinlegen können.“

In ähnlich verzweifelter Lage finden sich derzeit Tausende Menschen im Norden Ghanas. Nach Behördenangaben verloren in dem seit Anfang September unablässig fallenden Regen mehr als 30 Menschen ihr Leben in den Fluten, mehr als 260.000 mussten ihre Häuser verlassen. Ein UN-Team, das sich vor Ort erkundigte, bezeichnet die Angaben zum Ausmaß der Katastrophe zwar als möglicherweise übertrieben. Die Regierung in Accra hält dem entgegen, viele Opfer seien bei Verwandten untergekommen und nur deshalb nicht als Obdachlose registriert. Unterstützung im Wert von 48 Millionen Euro kündigte Accra für die Betroffenen an. Mit dem Geld sollten Medikamente, Lebensmittel und Baumaterial bereitgestellt werden.

In Nayaginia ist von dieser Unterstützung bisher nichts angekommen. Er habe noch kein Geld erhalten, obwohl er bereits seit Wochen als Überschwemmungsopfer registriert sei, sagte Thomas Asigri dem Reporter der Nachrichtenagentur AFP. Auch andere Familien haben nach eigenen Angaben von den Hilfsgeldern aus der Hauptstadt nichts gesehen. Emmanuel Chegeweh, der örtliche Beauftragte des Bezirks Kasena Nankena, weist dies zurück: Eine seiner Mannschaften sei gerade dabei, Hilfsgüter zu verteilen und schon fast fertig. Wer noch nichts bekommen habe, sei von den Behörden noch nicht identifiziert und müsse warten, bis er an der Reihe sei.

Für Daniel Moro ist das Warten mittlerweile unerträglich geworden. Er will versuchen 200 Dollar aufzutreiben und seine Häuser wieder aufzubauen. Dann möchte er die letzten Hirsesamen säen, die ihm geblieben sind. „Ich leide, aber vielleicht kann ich mein Leben wieder in den Griff bekommen“, sagt er – „wenn nur der Regen nicht wiederkommt.“

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