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Flüchtlingszustrom am Wiener Westbahnhof ging zurück - Hunderte Migranten in München angekommen

Flüchtlingszüge treffen in Bayern ein.
Flüchtlingszüge treffen in Bayern ein. ©AP
Der Zustrom von Flüchtlingen aus Ungarn ist am Dienstag am Wiener Westbahnhof etwas zurückgegangen. Bis Mittag kamen zwar weiter Migranten in mehreren Zügen aus Budapest an, allerdings sind die Züge bei weitem nicht mehr so überfüllt wie noch am Vortag. Am Montag waren am Westbahnhof 3.650 Flüchtlinge eingetroffen. Die meisten reisten nach Deutschland weiter. In der Nacht waren allein in München fast 2.000 Asylsuchende angekommen, weitere 1.000 wurden im Laufe des Tages erwartet.
Hunderte in München angekommen
Bilder vom Wiener Westbahnhof
Stichwort: Dublin III und Schengen
Budapester Ostbahnhof geschlossen

Die Flüchtlinge am Wiener Westbahnhof wurden von unzähligen privaten Helfern empfangen. Die Polizei hielt sich gänzlich zurück, am Bahnhof waren nur eine Handvoll Beamten. “Sie stehen dort, falls jemand einen Asylantrag stellen will”, sagte Polizeisprecher Roman Hahslinger. “In erster Linie geht es darum, die Schlepper zu bekämpfen”, begründete er die geringe Zahl an Polizisten. Zudem werde auch geschaut, dass es in Zügen zu keinerlei Gefährdung komme.

“Das ist ein wirklich schönes Zeichen”

“Es ist eine sehr schöne Atmosphäre”, beschrieb Alexander Bodmann, Caritas-Generalsekretär der Erzdiözese Wien, die Situation am Westbahnhof. “Die Zivilgesellschaft leistet enormes”, meinte er. “Das ist ein wirklich schönes Zeichen dass wir es schaffen können, die Politik genauso wie die Zivilgesellschaft”, sagte Bodmann. Jene Personen, die glauben würden, dass Österreich mit den Flüchtlingen nicht zurecht käme, “waren nicht hier am Westbahnhof”.

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ABD0041-20150901 ©Stand zur Hilfsgüterannahme und Ausgabe am Bahnsteig eingerichtet. (Bild: APA)

Im Vergleich zu Montag habe sich die Lage verbessert, sagte ÖBB-Sprecher Michael Braun. “Die absolute Auslastungsspitze wird es heute nicht mehr geben”, erklärte er. Er rechnete damit, dass sich die Zahl der Migranten in den Zügen “auf hohem Niveau einpendeln” werde. Am Nachmittag wurden noch mehrere Garnituren aus Ungarn in Wien erwartet.

ÖBB stellte Halle für Hilfsgüter zur Verfügung

Begrüßt wurden die Flüchtlinge von den Freiwilligen mit “Welcome”-Schildern, ehe sie mit Getränken und warmen Essen versorgt wurden. “Wir werden versuchen, die Sachsspenden zu organisieren, gemeinsam mit den vielen Freiwilligen”, sagte der Caritas-Generalsekretär Bodmann. Am Westbahnhof wurden vorerst zumindest keine weiteren Hilfsgüter benötigt, eine von den ÖBB zur Verfügung gestellte Halle war voll. Teilweise wurden auch Sachspenden von den Freiwilligen zum Hauptbahnhof gebracht, da sich auch dort Flüchtlinge befanden.

Nur ein kleiner Teil der Flüchtlinge blieb in Wien

Für viele war auch am Dienstag der Westbahnhof lediglich eine Zwischenstation auf ihrem Weg nach Deutschland. “Ich habe Verwandte in Deutschland, zu denen möchte ich”, erzählte ein Flüchtling. Die Migranten wurden von mehrsprachigen, eigens von den ÖBB abgestellten Mitarbeitern zu den entsprechenden Zügen gebracht. Nur ein kleiner Teil wollte in Wien bleiben.

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Bis zu 2.000 Flüchtlinge übernachteten am Salzburger Bahnhof

1.500 bis 2.000 Flüchtlinge verbrachten unterdessen die Nacht auf Dienstag am Salzburger Hauptbahnhof. Die ÖBB hielt deshalb extra den Bahnhof offen. Inzwischen seien aber alle nach Deutschland weitergereist, sagte Polizei-Sprecherin Valerie Hillebrand zur APA. Gröbere Zwischenfälle hat es ihren Angaben zufolge keine gegeben. Das Rote Kreuz und die ÖBB betreuten die Migranten, verabreichten Getränke, Obst, Decken und Hygieneartikel.

Video: Flüchtlinge kommen am Salzburger Hauptbahnhof an

Bayern schickt Flüchtlinge nicht zurück

Nach der Einreise Hunderter Flüchtlinge aus Ungarn über Österreich hat der bayerische Innenminister Joachim Herrmann unterdessen zugesichert, diese nicht dorthin zurückzuschicken. Die Neuankömmlinge würden in Bayern registriert und in die Aufnahmeeinrichtungen gebracht, sagte Herrmann am Dienstag im ZDF. Das sei “selbstverständlich”. Er wisse bisher nicht, warum Ungarn plötzlich den in Budapest wartenden Migranten die freie Weiterfahrt nach Deutschland erlaubt habe. Der deutsche Innenminister Thomas de Maiziere und er seien bemüht, rasch von Ungarn zu erfahren, wie es in den nächsten Tagen weitergehen solle.

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epaselect GERMANY MIGRANTS ©Die ersten Züge mit Hunderten Flüchtlingen sind am Montagabend von Wien aus in München eingetroffen. (Bild: EPA)

Italien, Griechenland und Ungarn lassen Flüchtlinge weiterreisen

Laut dem Dublin-System ist eigentlich dasjenige EU-Land für die Aufnahme von Flüchtlingen und die Bearbeitung ihrer Asylanträge zuständig, in dem sie erstmals die Europäische Union betraten. Angesichts des starken Anstiegs der Flüchtlingszahlen lassen Italien, Griechenland und Ungarn, wo die meisten Flüchtlinge in die EU gelangen, die Migranten aber inzwischen weitgehend unkontrolliert weiterreisen.

Mikl-Leitner: Dublin-System nicht außer Kraft gesetzt

Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) betonte, dass das Dublin-System für Flüchtlinge weiter in Kraft sei. Um den plötzlichen Ansturm von Asylwerbern in Zügen aus Ungarn Richtung Deutschland einzubremsen, müsse die Deutsche Regierung diese Menschen dringend darüber informieren, dass die Dublin-Regeln weiterhin gelten. Der Grund warum tausende Flüchtlinge die Züge stürmen, um von Ungarn über Österreich nach Deutschland zu gelangen, seien Meldungen wonach Deutschland Dublin für syrische Asylwerber aussetzen würde.

Deutschland verzichtet bei Syrern auf Rückführung nach Dublin-System

Die deutsche Bundesregierung erklärte hingegen: “Deutschland hat Dublin nicht ausgesetzt.” Dublin sei geltendes Recht in Europa, sagte ein Sprecher. Asylbewerber müssten in dem Land registriert werden, in dem sie die Europäische Union betreten hätten. Wer also nach Ungarn komme, müsse sich vor Ort registrieren lassen und dort das Asylverfahren durchlaufen. Aus rein praktischen Erwägungen verzichte Deutschland aber bei syrischen Asylbewerbern “im Regelfall” auf die Rückführung in andere EU-Staaten. Dabei handle es sich um eine Leitlinie des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, “nicht um eine formal bindende Vorgabe”. (APA)

Germany Refugees
Germany Refugees ©“Die Menschen sind dankbar und glücklich hier anzukommen, wo sie sicher sind.” (Bild: AP)

Video: Flüchtlingszüge treffen in Bayern ein

Video: Flüchtlinge stürmen Züge in Ungarn

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