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Flüchtlinge - 16 Vorarlberger Gemeinden gründen gemeinsame Fachstelle

©APA
Um den Flüchtlingszustrom zu bewältigen, gehen 15 Vorarlberger Gemeinden und die Stadt Bludenz gemeinsam neue Wege. Erstmals in Österreich wird dazu eine überregionale Koordinationsstelle geschaffen.

Die neue “Regionale Fachstelle für Integration” Walgau-Bludenz soll ab 1. Jänner 2016 die Ressourcen unter einer Projektleitung bündeln. Fachleute sehen das Projekt als Modell für andere Regionen.

Informationsdrehscheibe

Die Aufgaben der Stelle sind die Beratung der Gemeinden, die Freiwilligenkoordination und die Entwicklung von Integrationskonzepten, zudem soll sie Informationsdrehscheibe sein. Neben Unterstützung bei der Wohnungs- und Arbeitssuche geht es dabei um Spracherwerb, Ausbildungs- und Kindergartenplätze und die Einschulung von Flüchtlingskindern. An dem Projekt beteiligen sich die Region Walgau, die 14 Gemeinden im Bezirk Feldkirch und Bludenz umfasst, die Gemeinde Brand (Brandnertal) und die Stadt Bludenz, die in ihrem Rathaus Räumlichkeiten für die Fachstelle und die neue Koordinatorin Eva Maria Hochhauser schaffen wird, bisher Koordinatorin des Forschungsschwerpunkts Kulturelle Begegnungen – Kulturelle Konflikte an der Universität Innsbruck.

Florian Kasseroler, Bürgermeister von Nenzing (FPÖ) und Obmann der Regio Im Walgau zeigte sich gegenüber der APA überzeugt, dass das Modell Nachahmer finden wird, denn die Frage der Integration der Flüchtlinge überfordere oft selbst größere Gemeinden. Es gehe in der Plattform darum, voneinander zu lernen und die professionellen Anbieter mit den Gemeinde-Sozialämtern und den Ehrenamtlichen zu vernetzen. Viele Detailfragen seien aber noch offen.

“Enorme Erleichterung bei der Abwicklung”

Zunächst sollen nun die dringlichsten Aufgaben festgehalten werden, zudem werde ein Steuerungsgremium installiert, so Kasseroler. Weiters sind Infoveranstaltungen für die Bevölkerung geplant. Bei den Kosten, die Kasseroler auf rund 80.000 Euro jährlich schätzte, hoffe man nach wie vor auf die Beteiligung des Landes. “Schließlich wären regionale Fachstellen auch für das Land eine enorme Erleichterung bei der Abwicklung”, betonte der Bürgermeister. Gäbe es im Land mehr derartige Regionalfachstellen, ließe sich der Überblick leichter bewahren.

Sibylla Zech, Professorin für Regionalplanung und -entwicklung an der TU Wien und Beraterin des Projekts, sieht in der Idee jedenfalls Potenzial. Diese könne auch für andere Gemeinden ein hilfreiches Modell sein. So sei sie damit etwa in Ober- und Niederösterreich bereits auf großes Interesse gestoßen. “Eine solche überregionale Koordinationsstelle kann sowohl den geflüchteten Menschen als auch den Gemeinden sehr helfen, die großen Herausforderungen für eine gelingende Integration zu bewältigen”, erklärte sie. Gerade in kleinen Gemeinden gebe es oft Leerstände, häufig fehlten aber die Ressourcen, um diese nutzen zu können. Vielfach seien Kommunen auch mit den rechtlichen Fragen überfordert.

“Gemeinsamer Lernprozess”

Mit der Regionalfachstelle signalisierten die Gemeinden ein aktives, gemeinsames Angehen der Aufgaben in Zusammenhang mit Flüchtlingen, das sei auch wichtig für den Erhalt des sozialen Friedens. Synergien könnten so genutzt werden. “Es ist ein gemeinsamer Lernprozess, bei dem auch Fehler erlaubt sind”, betonte Zech. Hilfestellung zu Raumentwicklung, Bodenmanagement, Beteiligungsprozessen, Wohnen, Arbeit und Daseinsvorsorge bietet zudem die vor Kurzem ins Leben gerufene, ehrenamtliche Online-Plattform “Raum4Refugees”. Dort stellten Fachleute Gemeinden und Vereinen kostenfrei ihre Expertise zur Verfügung.

Im Raum Bludenz und Walgau waren laut Angaben der Regio Im Walgau mit Ende November rund 600 Asylsuchende gemeldet, Tendenz steigend. Bei rund 40 Prozent sei mit einem positiven Bescheid zu rechnen, so Regio-Obmann Kasseroler. (APA)

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