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Fluchthelfer vor Gericht

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Nach der spektakulären Flucht eines Häftlings aus der Justizanstalt Josefstadt ist für Montag im Wiener Straflandesgericht die Verhandlung gegen jene zwei Helfer anberaumt, die dem mutmaßlichen Kopf einer international tätigen Fälscherbande im Vorjahr das Entwischen ermöglicht hatten.

Der eine, ein 27-jähriger Kroate, hatte sich fälschlicherweise als Anwalt ausgegeben, war am 13. April 2005 ins Landesgerichtliche Gefangenenhaus spaziert und hatte sich dort den „Fälscherboss“ Dimitr K. (45) vorführen lassen. Im Besprechungszimmer dürfte der Bandenchef die Kleidung gewechselt haben, die ihm sein vermeintlicher Rechtsbeistand in einem Aktenkoffer mitgebracht hatte. Gemeinsam mit diesem verließ er dann seelenruhig das Gerichtsgebäude.

Bei dem zweiten Beschuldigten handelt es sich um einen „richtigen“ Wiener Anwalt, welcher laut Strafantrag der Bande seinen Anwaltsausweis überlassen haben soll, wobei er nach Ansicht der Anklagebehörde wusste, dass dieser für die beabsichtigte Flucht gebraucht wurde. Aus dem Dokument wurde nämlich eine Vorlage für den kroatischen Fluchthelfer: Der 27-Jährige soll bei der Sicherheitskontrolle einen nachgemachten, täuschend echt aussehenden Anwaltsausweis hergezeigt und somit die Justizwache „ausgetrickst“ haben.

Staatsanwalt Georg Krakow legt sowohl dem falschen als auch dem echten Anwalt Begünstigung zur Last. Das Strafgesetzbuch sieht darauf bis zu zwei Jahre Haft vor. Die Verhandlung wird allerdings ohne den Wiener Juristen stattfinden, wie am Freitag im Straflandesgericht zu erfahren war: Der 45-Jährige leidet an Krebs und soll derzeit nicht verhandlungsfähig sein. Die Justiz will seine diesbezüglichen Angaben nun von einem medizinischen Sachverständigen überprüfen lassen.

Auch Dimitr K. befindet sich übrigens wieder in Haft. Der Ukrainer konnte nach langwieriger, länderübergreifender Ermittlungstätigkeit Anfang Oktober in Bulgarien festgenommen werden und sitzt dort seither in Auslieferungshaft. „Sein“ Wiener Richter Peter Liebetreu zeigte sich am Freitag gegenüber der APA zuversichtlich, dass Dimitr K. demnächst überstellt wird, damit ihm hier doch noch der Prozess gemacht werden.

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