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Finanzkrise: Auch Wüstenrot hat bei Lehman investiert

Salzburg - Auch Wüstenrot hat bei der insolventen US-Investmentbank Lehman Brothers investiert. Anfang 2007 hat die Versicherung Anleihen im Wert von rund 20 Mio. Euro an der nun insolventen US-Bank erworben, sagte Wüstenrot-Vorstandsvorsitzender Helmut Geier am Mittwoch.

Außerdem ist der angeschlagene US-Versicherungsriese American International Group (AIG) Garantiegeber bei der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge von Wüstenrot. “Wir haben die Sache gut im Griff”, beruhigte Geier.

Rund 1.500 Kunden haben zwischen Juli und August 2008 das Einmalerlagsprodukt “Tarif 197” gekauft. Das Gesamtvolumen der Tranche beträgt laut Geier nun etwa 16. Mio. Euro (am Montag war noch von 19 Mio. Euro die Rede). Wüstenrot hat noch eine dritte Tranche im Wert von rund 15 Mio. Euro bestellt. Diese wird aber nun nicht vertrieben. Über die Auswirkungen auf die 1.500 Versicherungsnehmer konnte Geier noch nichts sagen. In Kürze werde es diesbezüglich Gespräche mit der Finanzmarktaufsicht geben (FMA).

Für Ende des Jahres rechnet Geier mit einer Wertberichtigung von 27,3 Mio. Euro. “Die Beträge sind aber gedeckt”, so Geier. In der Bilanz werde die US-Finanzkrise “keine extremen Spuren” hinterlassen. “Lehman haben wir als Versicherung hinter uns”, gab er sich zuversichtlich.

Neben den Lehman-Anleihen hat Wüstenrot auch noch bei anderen US-Investmenthäuser wie Goldman Sachs oder Bank of America investiert. Man habe die Situation aber gut unter Kontrolle, so Geier. Momentan vermeide Wüstenrot Investments von langer Dauer.

Überdies sei die AIG Garantiegeber bei allen prämienbegünstigten Zukunftsvorsorgen des Salzburger Versicherungshauses. Etwa 30.000 Kunden sind betroffen. Das sei aber “derzeit überhaupt kein Problem”, versicherte Geier. Die AIG habe Wüstenrot Sicherheiten zur Verfügung gestellt, die dem Buchwert entsprechen. Selbst, wenn die AIG nicht gerettet worden wäre, hätte es einen “Plan B” gegeben. Bei einem Ausfall des US-Riesen als Garantiegeber hätte man auf ein europäisches Haus zurückgegriffen.

In diesem Zusammenhang forderte Geier vom Gesetzgeber die Herabsetzung der der Aktienquote von 40 Prozent bei der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge. Bei der Vorsorge auf einen derart hohen Aktienanteil zu setzen, sei “verantwortungslos” und “ein gefährlicher Weg”. Auch bei den Pensionskassen werde es deswegen noch “böse Überraschungen geben”. Der Kunde sollte auch die Möglichkeit haben, bei der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge in die klassische Lebensversicherung zu investieren, meinte Geier.

Außerdem kritisierte der Wüstenrot-Chef den “Zwang” zu einem externen Garantiegeber. Der Gesetzgeber habe die Versicherungen dazu getrieben, sich an große Investmenthäuser zu wenden. Eine Aktienquote von 40 Prozent in Kombination mit einer Kapitalgarantie sei “systemwidrig”. Hier sollten sich auch die Makler “an die eigene Brust klopfen”, meinte Geier. Sie seien es gewesen, die immer nach Produkten mit hohen Renditen verlangt haben. “Bei der Vorsorge würde ich mir eine konservativere Veranlagung wünschen”, so der Wüstenrot-Boss abschließend.

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