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Finanzexperten begrüßen Kontinuität

Ein "schwarzer" Finanzminister sei ein "positives Signal ans Ausland". Keine allzu großen Veränderungen von der neuen Bundesregierung erwarten die Aktienmarktanalysten der großen österreichischen Banken.

Generell wird die Kontinuität durch eine weiter „schwarze Handschrift“ für Kapitalmarktthemen begrüßt. Die bekanntgewordenen Grundzüge der künftigen Politik und die handelnden Personen seien im wesentlichen keine großen Überraschungen, so der einhellige Tenor eines APA-Rundrufes heute, Dienstag.

Eine gewisse Überraschung sei die Besetzung des Finanzressorts mit dem ÖVP-Mann Wilhelm Molterer gewesen. „So ist gewährleistet, dass es hier zu keinem Rückschritt kommt“, wertet der Chefanalyst der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA), Alfred Reisenberger, das im APA-Gespräch positiv. Die Besetzung des Finanzministeriums mit einem ÖVP-Politiker sei „ein gutes Zeichen für den Markt“, insbesondere in Richtung Ausland. Für die konkrete Kapitalmarktpolitik erwartet Reisenberger „praktisch keine Auswirkungen“ durch die neue Regierung. Die großen Privatisierungen hätten bereits stattgefunden, weitere Schritte seien wohl nicht vor 2008 zu erwarten.

Ähnlich die Einschätzung von Friedrich Mostböck, dem Chefanalysten der Erste Bank der österreichischen Sparkassen: „Ich sehe keine großen Änderungen, die wesentlichen Kapitalmarktthemen sind gegessen“, sagte Mostböck. Die wichtigen Privatisierungen – wie Telekom Austria oder Post – seien erfolgt, für weitere Schritte gebe es derzeit „keinen großen Handlungsbedarf“. Die Tatsache, dass sich der kleinere Koalitionspartner ÖVP die Ressorts Finanzen und Wirtschaft sichern konnte, sei für den Kapitalmarkt positiv. „Stabilität ist wichtig“, so Mostböck.

Inhaltlich mit den ersten Ankündigungen der neuen Regierung zufrieden zeigte sich der Chefanalyst der Raiffeisen Zentralbank (RZB), Peter Brezinschek. Das Bekenntnis zu einem ausgeglichenen Haushalt bis 2010 sowie zu einem Ausbau der Infrastruktur seien positiv. Die geplante Anhebung der Mineralölsteuer – um einen Cent für Benzin und Super und um drei Cent für Diesel – sei verkraftbar und liege unter den wöchentlichen Schwankungen. Wichtig sei das Beibehalten der Standortvorteile gegenüber den mitteleuropäischen Nachbarländern. Bauvorhaben müssten durch Deregulierung einfacher und billiger werden, damit Österreich seine Drehscheibenfunktion voll ausnützen könne. Generell müsse alles unternommen werden, was den Kapitalmarkt attraktiver mache. Die Privatisierungen der vergangenen zehn bis 15 Jahre hätten viele Vorteile gebracht – für die Unternehmen, ihre Mitarbeiter und indirekt auch für die Altersvorsorge in Österreich.

An der Wiener Börse war am Tag nach der Wahl am 1. Oktober insbesondere die Aktie der Telekom Austria unter Druck geraten und verlor mehr als 7 Prozent. Seither konnte sie diesen Verlust aber mehr als wettmachen und liegt jetzt wieder über dem Stand von vor den Wahlen. Anleger interpretierten das Wahlergebnis – die SPÖ lag unerwartet knapp vor der ÖVP – als negativ für die weitere „Privatisierungsfantasie“ für die Telekom-Aktien.

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