FIFA-Affäre rückt Blatter erneut ins Zwielicht
Dabei bringen die Dokumente der Staatsanwaltschaft Zug zum Korruptionsskandal um das mittlerweile insolvente Medien- und Marketingunternehmen ISMM/ISL den FIFA-Präsidenten in Erklärungsnot, auch wenn er namentlich nicht erwähnt ist. “Nicht infrage gestellt werden kann die Feststellung, dass die FIFA Kenntnis von Schmiergeldern an Personen ihrer Organe hatte”, heißt es in der jetzt veröffentlichten Einstellungsverfügung aus dem Jahr 2010.
133 Millionen Euro in 12 Jahren
Blatter war 1990 nach neun Jahren als FIFA-Generalsekretär mit den Befugnissen eines Exekutivdirektors ausgestattet worden, 1998 rückte er als Nachfolger Havelanges an die Spitze des Fußball-Weltverbandes. Zwischen 1989 und 2001 sind insgesamt knapp 160 Millionen Schweizer Franken (133,2 Mio. Euro) an Provisionszahlungen geflossen.
Millionen für Havelange und Teixeira
Als Empfänger der Schmiergelder sind nur die Namen von Havelange und Teixeira bekanntgeworden. Der heute 96-jährige Havelange, der von 1974 bis 1998 FIFA-Boss war, kassierte im März 1997 1,5 Millionen Schweizer Franken (rund 1,25 Millionen Euro). Der ehemalige brasilianische Verbandschef Teixeira erhielt zwischen August 1992 und November 1997 mindestens 12,74 Millionen Schweizer Franken (rund 10,6 Millionen Euro). Beide haben jegliche Anschuldigungen stets zurückgewiesen.
FIFA erkauft Ermittlungsstop
Erst im März dieses Jahres war Teixeira aus der FIFA-Exekutive zurückgetreten. Gerichtlich belangt werden kann in der Affäre ohnehin niemand mehr. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft waren vor zwei Jahren gegen die Zahlung von 5,5 Millionen Schweizer Franken durch die FIFA und deren Funktionäre eingestellt worden. Bis zuletzt war auch versucht worden, die Veröffentlichung der Dokumente zu verhindern.
“Es erschüttert mich, dass der FIFA-Anwalt noch in diesem Jahrtausend versucht hat, im Nachhinein zu rechtfertigen, dass Zahlungen anstatt an die FIFA an Havelange und Teixeira geflossen sind – so nach dem Motto, wenn’s nicht strafbar ist, ist es auch in Ordnung. Die Kultur und der Geist, die dahinter stecken und in der Einstellungsverfügung mehrfach deutlich werden, sind erschreckend”, sagte Sylvia Schenk, Vorstandsmitglied von Transparency International Deutschland, der dpa.
Für Schenk steht fest: “Wenn die FIFA ihr neues Compliance Programm nicht nur auf dem Papier haben will, sondern auch tatsächlich Änderungen herbeiführen will, muss sie dringend damit anfangen, an der zugrundeliegenden Kultur zu arbeiten.”
(APA)
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