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Fiat steigt bei US-Autobauer Chrysler ein

Der marode US-Autobauer Chrysler muss zur Sanierung in die Insolvenz und schmiedet eine Allianz mit dem italienischen Fiat-Konzern.

Ziel sei, dass der drittgrößte amerikanische Autohersteller schnell gestärkt aus dem Verfahren hervorgeht, betonte Präsident Barack Obama am Donnerstag. Fiat soll zunächst mit 20 Prozent bei Chrysler einsteigen und später auf 35 Prozent aufstocken. Das Insolvenzverfahren solle zwischen 30 und 60 Tagen dauern, sagte ein Regierungsbeamter. Der Chrysler-Betrieb werde nicht beeinträchtigt.

Obama griff scharf die Hedgefonds und “eine kleine Gruppe von Investoren” an, die eine Lösung ohne Insolvenzverfahren verhindert hätten. Sie hatten einen weitgehenden Verzicht auf ihre Ansprüche abgelehnt. In dem Verfahren mit Gläubigerschutz nach Kapitel elf des US-Insolvenzrechts solle Chrysler nun Ballast abwerfen. Gläubiger oder auch Händler könnten dem Weißen Haus allerdings noch einen Strich durch die Rechnung ziehen und ein schnelles Insolvenzverfahren mit ihren Ansprüchen blockieren.

Eine Insolvenz des Kleinsten unter den “Großen Drei” der US- Autobranche ist eine beispiellose Zäsur. Obama bemühte sich, die Öffentlichkeit zu beruhigen. Der Schritt sei “kein Zeichen von Schwäche”. Chrysler werde aus dem Verfahren gestärkt und konkurrenzfähig hervorgehen. Die Garantie auf Chrysler-Fahrzeuge sei von der Regierung abgesichert, betonte der Präsident. Der Autofinanzierer GMAC werde Kredite für Chrysler-Käufer geben. Man plane weitere Maßnahmen wie eine Art Abwrackprämie und ein Programm zum Einkauf von US-Fahrzeugen für Behördenflotten.

Die Chrysler-Insolvenz war bereits seit Tagen erwartet worden. Bei einem Verfahren nach Kapitel elf, bei dem das Unternehmen sich unter dem sogenannten Gläubigerschutz sanieren kann, müssen die Geldgeber vorerst ihre Forderungen auf Eis legen.

Chrysler hatte bereits die vergangenen Monate nur dank Milliardenkrediten aus Washington überlebt und wollte weitere Hilfen haben. Das Weiße Haus stellte jedoch als Bedingung für weitere sechs Milliarden Dollar ein Ultimatum: Bis Ende April musste ein Partner gefunden werden und die Gläubiger zu einem Teilverzicht auf ihre Forderungen bewegt.

Chrysler schuldet mehr als 40 Banken und Hedgefonds rund 6,9 Milliarden Dollar. Die Regierung wollte die Verbindlichkeiten laut US-Medien zuletzt auf maximal 2,25 Milliarden Dollar drücken. Berichten zufolge scheiterten die Gespräche an der harten Haltung der Hedgefonds unter den Gläubigern, die 2,5 Milliarden Dollar gefordert hätten.

Neben der Gefahr, dass beteiligte Parteien das Insolvenzverfahren in die Länge ziehen, hatte sich die US-Autobranche auch aus einem anderen Grund stets dagegen gesträubt. Die Konzerne befürchten, dass die Menschen bei insolventen Autoherstellern angesichts der unsicheren Zukunft keine Autos kaufen. Eine Insolvenz bedeute gleich das Ende, hatte zum Beispiel der frühere Chef des großen Chrysler-Konkurrenten General Motors, Rick Wagoner, mehrfach gewarnt. Mit solchen Alarmtönen hatten GM und Chrysler seit vergangenem Herbst bereits Milliardenhilfen aus Washington herausgepresst.

Die frühere Chrysler-Mutter Daimler betonte, sie habe mit der endgültigen Trennung von dem US-Unternehmen einen Beitrag zu seiner Restrukturierung geleistet. Teil der mit Mehrheitseigner Cerberus getroffenen Vereinbarung ist, dass die Stuttgarter auf die Rückzahlung der Chrysler gewährten Darlehen, die im Jahresabschluss 2008 bereits vollständig abgeschrieben wurden, verzichten. Außerdem werden die Schwaben bis 2011 in drei jährlichen Tranchen 600 Millionen Dollar Pensionszahlungen zur Absicherung der Mitarbeiter des früheren gemeinsamen Unternehmens leisten. Hinzu könnten Garantien von rund 200 Millionen Dollar kommen. Diese werden fällig, wenn Chrysler die Pensionspläne beendet. Daimler hatte am Montag nach einem monatelangem Streit bekanntgeben, auch seinen Chrysler-Restanteil von 19,9 Prozent an Cerberus abzugeben.

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