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Fiat bessert Angebot für Opel nach

Der italienische Autokonzern Fiat äußert sich präziser zu Risikoverteilung und Eigenkapitalausstattung als Frank Stronachs Magna: Das bessere Konzept gibt den Italienern wieder Schub im Ringen um Opel.

Der im Rennen um die Opel-Übernahme hinter dem österreichisch-kanadischen Autozulieferer Magna liegende italienische Autokonzern Fiat hat sein Konzept noch einmal nachgebessert. “Wir haben ein umfassenderes Konzept in den letzten Stunden bekommen”, sagte der deutsche Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg am Samstag in Berlin. Unter anderem äußere sich Fiat genauer zur Risikoverteilung und zur Eigenkapitalausstattung. Aber auch bei den anderen Bietern gebe es Bewegung. “Wir spüren Verhandlungsbereitschaft an allen Stellen.”

Neben Fiat und Magna hat auch der Finanzinvestor RHJ für Opel geboten. Nach Beratungen der deutschen Bundesregierung mit den Ministerpräsidenten der Länder mit Opel-Standorten hatte sich am Freitag eine Präferenz für Magna abgezeichnet. Allerdings wurden Nachverhandlungen unter anderem wegen der geplanten Stellenstreichungen gefordert. Fiat plante bisher weitaus massivere Jobkürzungen als Magna.

Guttenberg sagte, es gelte nun, alle drei Bieter “im Spiel zu halten”. Bei der Zeitspanne für eine Entscheidung sei jetzt ausschlaggebend, wann der Opel-Mutterkonzern General Motors den Antrag auf Gläubigerschutz nach US-Insolvenzrecht (Chapter 11) stelle. Das könnte durchaus nächste Woche der Fall sein. “Momentan sind wir in Verhandlungen, die es nicht erfordern, dass ich deswegen in die USA fliege”, sagte der Wirtschaftsminister. Er stehe in ständigem Kontakt mit den Unternehmen und potenziellen Investoren. Sollten die Risiken aber so groß sein, dass Bürgschaften ausfallen könnten, müsse man auch eine Opel-Insolvenz in Betracht ziehen.

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck reagierte mit Skepsis auf die Nachricht, dass Fiat sein Angebot für eine Opel-Übernahme nachgebessert hat. Der SPD-Politiker sagte am Samstag in Berlin, er kenne das neue Konzept zwar noch nicht. Bei Fiat müsse aber “schon sehr, sehr viel passieren”, damit man das Angebot annehmen könne. Beck erklärte zu dem bisherigen Angebot der Italiener: “Das ist ein Fiat-Modell, kein Opel-Modell.” Jetzt werde in der zuständigen Staatssekretärsrunde bis Montag verhandelt. “Ich glaube, dass wir jetzt zwei, drei Tage intensiver Gespräche brauchen, dann haben wir neue Bewertungen am Montag.”

Beck äußerte Verständnis für seinen nordrhein-westfälischen Amtskollegen Jürgen Rüttgers (CDU), der am Freitag deutlich gemacht hatte, dass sein Land dem Magna-Konzept in der jetzigen Form wegen der geplanten Stellenstreichungen in Bochum nicht zustimmen könne. Beck sagte dazu: “2200 Arbeitsplätze ist einfach zu viel, die da als Streichung vorgesehen sind.” Die anderen drei Länder mit Opel-Werken, darunter Rheinland-Pfalz, hatten das Magna-Konzept dagegen begrüßt.

Unklar war indes, ob der deutsche Staat wie von Magna gefordert Opel-Pensionslasten in Milliardenhöhe übernehmen werde. Diese Frage sei weiterhin offen, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur dpa am Samstag aus Teilnehmerkreisen der Minister-Gesprächsrunde vom Vortag. Danach wurde die Darstellung des Nachrichtenmagazins “Der Spiegel” nicht bestätigt, wonach der Bund bei einem Einstieg des österreichisch-kanadischen Zulieferers Magna drei Milliarden Euro Pensionslasten zumindest teilweise übernehmen sollte. Magna habe dies auch nicht zur Vorbedingung für einen Einstieg gemacht.

Magna werde mit dem amerikanischen Opel-Mutterkonzern General Motors, der deutschen Bundesregierung und dem Pensionssicherungsverein zusammenarbeiten, “um eine akzeptable Lösung zu finden und einzuführen”, berichtete der “Spiegel”. Magna stelle zudem in Aussicht, jedes Jahr zwei Prozent seines Nettogewinns für wohltätige Zwecke zu spenden. Der österreichisch-kanadische Autozulieferer hatte sich am Freitag bei Beratungen der deutschen Bundesregierung mit den betroffenen Bundesländer als Favorit für einen Einstieg bei Opel herauskristallisiert. Auch der Opel-Händlerverband Euroda begrüßte das Magna-Angebot. Magna will gemeinsam mit der russischen Sberbank bei Opel einsteigen und nur 20 Prozent der Anteile am Autokonzern übernehmen. Die russische Bank und General Motors würden demnach jeweils 35 Prozent am Autohersteller halten, zehn Prozent sollten die Opel-Mitarbeiter bekommen.

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