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Feuerbrand: Behauptungen unzutreffend

Die Abteilung Landwirtschaft entgegnet den Aussagen von Global 2000, durch den Einsatz von Streptomycin gegen Feuerbrand werde die heimische Bevölkerung einem unzumutbaren Risiko ausgesetzt, mit einer Klarstellung.

Die Behauptungen von Global 2000 sind unzutreffend.

Die hochinfektiöse, schwer bekämpfbare Pflanzenkrankheit Feuerbrand wurde bereits 1993 in Vorarlberg nachwiesen. Seither mussten in 84 Vorarlberger Gemeinden an 6.000 Obstbäumen rigorose Schnitt- und Rodungsmaßnahmen durchgeführt werden. Im Jahr 2004 wurden ca 732.000 Euro zwischen Erwerbsobstbau, Land und Gemeinden für die Bekämpfungsmaßnahmen aufgewendet. Durch diese Situation haben die Erwerbsobstbauern 9,2 Hektar bzw ein Viertel der Kernobst-Erwerbsfläche verloren und wurden in ihrer Existenz besonders bedroht. Sowohl die Schnitt- und Rodungsmaßnahmen als auch alternativ angewandte Bekämpfungsmethoden vermochten bislang die vom Feuerbranderreger ausgehende besondere Gefahr für den Erwerbsobstbau nicht wirksam zu minimieren.

Die Zulassung von Streptomycin durch die deutsche Landwirtschaftsministerin Künast in den Jahren 2003 und 2004 u.a. für Bayern und Baden-Württemberg erhöhte für die existenzgefährdeten heimischen Erwerbsobstbauern den Druck, ebenfalls die Bewilligung für den Einsatz von Streptomycin zu erhalten.

Die Situation Vorarlbergs mit jener in der Schweiz ist nicht vergleichbar, da der Feuerbrand in der Schweiz im Gegensatz zu Vorarlberg seit dem Jahr 2000, insbesondere in Erwerbsobstanlagen, nur geringe Schäden verursacht hat.

Das Bundesamt für Ernährungssicherheit (BAES) hat dem Antrag der Erwerbsobstbauern Vorarlbergs wegen Gefahr im Verzuge Folge geleistet und die Zulassung von Streptomycin für den Vorarlberger Erwerbsobstbau zeitlich und räumlich eingeschränkt zugelassen.

Streptomycin darf nur gegen Nachweis der Abgabe und unter Einhaltung der bescheidmäßigen Auflagen bei sieben Erwerbsobstbauern – unter Koordination des Amtlichen Pflanzenschutzdienstes bei der Landwirtschaftskammer und wissenschaftlicher Begleitung durch die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) und die Lebensmitteluntersuchungsanstalt des Landes – zum Einsatz kommen.

Im Interesse des Konsumentenschutzes und der Produktsicherheit erfolgt im Umkreis von drei Kilometern um den Anwendungsbereich des Streptomycins eine flächendeckende Kontrolle und im Umkreis von fünf Kilometern eine Stichprobenkontrolle des Honigs durch amtliche Untersuchung und Auswertung, damit kein kontaminierter Honig auf den Markt kommt.

Es gab eine breite Information der Erwerbsobstbauern und der Imker über den geplanten Einsatz von Streptomycin sowie das geplante Kontroll-Management.

Von einem phantasielosen Einsatz von Streptomycin im Kampf gegen den Feuerbrand kann daher keine Rede sein.

Beitrag von Global 2000

Die Umweltschutzorganisation Global 2000 hat heftige Kritik am Vorarlberger Agrar-Landesrat Schwärzler geübt, der vor Kurzem den Einsatz des Antibiotikums Streptomycin gegen die Pflanzenkrankheit Feuerbrand angekündigt hat. „Damit setzt Schwärzler die Vorarlberger Bevölkerung einem unzumutbaren Risiko aus“, sagte Andreas Baur von Global 2000.

Der Agrar-Referent der Vorarlberger Landesregierung ignoriere mit seiner Haltung dringende Empfehlungen der EU-Kommission und der Weltgesundheitsorganisation, so Baur. In der angrenzenden Schweiz, wo eine zu Vorarlberg vergleichbare Situation herrsche, seien Antibiotika streng verboten. Dem Antibiotikum sei bei den Eidgenossen die Zulassung versagt geblieben „wegen der Befürchtung, dass Resistenzgene gegen Antibiotika auch auf Krankheitserreger des Menschen übertragen werden können“, zitierte Baur das Schweizer Bundesamt für Gesundheit. Schwärzler solle nicht fantasielos auf Antibiotika setzen, sondern sich am Schweizer Vorbild orientieren. Dort werde auf Vorbeugung, Kontrolle und rasches Eingreifen gesetzt, so Baur.

Schwärzler hatte Ende April eine räumlich begrenzte Anwendung von Streptomycin angekündigt. Das Bundesamt für Ernährungssicherheit (BAES) habe den Einsatz von Streptomycin für den Erwerbsobstbau in Vorarlberg frei gegeben. Das Mittel soll bei sieben Erwerbsobstbauern in den Bodensee-Gemeinden Höchst, Hard und Fußach eingesetzt werden. Schwärzler versprach strenge Kontrollen und eine wissenschaftliche Begleitung.

Die hochinfektiöse und schwer zu bekämpfende Pflanzenseuche Feuerbrand hat in Vorarlberg seit dem Jahr 2000 zum Verlust von 9,2 Hektar bzw. einem Viertel der Kernobst-Erwerbsfläche geführt. Seit dem ersten Auftreten der Krankheit in Vorarlberg im Jahr 1993 mussten rund 6.000 Obstbäume gerodet werden. Die Vorarlberger Landwirtschaftskammer hat schon länger die Erlaubnis gefordert, im Kampf gegen den Feuerbrand Antibiotika einsetzen zu dürfen. (Quelle: APA)

Reaktionen

“Die Risiken des Einsatzes von Antibiotika bei Feuerbrandbekämpfung sind zu hoch”, warnt die grüne Nationalratsabgeordnete Sabine Mandak. “LR Schwärzler hat sich vehement dafür eingestetzt, dass jetzt das Antibiotikum Streptomycin für die Bekämpfung des Feuerbrands zugelassen wird. Damit nimmt er bewusst ein viel zu hohes Risiko in Kauf.”

Bei unseren Nachbarn in der Schweiz ist der Einsatz verboten, obwohl auch dort der Feuerbrand auftritt. Das Risiko, dass dadurch eine neue Widerstandsfähigkeit von Krankheitserregern erzeugt wird, ist viel zu hoch. Das würde bedeuten, dass die Anwendung von Antibiotika beim Menschen weit weniger „greifen“ würde als bisher.

“Selbst die enormen Schäden, die der Feuerbrand verursacht rechtfertigen nicht diesen Einsatz von Antibiotika! Statt dessen muss die Kontrolle verschärft und die Entschädigungszahlungen für betroffene Obstbauern gesetzlich geregelt werden”, so Mandak abschließend. (Quelle: Grüner Klub im Vorarlberger Landtag)

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