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Feldhase kämpft ums Überleben

Schwarzach - Ostern steht vor der Tür und überall sieht man Hasen - Osterhasen. Doch dem "natürlichen" Vorbild des Osterhasen, dem Feldhasen, geht es schlecht.

Im Ländle zählt er zu den gefährdeten Tierarten. Die Feldhasen sind vor allem im Rheintal heimisch. Hier gibt es sie seit Jahrhunderten. Doch seit den 50 er Jahren hat die Feldhasenpopulation in Vorarlberg stark abgenommen, sodass ihr Bestand heute gering ist. Im Rheintal kommen auf 100 Hektar nur noch neun bis vierzehn Hasen! In anderen Gebieten in Europa wurden weitaus höhere Feldhasen-Bestände beobachtet.

Problem Landwirtschaft

Doch warum konnte es soweit kommen? Warum zählt der Feldhase heute zu den gefährdeten Tierarten im Ländle? Margit Schmid, Leiterin der inatura, weiß, warum es bei uns immer weniger dieser niedlichen Tiere gibt: „Ihr Lebensraum wurde massiv eingeschränkt durch den Bau von Straßen und Siedlungen.“

Negativ auf Meister Lampe hätte sich aber vor allem auch die moderne Landwirtschaft ausgewirkt. Durch die Bestellung der Kulturen mit modernen Maschinen sowie den Einsatz von Spritzmitteln und Düngern sei ihr Bestand zurückgegangen. Schmid dazu: „Die landwirtschaftlichen Maschinen haben schon so manchen Junghasen umgebracht.“

Auch die zunehmende Flurbereinigung im Zuge der intensiven Landnutzung hätte dem Feldhasen geschadet. „Die Felder wurden im Laufe der Jahre immer größer. Alles, was im Weg stand, wurde beseitigt: Bäume, Büsche, Hecken, Steine.“ Das habe den Hasen zum Nachteil gereicht. „Denn Hasen brauchen Deckung. Sie müssen irgendwo unterschlüpfen können. Nur dann fühlen sie sich sicher und wohl.“

Durch die häufige Mahd habe sich auch die Vegetation verändert und damit das Nahrungsangebot für die Hasen: „Die Artenvielfalt ging verloren. Früher gab es noch viele Blumenwiesen. Da hatten die Hasen noch eine Auswahl. Jetzt haben sie fast nur noch Löwenzahn und Hahnenfuß zum Fressen.“ Einseitige Ernährung aber mache sie anfälliger für Krankheiten.

Krähen holen sich Häschen

Dass der Hasenbestand stark dezimiert wurde, liegt laut Schmid aber auch daran, „dass die Müllberge immer größer wurden“. Dadurch hätten die Feinde der Hasen zugenommen. „Krähen, Füchse und Elstern holen sich die jungen Häschen.“

Nicht zuletzt würden auch das Klima und die Witterung den Hasenbestand beeinfl ussen. „Hasen sind sehr empfi ndlich gegenüber Witterungseinflüssen. Wenn es nass und kalt ist, dann hat der Nachwuchs keine Chance.“

Weil die Population mit den Jahren immer geringer wurde, schont mittlerweile auch die heimische Jägerschaft die Feldhasen. Hasen werden im Ländle heute kaum noch gejagt. „Ich habe seit zehn Jahren keinen mehr geschossen“, so Karl Heinz Moosbrugger. Der jetzige Jagdaufseher von Bildstein jagte jahrelang im Lauteracher Ried. „Dabei fi el mir auf, dass ich immer weniger Hasen sah.“

Doch was kann man tun, um den Feldhasen vor dem Aussterben zu bewahren? Schmid ist überzeugt: „Wenn wir Menschen ihm nicht helfen, dann ist er verloren. Denn der Hase selbst kann sich an die neuen Lebensbedingungen nicht anpassen.“

Also liege es an uns, dass er überlebe. „Wir alle müssen Rücksicht nehmen. Wir dürfen ihm die letzten, freien Flächen nicht nehmen. Sonst ist er ein für allemal weg.“ Schmid weiter: „Wir müssen schauen, dass er mehr Deckung hat – indem wir zum Beispiel Hecken und Büsche pfl anzen.“

Im Rheindelta sei man bereits dazu übergegangen, die Feinde der Hasen (Füchse und Krähen) stärker zu bejagen. Den Bauern empfiehlt sie Schutzeinrichtungen für ihre Maschinen. „Auch sollten sie nicht alles abmähen, sondern den Rand stehen lassen.“ Spaziergänger bittet sie, den Hund anzuleinen. „Denn jetzt ist die schwierigste Zeit für Hasen. Die Häsinnen sind trächtig.“

Die Zoologin glaubt nicht, dass die Entwicklung bei den Feldhasen noch umkehrbar ist. „Soviel wie früher werden wir nie mehr haben.“ Trotzdem glaubt sie, dass die Art überleben wird. Auch in Vorarlberg.

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