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"Felchen kann man nicht ersetzen": Fischer Franz Blum sieht Politik gefordert

Der Felchenbestand geht zurück. Könnten Rotaugen die Hoffnung sein?
Der Felchenbestand geht zurück. Könnten Rotaugen die Hoffnung sein? ©VOL.AT/Mayer, dpa, Canva Pro
Mirjam Mayer (VOL.AT) mirjam.mayer@russmedia.com
Der Felchenbestand geht immer mehr zurück. Nun soll die Schonzeit verlängert werden. VOL.AT traf Berufsfischer Franz Blum und sprach mit ihm über Fischbestand, Felchen-Ersatz und die Zukunft.

Lange war der Felchen der Brotfisch der Bodenseefischer. Ist die Zeit der Bodenseefelchen durch den immer geringeren Bestand vorbei?

"Ich hoffe nicht, dass sie vorbei sein wird, aber im Moment haben sie ein richtiges Problem", meint Berufsfischer Franz Blum aus Fußach. "Schon länger sieht man, dass die Fangbestände oder Fangergebnisse zurückgehen."

Franz "Fränzle" Blum auf seinem Boot im "Heimathafen" in Fußach. ©VOL.AT/Mayer

Fischer stehen hinter Schonzeit

Ein sogenanntes Fangverbot für Felchen wird derzeit diskutiert. Die bestehende Schonzeit soll auf ein ganzes Jahr ausgeweitet werden. "Wir Vorarlberger Berufsfischer stehen dahinter", gibt Blum zu verstehen. Ganzjährige Schonung alleine bringe nicht die Welt. "Man muss ja den Grund anschauen. Warum ist es so weit gekommen?", meint der Berufsfischer. Diese Gründe sieht er auch in der Nährstoffknappheit im See und dem Kormoran als Fressfeind. Hier könne der Mensch etwas tun.

Ein Archivbild zeigt Felchen in der Auslage bei Fränzle's in Fußach. ©VOL.AT/Steurer
Kormorane im Naturschutzgebiet Rheindelta. ©Klaus Hartinger

Kormorane und Nährstoffgehalt als Probleme

Es müsste aus seiner Sicht möglich sein, etwas mehr Nährstoffe in den See zu lassen. "Ohne dass wir schon Angst haben müssen, dass wir eine Algenschwemme kriegen und dass der Fisch doch wieder ein bisschen mehr zum Beißen hat", verdeutlicht er. Was den Umgang mit dem Kormoran angehe, habe man in Vorarlberg die Vorreiterrolle: seit einigen Jahren dürfe man gewisse Abschüsse machen, wofür man sehr dankbar sei. "Nur reicht es bei uns auch noch nicht", erklärt er. Der Bestand der Vögel steige stetig. "Wir hatten letztes Jahr rund 7.500 Vögel rund um den See. Da können wir so um die 350.000 Kilo Fisch rechnen, die hier im Jahr verschwinden", so Blum. Der Nährstoffgehalt und die Biomasse gingen zurück, aber der Fraßdruck werde größer.

Franz Blum ist Chef beim Fränzle's in Fußach. ©VOL.AT/Mayer
Blums Boot im heimischen Hafen. ©VOL.AT/Mayer

Laich-Fischfang und Bestände

In den letzten Jahren habe man kaum mehr Laich-fähige Fische gefangen, erklärt Blum gegenüber VOL.AT. "Der Gedanke ist eigentlich dieser, mit der ganzjährigen Schonzeit, dass wir uns wirklich die Muttertiere bis zum Laich-Fischfang aufhalten", meint er. So könne man eine bessere Laich-Gewinnung erzielen, und sukzessive den Bestand wieder aufbauen. Doch wie steht es eigentlich generell um den Fischbestand im Bodensee? Am extremsten sei es beim Felchen. Die zweite Brotfischart sei der Barsch, umgangssprachlich Kretzer genannt. Hier hoffe man, dass es weiter funktionieren werde. Der Kormoran sei hier das Problem, er könnte die Bestände komplett kaputt machen.

Fränzle's liegt direkt am Hafen. ©VOL.AT/Mayer
Ist das Rotauge ein Ersatz für Felchen? ©Symbolbild: Canva Pro

Rotauge als Hoffnung?

Geht es nach Schweizer Fischern, soll das Rotauge die fehlenden Felchen ersetzen. So mancher sieht laut Medienberichten den bisher nicht ganz so beliebten Speisefisch als "letzte Hoffnung der Bodenseefischer". "Grundsätzlich: einen Felchen kann man nicht ersetzen", verdeutlicht Blum. Sicher gebe es Ausweichmöglichkeiten. Das Rotauge sei auch ein schmackhafter Fisch. "Er war dazumal nicht so beliebt, weil er viele Gräten hat", weiß der Berufsfischer. Mit richtiger Zubereitung könne man das beheben. "Es ist auch ein guter Speisefisch, aber es ist nicht der Felchen", gibt er zu verstehen. "Wir haben schon diverse Fischsorten, aber die helfen uns nicht über das ganze Jahr, dass wir wirtschaftlich arbeiten können", erklärt der Fischer. Er hoffe schwer, dass man das Kulturerbe der Berufsfischerei erhalten wolle. "Wenn man das wirklich will, muss man mehr Maßnahmen treffen", ist er sich sicher.

Franz Blum im VOL.AT-Gespräch

Zukunft: Politik ist gefordert

Wenn Franz Blum in die Zukunft blickt, sieht er seinen Sohn als Kandidaten für seine Nachfolge. "Ist natürlich der Wunschgedanke, dass er in der vierten Generation das übernehmen kann", meint er. Darum sei er persönlich weitsichtig unterwegs. Sicher tue es weh, wenn man in den nächsten drei Jahren keine Felchen fangen dürfe. Wenn es jedoch funktioniere und man parallel an anderen Schrauben drehe, dann könne es irgendwann besser werden. "Die Hoffnung gibt es, wenn man auch richtig dahinter geht. Nur ich hoffe nicht, das jetzt die ganze Schonung eine Alibiaktion wird", gibt er zu verstehen.

Es gelte abzuwarten. "Der See ist natürlich nicht berechenbar", so Blum. Das sei den Fischern bewusst. Nur die Schonzeit alleine wäre eine reine Symptombekämpfung. Man wisse, was der Mensch jetzt schnell regeln könnte – auch was Nährstoffgehalt und Kormoran angehe. "Aber dann muss man's auch wollen, und zwar von der Politik her, sonst wird es dann für uns nicht mehr so rosig aussehen", betont der Berufsfischer. "Weder für die Berufsfischerei noch für die Fischbestände." Gemeint ist damit, wie er durchblicken lässt, die Landesregierung mit dem zuständigen Landesrat Christian Gantner. Franz Blum sieht sie gefordert, jetzt etwas zu unternehmen, statt nur Versprechungen zu machen.

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(VOL.AT)

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