Knapp vor Ende setzte leichter Regen ein, der den freundlichen Schlussbeifall wohl etwas abkürzte.
Krieg der Sterne mit Musik
David Pountney, dessen Intendanz 2014 endet, hebt in seiner Abschieds-Inszenierung die humanistisch-aufklärerische Seite der “Zauberflöte” hervor. Er unterstreicht fragwürdige Machtstrukturen bei Sarastro oder der Königin der Nacht und lässt das hart geprüfte Paar Tamino und Pamina getreu dem Festival-Motto “Dem Licht entgegen” in eine hoffnungsvolle Zukunft aufbrechen. Die knapp zweieinhalb Stunden lang abrollende intelligente Musiktheater-Show bringt viel Fantasy, Science-Fiction, luftakrobatische Stunts oder halsbrecherische Break Dances und erinnert phasenweise an einen mit Musik unterlegten Krieg der Sterne. Letztlich bleiben in dieser Deutung die alten Mächte auf der Strecke, und die menschliche Liebe trägt den Sieg davon. Das Finale mit Regenbogen-Peace-Leibchen für Tamino und Pamina sowie den auf der Publikumstribüne aufmarschierenden Prager Philharmonischen Chor schrammt knapp am Kitsch vorbei.
Musik kann mit Optik mithalten
Auf der von überdimensionalen “Drachenhunden” (für Weisheit, Vernunft, Natur) beherrschten Freiluftbühne (Ausstattung Johan Engels) entwickelt sich zeitweise ein geradezu überbordendes, exakt durchchoreografiertes Getümmel. Es ist aber auch Platz und Zeit für berührende und intime Kammerspiel-Szenen. Dem Auge wird – etwa mit dem aufblasbaren Gras-Wald in unterschiedlicher Beleuchtung – jedenfalls mehr als genug geboten. Die im Festspielhaus von Patrick Summers geleiteten Wiener Symphoniker und mit ihnen Mozarts Musik können dank perfekter Tonübertragung gegen das optische Bühnen-Furioso durchaus bestehen.
Das Ensemble überzeugt
Das internationale Sänger-Ensemble in der Premieren-Besetzung überzeugte durchwegs: Alfred Reiter mit profundem Bass als Sarastro, Norman Reinhardt mit eher für Wagner prädestinierten metallisch klarem Tenor als Prinz Tamino, Gisela Stille als leidgeprüfte Pamina, Daniel Schmutzhard mit viel Spielfreude und kräftigem Bass-Bariton als Vogelfänger Papageno, Denise Beck als seine neckische Papagena und vor allem Ana Durlovsky als stimmlich wie optisch alles überstrahlende Königin der Nacht. Die drei Damen werden durch überdimensionale, farbenprächtige Vogelpuppen repräsentiert, die drei Knaben (gesungen von Sopranistinnen) erinnern an Homunkulus-Figuren mit zu großen Köpfen.
Noch 27 Vorstellungen
Bis 18. August steht das neue Spiel auf dem See heuer noch 27 Mal auf dem Programm. Die knapp 200.000 Zauberflöten-Tickets sind fast ausverkauft, auch Restkarten dürften bald Mangelware sein. Morgen, Freitag, gibt es die neue Bregenzer “Zauberflöte” im Fernsehen (ORF 2). Der Publikumsmagnet wird im Sommer 2014 wiederholt. Mit der “Zauberflöte” vor fast drei Jahrzehnten (1985/86) hatten Intendant Alfred Wopmann und Regisseur Jerome Savary die erfolgreiche Ära der “Bregenzer Dramaturgie” eingeleitet.
Das Festspiel-Special auf VOL.AT.
(APA)
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