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Familie als Dauerzustand

Christian Gojo ist als bislang erster Mann in der Familienhilfe tätig.

Bei Christian Gojo ist Familie wahrlich Programm. Er hat sich, allen Gegenwinden zum Trotz, nicht nur privat „ganz bewusst“ für Familie entschieden. Auch beruflich dreht sich alles um Familie. Als einer von bislang fünf Männern absolvierte Christian Gojo die Schule für Sozialberufe in Bregenz. Aber er war der erste, der in die Familienarbeit ging. Seit zwei Monaten steht er für den Familienverband als Familienhelfer im Einsatz. „Beim Bügeln und Kochen bin ich zwar noch nicht so schnell, doch das kommt mit der Routine“, gibt sich der Vater eines kleinen Buben zuversichtlich.

Schule statt Taxi

Als unmännlich empfindet der 30-jährige Bregenzer seinen Beruf nicht. Bei der Frage, wie sein Umfeld darauf reagiert habe, stutzt er allerdings kurzzeitig. Als Fußballer, meint Christian Gojo schließlich, sei er eigentlich oft genug unter Männern. Und so recht wisse wohl keiner der Kollegen, was er tue. „Aber“, fügt er mit Nachdruck an: „ich hätte keine Scheu, ihnen alles zu erklären.“ Für sich hat der Schlussmann der Bregenzer Viktoria festgestellt, dass „die Sozialarbeit gerade Männern vielfältige Möglichkeiten bietet“. Interesse an diesem Metier zeigte Christian Gojo immer schon, obgleich am Anfang seiner Joblaufbahn eine Lehre als Bürokaufmann stand. Allerdings merkte er sehr bald, dass „ich einen Beruf wollte, in dem ich mit Menschen zu tun habe“. Ein erster Schritt dazu war der Zivildienst. Dann fuhr Christian Gojo sechs Jahre lang Taxi. Für ihn auch eine Art von sozialem Dasein. Als ihm jedoch eines Tages sein bester Freund von der Schule für Sozialberufe erzählte wusste er, „das ist das Richtige für mich.“

Praxis als Vorgeschmack

Drei Jahre dauerte die Ausbildung zum diplomierten Sozialbetreuer für den Fachbereich Familienarbeit, wie sich Christian Gojo nennen darf. Unzählige Praxisstunden vermittelten ihm einen Vorgeschmack auf das, was Familie sein kann. „Auf jeden Fall ist es ein spannendes Thema“, wirft er beherzt ein. Das ihn in den wenigen Wochen allerdings auch an Grenzen führte. „Man lernt zwar den theoretischen Umgang mit schwierigen Situationen, aber in der Realität treffen sie einen doch eher unvorbereitet“, gibt Christian Gojo unumwunden zu. Da hilft dann die Unterstützung erfahrener Kolleginnen weiter. Familie im Beruf und danach ist immer noch nicht Feierabend. Denn zu Hause warten Söhnchen Simon und Lebensgefährtin Romy, die bald „Mama Gojo“ wird, wie der Zweijährige freudestrahlend verrät. Als Belastung empfindet „Papa Gojo“ den familiären Dauerzustand nicht. Im Gegenteil. Die eigene Familie gebe ihm Kraft. „Hin und wieder kocht er auch daheim.“ Romy sagt es mit einem vieldeutigen Lächeln. Doch sie hat Verständnis, wenn ihr zukünftiger Ehemann nach der Arbeit für eine Weile lieber die Füße hochlegt. Dafür weiß der jetzt um die Leistungen von Frauen für die Familie. „Schon deshalb hat sich der Einstieg in diesen Beruf gelohnt“, kommt es ohne Zögern.

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