Seit Mitte Juli läuft die Cold-Case-Überprüfung der Causa Natascha Kampusch. Ein international besetzter Lenkungsausschuss sowie ein operatives Team beschäftigt sich noch mal intensiv mit dem Fall, Ungereimtheiten und mögliche Ermittlungspannen sollen überprüft werden. Seit Montag sind dazu auch zwei Spezialisten der US-Bundesbehörde FBI (Federal Bureau of Investigation) in Wien. Sie sind aus Quantico, einem kleinen Dorf im US-Staat Virginia, in dem sich die FBI-Akademie befindet. “Sie haben eine besondere Expertise im Bereich von Cold Case und Vermisstenfahndung”, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Karl-Heinz Grundböck, zur APA. Die FBI-Ermittler gehören genauso wie Kollegen des deutschen Bundeskriminalamtes in Wiesbaden und österreichischen Kripobeamten sowie Staatsanwälten dem operativen Team an.
FBI ermittelt im Fall Kampusch
Die FBI-Spezialisten sind gut vorbereitet nach Wien gekommen. “Wesentliche Aktenbestandteile sind schon im Vorfeld übersetzt und übermittelt worden”, erläuterte Grundböck. Insgesamt umfasst die “Akte Kampusch” 270.000 Seiten. Bereit seit Juli habe es Vorarbeiten und Analysen in Wiesbaden und Quantico gegeben. Ziel der Evaluierung sei das Vorgehen der österreichischen Behörden im Fall Kampusch nochmals zu analysieren und dem gegenüberzustellen, wie das FBI und das BKA Wiesbaden bei gleich gelagerten Fällen vorgehen würden, sagte Grundböck. Mit einem Vergleich der Ermittlungsmethoden solle herausgefunden werden, was an der Methodik der österreichischen Behörden zukünftig verbessert werden könne.
Bis Mittwoch würden die Experten, die sich bereits mit dem Fall beschäftigt haben, zusammensetzen und die einzelnen Modelle, wie der Fall methodisch abgewickelt wird, gegenüberstellen. Ein Dolmetscher unterstützt die FBI-Spezialisten dabei.
Überprüfung soll Ende 2012 abgeschlossen werden
Während die siebenköpfige Besetzung des Lenkungsausschusses bekannt ist – darin sitzen unter anderem Christian Pilnacek, Sektionschef im Justizministerium, der Präsident des BKA Wiesbaden, Jörg Ziercke sowie Steven Paulson, Chef der Rechtsabteilung in der US-Botschaft – ist im operativen Team “keine fixe Personengruppe” tätig. Je nach Arbeitsauftrag und Fragestellung werde arbeitsteilig gearbeitet, erläuterte Grundböck. Derzeit würden nur “Zwischenergebnisse” diskutiert werden, so Grundböck, die Evaluierung ist noch nicht abgeschlossen. Je nach Bedarf könne es auch vorkommen, dass nochmals FBI-Spezialisten hinzugezogen werden. “Das Team ist flexibel”, so der Sprecher.
Die gesamte Überprüfung soll bis Ende 2012 laufen. Sollten sich neue Verdachtsmomente ergeben, müssten diese von österreichischen Behörden wiederum im Rahmen eines neuen Ermittlungsverfahrens geklärt werden. (APA)
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