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Fall Cain - Mutter gestand Verletzung der Fürsorgepflicht

Cains Mutter gestand gegenüber ihren beiden Kindern ihre Fürsorge und Obhut vernachlässigt zu haben.
Cains Mutter gestand gegenüber ihren beiden Kindern ihre Fürsorge und Obhut vernachlässigt zu haben. ©Stiplovsek
Bregenz - Die 25-jährige Mutter des getöteten Cain gibt laut ihrem Anwalt German Bertsch zu, dass sie ihre Fürsorgepflicht gegenüber ihren beiden Söhnen vernachlässigt hat.
Mutter depressiv und süchtig
"Mache mir große Vorwürfe"
Cains Mutter wird angeklagt
Cains Mörder bekommt lebenslang

Die Frau muss sich wegen Quälens und Vernachlässigens Unmündiger vor Gericht verantworten. Seine Mandantin werde großteils geständig sein, kündigte Bertsch am Dienstag gegenüber ORF Radio Vorarlberg an. “Ich werde alles daran setzen, dass sie keinen Tag in Haft muss, sie ist mit dem Tod ihres Sohnes gestraft genug”, so der Anwalt gegenüber der APA. Er rechne mit einer bedingten Freiheitsstrafe. Nachdem die Verteidigung auf einen Einspruch verzichtet hat, ist die Anklage rechtskräftig.

Milosav M. zu lebenslang verurteilt

Der dreijährige Cain soll am 8. Jänner 2011 vom damaligen Lebensgefährten der Mutter zu Tode geprügelt worden sein. Der heute 27-jährige Mann wurde am 30. März 2012 am Landesgericht Feldkirch vorerst nicht rechtskräftig wegen Mordes zu lebenslanger Haft und einer Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher verurteilt. Laut der Staatsanwaltschaft soll die Frau von den gewalttätigen Übergriffen ihres Freundes gewusst haben, setzte aber keine entsprechenden Maßnahmen. Der Strafrahmen für die angeklagte Straftat liegt zwischen einem und zehn Jahren Haft.

Mutter war sich der Misshandlungen bewußt

“Es geht ihr nicht besonders gut, sie steht noch ganz unter dem Eindruck des Prozesses. Aber sie ist gefasst. Sie wusste ja, dass ein Verfahren auf sie zukommt”, berichtete Bertsch. Seine Mandantin gebe zu, dass sie sich zu wenig um ihre beiden Kinder gekümmert und ihre Fürsorge- und Aufsichtspflicht vernachlässigt habe. Sie habe jedoch an chronischer Überlastung gelitten und sich in einem depressiven Erschöpfungszustand befunden, so der Anwalt mit Verweis auf ein entsprechendes psychologisches Gutachten. Seine Mandantin habe mitbekommen, dass der Freund gegenüber ihren beiden Söhnen gewalttätig war und sei nicht eingeschritten, so Bertsch. Sie habe am Todestag Cains auch gesehen, dass es ihrem Kind nicht gut gehe und dass es beim Gehen und beim Sitzen Schmerzen hatte. An innere Verletzungen habe sie aber nicht gedacht, betonte der Verteidiger.

Cains Mutter sah keinen Ausweg

Dass die Mutter von Schlägen ihres Lebensgefährten gegenüber ihren Kindern wusste, kam beim Mordprozess gegen den 27-Jährigen bei der Verlesung des Einvernahmeprotokolls zutage. Sie habe die Beziehung zu dem Mann beenden wollen, aber keine Lösung für die schwierige Situation gesehen, gab die Frau gegenüber der Polizei an. Sie habe ihn darauf hingewiesen, das zu unterlassen. Am Todestag habe der Dreijährige zahlreiche dunkelrote bzw. violette Verfärbungen aufgewiesen, das Sitzen habe ihn geschmerzt. Sie habe aber die Schwere der Verletzungen nicht erkennen können. Cain habe dazu gesagt, der Freund habe ihm “Aua, Aua gemacht”. “Ich hätte mich nach den ersten Schlägen dauerhaft von ihm trennen müssen”, bedauerte sie laut dem Protokoll.

Ein Termin für den Schöffenprozess unter Vorsitz von Richterin Karin Dragosits steht noch nicht fest. Bertsch hielt am Dienstag einen Termin Ende Mai für möglich.

(APA)

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