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Fachkräftemangel kostet Vorarlberg Milliarden

Ohne Gegenmaßnahmen um den Fachkräftemangel zu bewältigen könnte dieser das Bruttoinlandprodukt (BIP) Österreichs bis 2040 um 50 Milliarden Euro senken. Alleine in Vorarlberg bedeute dies Einbußen von 2,5 Milliarden Euro.

Der Fachkräftemangel beschränkt sich längst nicht nur auf einzelne Berufsgruppen, sondern zieht sich durch alle Branchen. Aktuell können zehntausende Arbeitsplätze nicht besetzt werden - von Ärztinnen und Köchen über Programmiererinnen bis hin zu Kindergärtnern. Das dürfte sich angesichts der alternden Gesellschaft auch nicht so schnell ändern, wie Prognosen der Wirtschaftskammer (WKÖ) zum Arbeitskräftebedarf nach Branchen und Bundesländern bis 2040 nahelegen.

Mit wie vielen offenen Stellen je nach Bereich zu rechnen ist ...

Bis dahin dürfte es demnach gut 59.000 offene Stellen im Bereich der Warenherstellung geben, fast 55.000 unbesetzte Positionen im Bereich der öffentlichen Verwaltung, Verteidigung und Sozialversicherung, gut 53.000 fehlende Arbeitskräfte im Handel und bei der Instandhaltung bei Kraftfahrzeugen, 28.100 fehlende Menschen im Gesundheits- und Sozialwesen, fast 27.000 am Bau, beinahe 20.200 in der Hotellerie und Gastronomie, knapp 19.000 Menschen in freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen, 18.560 in Verkehr und Lagerei und etwa 10.500 im Erziehungs- und Unterrichtswesen.

Der zusätzliche Arbeitskräftebedarf zieht sich durch alle Bundesländer. "Wenn nicht gegensteuert wird, dann kostet uns das alle Wohlstand", sagte Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer (ÖVP) bei einem Pressegespräch am Dienstag. Um dem Fachkräftemangel entgegenzutreten, brauche es den Ausbau der Kinderbetreuung, Anreize für längeres Arbeiten im Alter, qualifizierte Zuwanderung und die Steuerbefreiung von Überstunden. Dafür fordert der Wirtschaftskammer-Präsident einen "Schulterschluss" von Bund, Länder, Gemeinden und Sozialpartnern.

Im Staatenvergleich: Österreich auf Platz 26 von insgesamt 38

Eine klare Zuwanderungsstrategie könnte den Arbeitskräftemangel entschärfen, findet Mahrer. In den 60er- und 70er-Jahren habe man bereits gute Erfahrungen mit Gastarbeiterinnen und Gastarbeitern gemacht. Dabei brauche es aber Menschen, die in den Arbeitsmarkt integriert werden können und nicht Personen, die "auf der Parkbank sitzen und anderen beim Arbeiten zusehen". Auch die Industriellenvereinigung (IV) sprach sich am Dienstag für die Entwicklung einer Zuwanderungsstrategie aus: "Es ist an der Zeit, eine Strategie zu entwickeln, wie Österreich für qualifizierte Zuwanderung attraktiv wird", so IV-Generalsekretär Christoph Neumayer.

Im internationalen Wettbewerb um gut ausgebildete Fachkräfte ist Österreich schlechter aufgestellt als andere Industrieländer, befindet eine aktuelle OECD-Studie. Im Ranking landete Österreich nur auf Platz 26 von 38 Industrieländern. Zu diesem Ergebnis trugen etwa die "wenig ausgeprägte" Willkommenskultur oder lange Visavergabeverfahren bei. Positiv schnitt Österreich hingegen bei der guten Lebensqualität ab.

Bis 2040: Mehr als doppelt so viel offene Stellen als bei Rekordhoch

Ohne Gegenmaßnahmen könnte es 2040 insgesamt 569.500 offene Stellen geben, 2022 lag die Zahl der offenen Stellen bei 206.500 Stellen und war damit bereits auf einem Rekordhoch. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Synthesis Forschung GmbH im Auftrag der Kammer sowie Analysen des Wifo zum Arbeitskräfteangebot. Damit würde das BIP im Jahr 2040 um rund 9 Prozent oder fast 50 Milliarden Euro geringer ausfallen als mit ausreichend Arbeitskräften, hielt Mahrer fest.

Dabei schlagen die prognostizierten BIP-Verluste in Wien am stärksten zu Buche (-12,4 Milliarden Euro), gefolgt von Oberösterreich (-8,5 Milliarden Euro), Niederösterreich (-7,9 Milliarden Euro) und Steiermark (-6,3
Milliarden Euro). Am geringsten fällt der anteilige BIP-Verlust in den bevölkerungsärmsten Bundesländern Burgenland (-1,2 Milliarden Euro) und Vorarlberg (-2,5 Milliarden Euro), gefolgt von Kärnten (-2,8 Milliarden Euro) aus. In der Mitte liegen Salzburg (- 3,6 Milliarden Euro) und Tirol (-4,2 Milliarden Euro).

(APA)

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