Seit einiger Zeit verfügt der Arbeitsmarktüber ein neues Instrument zur Auswertung und Aussiebung von Bewerbern – den Klout-Score. Das Programm berechnet in wenigen Sekunden die Bekanntheit und den Einfluss eines Menschen im Netz und kann so über Anstellung oder Ablehnung bei einer Stellenbewerbung entscheiden. In den USA wird er bereits von vielen Unternehmen genutzt, aber auch in den Vorarlberger Personalabteilungen ist der Klout-Score längst kein Fremdwort mehr.
Die Macht der Follower
Ob Twitter, Facebook, Google + oder sonstige Plattformen – immer mehr Menschen kommunizieren über soziale Netzwerke. Welche Gewichtung die Meinung einer Person in der digitalen Welt hat, hängt aber nicht nur von der Zahl der Follower, Facebook und sonstige Freunde ab. Zumindest nicht für den Klout-Score. Dort wird neben dem digitalen Freundeskreis auch die Anzahl der „Likes“, Kommentare, „Retweets“, Verlinkungen und die Interaktionen mit anderen Nutzern berücksichtigt. Je höher die Zahl (zwischen 0 und 100) ist, umso mehr Gewichtung hat das Wort eines Nutzers im Netz. Die Aussagekraft dieser Werte ist allerdings umstritten.
Social-Media-Skills sind wichtig
Vorarlberger Unternehmen sind sich darüber einig, dass Social-Media-Kompetenzen ein wichtiges Thema sind. Allerdings ist weder die Zahl der Kontakte in sozialen Netzwerken, noch der Klout-Score ausschlaggebend bei der Bewerberauswahl. Martin Dechant von der ikp-Agentur sagt dazu: „Social-Media-Kompetenz und Netz-Affinität ist sehr wichtig – aber viel wichtiger ist bei uns das crossmediale Verständnis.“ Dabei ginge es weniger darum, wer persönlich die meisten Kontakte oder Follower hat, viel wichtiger sei ein feines Gespür für Kommunikation.
Für Roland Kainbacher von Beauty Parlour, Studio für mediale Inszenierung in Dornbirn, ist Netzaffinität eine Voraussetzung für eine Anstellung. Viele Kunden seien erst durch die sozialen Netzwerke auf sie aufmerksam geworden. Für Sergej Kreibich, Mitbegründer der Agentur Spitzar, ist soziale und digitale Kompetenz ebenfalls ein Entscheidungskriterium bei der Bewerberauswahl. Zudem gehe es in ihrer Agentur auch „um eine offene Einstellung zum Thema und zu digitalen Innovationen und Möglichkeiten.“
Kernkompetenz ist ausschlaggebend
Social-Media- Kompetenz allein reicht also lange nicht aus. Für einige Unternehmen stehen andere Fertigkeiten im Vordergrund. Julius Blum setzt hier vor allem auf die fachlichen Kompetenzen und die persönliche Eignung der Kandidaten. Ein geübter Umgang mit den sozialen Netzwerken kann natürlich Teil des Anforderungsprofils sein. Entscheidend, so Johannes Berger vom Personalmanagement, sei aber das Gesamtbild eines Bewerbers. Ähnlich sieht es auch Mario Lorenz von der die3 Agentur in Dornbirn. Social-Media-Kompetenz sei zwar für bestimmte Positionen wichtig, ausschlaggebend für eine Anstellung sei aber die Kernkompetenz.
Der Klout-Score scheint also (vorerst) noch kein Einstellungskriterium in Vorarlberger Unternehmen zu sein. Beruhigend für all jene, deren Klout-Score sie gerade in der digitalen Bedeutungslosigkeit angesiedelt hat. Eine Anmeldung in sämtlichen sozialen Netzwerken ist zudem nicht unbedingt zielführend. Martin Dechant von ikp hat dazu noch einen Tipp: „Das richtige Netzwerk finden (das ist meist NICHT Facebook) und Kräfte konzentrieren. Sonst verliert man sich in den Möglichkeiten.“
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