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Experte gab Papst-Weinen seinen Segen

Messweine sind ja eigentlich nur Requisiten der Heiligen Messe. Der Chef der Wiener Vinothek Vinissimo, Franz Haslinger, gab den fünf Wiener Weinen, von denen einer schließlich am Wochenende im Kelch des Papstes landen wird, dennoch mehr als bereitwillig seinen Segen.

„Es sind alle fünf gute Produkte, die auch für ganz profane Anlässe, wie etwa ein gutes Essen, geeignet sind“, zog der Experte nach der Verkostung Bilanz.

Messweine sind prinzipiell trockene Weißweine – Rotweine sind nicht zuletzt wegen ihrer farblichen Nähe zu Blut nicht so gerne gesehen. Die Rebensäfte müssen naturbelassen und unaufgebessert sein, chemische oder geschmacksverändernde Zusätze sind tabu. Die Weine für den Papstbesuch werden von den „Jedlersdorfer Fünf“, kurz „J5“, gestellt, die auch die Pfarre St. Stephan seit Jahren versorgen – welcher der Tropfen für das Oberhaupt der Katholischen Kirche ausgesucht wird, soll übrigens ein ewiges Geheimnis bleiben.

Der erste im Quintett ist ein „Gemischter Satz 2006“ von Fuchs & Steinkellner. „Das ist gelebte Tradition, ein typischer Wiener Wein“, freute sich Haslinger. Die Sorte „Gemischter Satz“, die vor den 1930er Jahren der gängigste Wiener Tropfen war und aus zumindest drei verschiedenen Sorten zusammengemischt wird, erlebe derzeit überhaupt eine kleine Renaissance. Der Wein selbst ist „fruchtig, spritzig und gehaltvoll. Ein schöner 2006er“.

Richard Lentner schickt einen Riesling 2004 als potenziellen Papstwein ins Rennen. „Sehr verhalten und ruhig, ein sehr trockener Riesling. Ein zurückhaltender Vertreter seiner Sorte“, empfand Haslinger. Die Chancen stehen dennoch nicht schlecht: „Das ist ein Wein für eher reifere Herrschaften, da er nicht viel Säure hat“. Und Papst Benedikt steht immerhin im 81. Lebensjahr.

Aus dem Weingut Peter Bernreiter kommt ebenfalls ein Riesling, allerdings aus dem „kräftigen“ Jahr 2006. „Eine feine, aber dennoch intensive Rieslingfrucht“, meinte der Experte. Die „animierende, schöne Säure“ lädt zum Trinken ein, und der Wein erinnert an den Geschmack von sauren Drops – was für einen Riesling ein Kompliment ist. Kurzum: „Sehr schön“.

Ginge es alleine um den Namen des Erzeugers, so hätte wohl der Sauvignon Blanc von Rainer Christ die Nase vorne. Doch hat der 2006er diese Unterstützung gar nicht nötig: „Ein sehr schöner im Geschmack typischer Sauvignon Blanc“, meinte der Experte. Der Hauch von Holunderblüten und gelbem Paprika macht ihn zu einem sehr guten Essensbegleiter. Anstelle der eher geschmacksneutralen Hostie würde allerdings besser ein Huhn mit Gemüse passen.

Der letzte Wein im Reigen ist ein Weißburgunder 2006 von Karl Lendtner. Schon das Bouquet hat Papstqualität: „Riecht sehr mächtig – und diese feine, elegante mineralische Würze“, schwärmte Haslinger. Und der Geschmack steht dem Geruch um nichts nach. „Sehr typisch, sehr würziges Aroma“, so der Experte.

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