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EU plant CBD-Verbot: "Da ist was im Busch!"

Als „absoluten Humbug“ bezeichnet Dr. Daniel Feurstein, Geschäftsführer von Hanafsan in Götzis, die Initiative der EU-Kommission
Als „absoluten Humbug“ bezeichnet Dr. Daniel Feurstein, Geschäftsführer von Hanafsan in Götzis, die Initiative der EU-Kommission ©Fotos: Marias Kräuter Shop, Hanfwerkstatt, CBD Stores, Hempions/Klaus Hartinger
Die EU-Kommission plant, das nicht psychoaktive Cannabidiol (CBD) als Betäubungsmittel zu deklarieren. Die wirtschaftsstarke CBD-Branche mit tausenden Mitarbeitern bangt ums Überleben – auch im Ländle.

Von Harald Küng (Wann & Wo)

Als wäre die europäische Wirtschaft durch das Corona-Virus nicht ohnehin schon am Boden, würde das Verbot von CBD eine ganze Branche zugrunde richten. Tausende Jobs in Europa wären davon betroffen, alleine in Österreich wären 1500 Arbeitsplätze betroffen. Auch im Ländle könnten viele Unternehmen, die ihre Einkünfte mit der Hanf-Pflanze erwirtschaften, zusperren und ihre Angestellten beim AMS anmelden.

„Absoluter Humbug“

Als „absoluten Humbug“ bezeichnet Dr. Daniel Feurstein, Geschäftsführer von Hanafsan in Götzis, die Initiative der EU-Kommission: „Das natürliche nicht-psychoaktive Cannabidiol (CBD) als Betäubungs- bzw. Suchtmittel einzustufen, ist ein Widerspruch in sich. Diese Initiative kann nur aus lobbyistischer Perspektive verstanden werden. Natürliches CBD aus Hanf soll verboten werden und synthetisch hergestelltes CBD soll weiterhin legal bleiben? Da ist ganz klar etwas im Busch!“ Sollte das Verbot tatsächlich beschlossen werden, bedeute dies für den größten Teil der Branche in ganz Europa ganz klar das Aus, betont Feurstein und stellt klar: „Es wären davon nicht nur alle Hanfshops betroffen, sondern auch Landwirte und Apotheken.

„Jobs schaffen, statt vernichten“

Global betrachtet, zählt die „Cannabis Industrie“ zu den am schnellsten wachseneden Wirtschaftszweigen. Feurstein räumt ein, dass die Entwicklungen in der Branche zuletzt auch „kritisch“ zu betrachten seien. Es gebe auch „Schwarze Schafe“, eine Regulierung an sich lehnt Feurstein nicht ab. Doch anstatt durch ein CBD-Verbot tausende Jobs zu vernichten, sollte für ihn die Chance genutzt werden, in diesem jungen Wirtschaftszweig alleine in Österreich recht einfach zigtausende Jobs neu zu schaffen und „medizinisches Cannabis oder auch CBD-Hanf made in Austria“ als hochwertiges Exportgut zu etablieren.

Stimmen

Das sagen Ländle-Unternehmer zum geplanten CBD-Verbot

Fabian Braitsch, Hempions, Wolfurt: „Wir fokussieren uns vor allem auf Bio-Lebensmittel aus Hanf, mit dem CBD-Aus würde uns aber ein wichtiges Nebengeschäft wegfallen. Es ist eine Schande, dass im Zusammenhang mit Hanf die Interessen von Großkonzernen über die der Bürger gestellt werden. Die Restriktionen spielen vor allem Pharma-Unternehmen, die großen Einfluss auf die Kommission in Brüssel haben, in die Karten. Die Preise steigen, der Zugang wird erschwert. Zudem ersetzen synthetische Isolate die natürlichen CBD-Extrakte am Markt.

Fabrizio Moriero, Marias Kräuter Shop, Feldkirch: „Für uns, aber auch für die vielen Menschen, die harmloses CBD aus medizinischen Gründen verwenden, wäre das Verbot durch die EU-Kommission ein Schlag ins Gesicht. In Zeiten wie diesen mit einer hohen Arbeitslosigkeit wäre es absoluter Schwachsinn, CBD-Produkte zu verbieten und dadurch 1500 Arbeitsplätze in Österreich zu vernichten. Leider lassen sich die Regierungen in Europa zu sehr von der Pharma-Industrie beeinflussen. Ich hoffe aber, das sich die Österreicher nicht über den Tisch ziehen lassen.“

Gerald Buchta, Hanfwerkstatt, Bregenz: „Bei den Plänen der EU-Kommission wird eine Politik betrieben, die an den Bedürfnissen der Menschen vorbei geht. Ein CBD-Verbot käme für uns einer staatlich verordneten Betriebsschließung gleich, alle geleisteten Investitionen wären verloren. Zudem wären sehr viele Klein- und Mittelbetriebe betroffen. Wir erwarten uns mehr Unterstützung von der Regierung. Blicken wir in die Schweiz, sehen wir wie man es viel besser machen könnte. Hier wird die Hanfbranche nicht kaputt reglementiert.“

Melina Dobmeier, CBD Stores, Bregenz: „Es ist völlig ungerechtfertigt, dass CBD als Suchtmittel eingestuft werden soll. Unsere Kunden – teils bis zu 90 Jahre alt – berichten von Verbesserungen der Schlafqualität, mehr Lebensqualität – auf ganz natürliche Art. Gerade jetzt, wo durch Corona so viele Arbeitsplätze zunichte gemacht wurden, denkt die EU darüber nach, einer kompletten Branche den Garaus zu machen. Ironischerweise einer Branche, die dabei unterstützen kann, durch ihre natürlichen Produkte das Immunsystem zu stärken.“

INFOBOX:

  • Cannabidiol (CBD) ist ein nicht psychoaktives Cannabinoid aus dem weiblichen Hanf (Cannabis). CBD werden entkrampfende, entzündungshemmende, angstlösende und gegen Übelkeit gerichtete Wirkungen zugeschrieben. Weitere pharmakologische Effekte wie eine antipsychotische Wirkung werden aktuell erforscht. CBD ist in Österreich legal erhältlich, solange der THC-Gehalt, also der psychoaktive Bestandteil der Cannabispflanze, 0,2 Prozent nicht überschreitet.
  • Die EU-Kommission plant, CBD künftig als Betäubungsmittel zu deklarieren und beruft sich dabei auf das Einheits-Übereinkommen der Vereinten Nationen von 1961 über Suchtstoffe, nach dem alle aus Blüten- und Fruchtständen der Cannabispflanze gewonnenen Produkte als Suchtmittel anzusehen sind – für viele Kritiker ein Kniefall vor der Pharma-Lobby. Die WHO empfiehlt hingegen, CBD-Produkte nicht unter internationale Kontrolle zu stellen, solange – wie eingangs erwähnt – der THC-Gehalt unter 0,2 Prozent liegt.
  • Knapp 15.000 Menschen haben bereits die Petition #CBDbleibt der Plattform „Zukunft Hanf Österreich“ unterzeichnet. Weitere Infos unter cbdbleibt.at.

Zahlen zum Thema:

  • 1500 Arbeitsplätze in Österreich sind durch das geplante CBD-Verbot in Österreich gefährdet.
  • 78 % der Österreicher befürworten laut INTEGRAL-Umfrage von 2019 die Verfügbarkeit von CBD.
  • 68,77 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftete die CBD-Branche 2019 in Österreich.

>>Hier die ganze WANN & WO-Ausgabe online lesen<<

(Wann & Wo)

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