Entsprechende Pläne von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) will nun die Regierungsspitze vorantreiben. Ethik wird damit für jene Schüler verpflichtend, die entweder keiner Konfession angehören oder sich vom Religionsunterricht abgemeldet haben. Sie haben derzeit eine Freistunde bzw. können (bei Randstunden) früher gehen oder später kommen. Ein entsprechender Schulversuch läuft seit mehr als 20 Jahren und wird derzeit an mehr als 200 AHS und BMHS angeboten. Eingeführt wurde er auch als Reaktion auf die steigende Zahl der Abmeldungen vom Religionsunterricht – die an den teilnehmenden Schulen dann in der Regel auch zurückging.
Fortbildung an Pädagogischen Hochschulen
Die nötigen Lehrer für die Ausrollung auf ganz Österreich will Faßmann durch Fortbildung der derzeitigen Pädagogen rekrutieren. Insgesamt müssten 1.300 Lehrer für das Fach weiterqualifiziert werden. Mit Herbst soll daher eine 30 ECTS (ein Semester) umfassende Fortbildung an den Pädagogischen Hochschulen (PH) starten, weitere 30 ECTS sollen berufsbegleitend absolviert werden müssen. Die Weiterbildung können Religionslehrer ebenso machen wie Pädagogen aller anderen Fächer.
Außerdem sollen für das Fach in den nächsten ein bis eineinhalb Jahren Schulbücher auf Basis eines eigenen Lehrplans entstehen. Inhaltlich stehen in Ethik respektvoller und toleranter Umgang sowie gewaltfreie Konfliktlösung, das Verhältnis der Schüler zur Welt (nachhaltiger Konsum, Gerechtigkeit in der Welt, Bedeutung von Technologien für unser Leben) und ein Überblick über das Verbindende und Trennende der Weltreligionen sowie philosophische Strömungen und Menschenbilder auf dem Lehrplan.
Längerfristig soll ein eigenes Lehramtsstudium für Ethik an den Unis etabliert werden. Außerdem will Faßmann auf längere Sicht den Ethikunterricht auf alle Schulstufen ausdehnen.
Kritik an “Sowjet-Manier”
Die angekündigte Einführung von Ethik als Alternativ-Pflichtfach für jene, die keinen Religionsunterricht besuchen, geht SPÖ, Liste JETZT und Industriellenvereinigung (IV) nicht weit genug. Sie fordern eine Ausweitung auf alle Schüler. Die Initiative Religion ist Privatsache kritisiert zudem, dass die Regierung “Werbung für diskriminierenden Ethikunterricht in bester Sowjet-Manier” mache.
SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid begrüßt in einer Aussendung zwar, dass das Finanzministerium die Einführung von Ethik als reguläres Unterrichtsfach nicht mehr “blockiert”. Sie fordert allerdings eine Einführung für alle Schüler und das bereits ab zehn Jahren, damit sich auch jene, die etwa eine Lehre machen, mit ethischen Fragen des Zusammenlebens auseinandersetzen können.
“Jetzt” will Ethikunterricht für alle
Auch die Liste Jetzt (früher Liste Pilz) tritt dafür ein, dass alle Schüler Ethikunterricht erhalten sollen und nicht nur jene, die keiner Konfession angehören oder sich aus anderen Gründen vom Fach Religion abgemeldet haben. Dieselbe Forderung stellt auch IV-Generalsekretär Christoph Neumayer: “Andernfalls laufen wir Gefahr, dass ein Parallelprogramm mit Religionsunterricht für die einen und Ethikunterricht für die anderen gefahren wird – ohne inhaltliche Überschneidungen und Anknüpfungspunkte.”
Als diskriminierend bezeichnet die Initiative Religion ist Privatsache die Konstruktion von Ethik als Alternativ-Pflichtfach. Mit der Plattform “ethikfueralle.at” will sie sich für einen Ethikunterricht für alle Schüler ab der ersten Schulstufe starkmachen. Zu den Unterstützern der Plattform zählen etwa der Religionspädagoge Anton Bucher, Verfassungsjurist Heinz Mayer, Philosoph Peter Kampits, die ehemalige AHS-Direktorin Heidi Schrodt, der Wiener Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ), NEOS Wien-Chef Christoph Wiederkehr, der Grüne Bildungssprecher und niederösterreichische Landtagsabgeordnete Georg Ecker.
Christlichen Lehrerschaft begrüßt Entscheidung
Der Obmann der Christlichen Lehrerschaft Österreich (CLÖ), Fritz Enzenhofer, begrüßt dagegen die geplante Einführung eines verpflichtenden Ethikunterrichts für vom Religionsunterrichts abgemeldete bzw. konfessionslose Schüler. “Alle Schüler ab einem gewissen Alter sollten sich mit ethischen, moralischen und Wertefragen auseinandersetzen”, so der ehemalige Präsident des oberösterreichischen Landesschulrats (heute: Bildungsdirektion) zur APA. Im Religionsunterricht würde diese Wertevermittlung jetzt schon erfolgen, künftig könne man sich auch durch Abmeldung nicht mehr “davon dispensieren lassen”.
Lob kam außerdem von der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV).
(APA)
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