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"Ethik hat dem Kommerz Platz gemacht"

"Mit fortschreitender Kommerzialisierung im Sport geht der Verlust der Ethik einher." ORF-Sportchef Oberhauser nahm sich bei den Kleinwalsertaler Dialogen kein Blatt vor den Mund.


Ungeschminkt, direkt und beinhart warf „Insider“ Oberhauser einen kritischen Blick hinter die Kulissen des Leistungssports ohne eine Schwarz-Weiß Malerei zu betreiben. Bei der neunten Auflage der „Kleinwalsertaler Dialoge“ sorgten nicht nur die Aussagen des Mannes, „der Politiker das Fürchten lehrte“, für reichlich Diskussion. Ist der Spitzensport das verdichtete Element unserer Leistungsgesellschaft? Wo bleibt die Gesundheit, die Ethik, der Mensch überhaupt? Für den ORF-Sportchef Elmar Oberhauser ist die Antwort klar. „Der Spitzensport hat mit dem ursprünglichen Gedanken des Sports überhaupt nichts mehr zu tun.“ Die Ethik habe im Leistungssport „nur einen ganz kleinen Platz, wenn überhaupt.“

Der gebürtige Vorarlberger Oberhauser untermauerte seine Aussagen unter anderem mit zahlreichen persönlichen Aussagen erfolgreicher Spitzensportler. Man müsse die Dinge einfach realistisch sehen, so Sportchef Oberhauser, denn „ohne Kommerz kein Sport, Kommerz ist Teil des Jobs“, wie es Skistar Hermann Maier und Niki Lauda formulierten. Sport sei ein beinhartes Geschäft. Hinter den Kulissen habe sich eine große Maschinerie aufgebaut. „Vereine sind Wirtschaftsunternehmen und funktionieren nach den Prinzipien der Marktwirtschaft.“ Die Ethik habe hier dem Kommerz schon lange Platz gemacht.

Oberhauser sparte in seinen Ausführungen nicht mit Kritik an manchen Vereinsverantwortlichen, Managern, den Dopingkontrollen und dem Int. Olympischen Komitee, dem er unter anderem Bestechlichkeit vorwarf. Das Rad sei schwer zurückzudrehen, aber auf Dauer könne es so nicht weitergehen. „Es gehört ausgemistet, es muss Vernunft wieder einkehren“, lauteten die Forderungen des Sportchefs. Nur dann habe die oft geforderte Ethikkommission eine reale Chance.

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