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"Es gibt Bedarf für ein Bordell im Ländle"

Vicky (26, re.) hat im Studio-X ihr Hobby Sex zum Beruf gemacht und fühlt sich dabei ausgesprochen wohl.
Vicky (26, re.) hat im Studio-X ihr Hobby Sex zum Beruf gemacht und fühlt sich dabei ausgesprochen wohl. ©W&W
Schwarzach - Vicky (26) aus Bregenz arbeitet als Prostitiuierte im Studio-X in Au. Mit W&W spricht sie über ihre Arbeit, das Ländle und "Shades of Grey".


„Ich liebe Sex und habe sozusagen mein Hobby zum Beruf gemacht. Beim ersten Kunden war ich unsicher und hatte, obwohl er sehr gepflegt und abgesehen von einem kleinen Bäuchlein recht gutaussehend war, ein komisches Gefühl. Ich war nervöser, als beim ersten Mal (lacht),  fühlte mich aber sehr wohl. Danach war die Erleichterung dennoch groß“, erzählt die „Liebesdienerin“, wie sie sich selbst am liebsten bezeichnet. Moralische Bedenken habe sie bei ihrem Job keine. „Das Problem ist die gesellschaftliche Akzeptanz in Vorarlberg. Ich bin noch nicht sicher, ob ich es hauptberuflich machen möchte. Darum habe ich meinen Freunden und Verwandten noch nichts davon gesagt, wobei manche aber schon länger ahnen, dass ich so einen Beruf ergreifen könnte. Aber sie stehen sicher voll hinter mir.“ Zehn Jahre lang hat Vicky als Kellnerin gearbeitet. „Ich wollte eine Veränderung, weniger arbeiten und natürlich auch mehr Geld verdienen. Bei einem Shooting hat mich ein Fotograf auf das Studio-X hingewiesen“, erzählt die Bregenzerin. „Nachdem auch ein paar Mädels auf den guten Ruf des Studios bestätigt haben, habe ich vor etwa zweieinhalb Monaten hier angefangen.“

„Ich kann auch nein sagen“

Vorurteile, wie Zwangsprostitution, schlechte Behandlung und dergleichen, kann Vicky nur belächeln: „Das war vielleicht vor 20 Jahren so, aber mir geht es gut bei meinem Job. Man kann auch privat an die falschen Typen geraten. Hier bestimme ich, was ich mache, und kann nein sagen, wenn ich etwas nicht möchte. Meine persönliche Grenze hab ich noch nicht erreicht. Wenn ich mit etwas keine Erfahrung habe, wie z.B.  mit ,strenger Erziehung‘ im Bondage-Keller, entscheidet der Kunde, ob er sich mit mir darauf einlässt. Das wird ganz offen besprochen, wobei Sympathie immer am wichtigsten ist.“ Das bestätigt auch Geschäftsführerin Meli (50): „Hier wird niemand zu irgend etwas gezwungen. Unsere Mädchen entscheiden sich aus freien Stücken für den Job und sie sind außerdem alle angemeldet sowie kranken- und pensionsversichert.“ Daher sei es auch noch nie notwendig gewesen, aktiv nach Mädchen zu suchen. „Das geht bei uns eigentlich immer über Mundpropaganda. Frauen, die bei uns arbeiten oder gearbeitet haben, empfehlen das uns als guten und diskreten Arbeitgeber“, fügt Meli hinzu.

„Hälfte aus Vorarlberg“

Etwa 50 Prozent von Vickys Kunden kommen aus Vorarlberg. „Die Palette ist sehr breit. Es gibt keinen ,typischen‘ Kunden“, erklärt sie. „Jeder will bzw. braucht Sex und hat auch geheime Wünsche. Was im heimischen Schlafzimmer tabu ist, geht hier.“ Vicky ist der Meinung, dass es durchaus Bedarf für ein Bordell im Ländle gibt. „Ich glaube aber auch, dass die Staatsgrenze für viele auch eine psychologische Grenze ist. Durch den Abstand und die Anonymität, die durch die hohe Diskretion gewährleistet wird, fallen auch die Hemmungen, gewisse Dinge auszuleben.“ Viele Männer kommen zu uns, um neue Dinge auszuprobieren und sich das gewisse Etwas zu holen. „Es gibt Kunden in Beziehungen, die einen Fetisch haben, über den sie mit ihrer Partnerin nicht einmal sprechen können. Wer etwas Neues ausprobieren möchte, hat hier die Möglichkeit dazu“, sagt die Bregenzerin.

Shades of Grey

„Wegen ,Fifty Shades of Grey‘ ist unser SM-Keller weniger so ein Tabu. Auch Männer sind neugierig darauf und wollen zum Teil auch einen Fetisch ausleben. Im Fasching ist es auch mal passiert, dass ein Kunde als Tier verkleidet zum Termin gekommen ist.“ Andere suchen gezielt nach „Girlfriend-Sex“. „Das hat sich in den letzten Jahren sehr verändert“, erklärt Meli. „Die schnelle Nummer ist Schnee von gestern – viele Männer wollen es gemütlich und sich einfach wohl fühlen. Im gleichen Gebäude befindet sich auch das White Horse Pub, das aber einen separaten Eingang hat und vom Studio getrennt geführt wird.“

„Solange es Spaß macht“

Vicky denkt noch lange nicht daran, ihren neuen Job wieder aufzugeben: „Solange es Spaß macht, kann ich mir gut vorstellen, dass ich auch in 20 Jahren noch dabei bin. Ich werde ja zu nichts gezwungen“, erklärt die selbstbewusste 26-Jährige.

Bis zu 100 Geheimbordelle in Vorarlberg

Da Prostitution im Ländle nach wie vor verboten ist, weichen viele Freier in die grenznahe Schweiz aus. Dennoch gibt es in Vorarlberg Schätzungen zufolge bis zu 100 Geheimbordelle. Demgegenüber werden allein im Schweizer Kanton St. Gallen rund 140 legale Bordelle betrieben, von denen etwa die Hälfte im Besitz von Vorarlbergern sein soll.

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