Erzählkunst der sanften Töne

Feldkirch. (sch) Der im August 1943 in Wien geborene Schriftsteller Peter Henisch steht seit seinem 70. Geburtstag durch oftmalige Präsenz an Lesetischen wieder
vermehrt in der Öffentlichkeit. Henisch, der kleine, profilierte Dichter (und Musiker) mit Hemingway-Bart und dunkler Mütze als Markenzeichen, ist einer der Leisen im literarischen Lande, fernab aller Seitenblicke-Prominenz. Doch Henisch hat seit Jahrzehnten seinen festen Platz in der österreichischen Gegenwartsliteratur als feinsinniger Romancier, auch Hörspielautor, Dramatiker, Liedtexter (auch Sänger), Lyriker etc. Sein populärstes Werk wurde „Die kleine Figur meines Vaters“ (1975, aktualisierte Neuauflage 2003). Der Roman handelt kritisch vom Vater des Dichters, der im 2. Weltkrieg offizieller Kriegsfotograf und Sympathisant des Regimes war.
Neuer Roman
Im TAS las Peter Henisch Passagen aus seinem 2013 erschienenen Roman „Mortimer & Miss Molly“ (Deuticke), einer Geschichte mit biografischem Hintergrund aus dem Jahr 1944 kurz vor Kriegsende in Italien. In San Vito in der Toskana landet ein amerikanischer Soldat mit seinem Fallschirm ausgerechnet unter dem Fenster der englischen Gouvernante, die ihn vor den deutschen Besatzern versteckt. Mit seiner leichtfüßigen und dennoch stets genau beobachtenden Erzählkunst schildert Henisch nun das gemeinsame Schicksal der beiden sich liebenden Hauptfiguren Mortimer und Miss Molly und die Parallelhandlung eines jungen Paares Jahrzehnte später. Bedächtig und leise und gerade deshalb spannend führte der Autor das Publikum in seine mit klaren Bildern gezeichnete äußere und inwendige Welt. Ein großer Erzähler!