Das österreichische Parlament bezeichnete am Mittwoch den Massenmord an der christlichen Minderheit der Armenier als Genozid. Die türkische Regierung reagiert darauf empört, der türkische Botschafter wurde “zu Konsultationen” aus Österreich zurückberufen. Doch auch bei den in Österreich lebenden Türken trat man mit der Erklärung keine offenen Türen ein. Bereits am Wochenende fiel der Verein Safak mit einem Protest gegen das Gedenken der armenischen Opfer in Dornbirn auf.
Offener Brief der ATIB
Die türkisch-islamische Union ATIB Österreich bezog in einem offenen Brief am Mittwoch ebenfalls Stellung. Die Erklärung des Nationalrats stelle für die ATIB eine “Enttäuschung” dar, da man die Gefühle, Gedanken und Erinnerungen der hier lebenden Türkischstämmigen ignoriert habe. “Niemand hat die Absicht, die Geschichte zu leugnen”, betont die ATIB Österreich. Man sei aber gegen eine Verzerrung der Geschichte, in dem man nur “die Präsentation der armenischen Erzählung als angeblich einzige Wahrheit” annehme. Man solle vielmehr die historischen Tatsachen in den offenstehenden türkischen Archiven erkunden.
ATIB durch Erklärung “gekränkt”
ATIB Österreich weist die Bezeichnung der Geschehnisse als Völkermord zurück, wie auch die Erklärung des Nationalrats. “Die Entscheidungen, die aufgrund von politischem Druck in den Parlamenten getroffen werden, finden keine Beachtung in der Geschichte”, betont man im offenen Brief. Anstatt die türkischstämmige Gemeinschaft Österreichs durch diese Deklaration “zu kränken” solle das Parlament die Geschichtsschreibung den Historikern überlassen. Bei der ATIB Vorarlberg gibt man sich bedeckt, auch die Abberufung des Botschafters wolle man als eine Entscheidung der türkischen Regierung nicht kommentieren.
Umstrittener Völkermord
Nach Darstellung der Armenier starben 1915 bis zu 1,5 Millionen Armenier im Zuge einer gezielten Vernichtungskampagne der Regierung des Osmanischen Reiches. Die Türkei bestreitet dagegen, dass es sich um einen Völkermord handelte und spricht von einigen hunderttausend Toten infolge von Kämpfen und Hungersnöten während des Krieges. Seit den 1980ern werden die Ereignisse von 1915 sowohl von der UNO-Menschenrechtskommission wie auch dem EU-Parlament als Völkermord eingestuft. Auch die Internationale Vereinigung von Völkermordsforschern kam 1997 zu diesem Ergebnis.
Grüne und Kurz fordern Anerkennung
Außenminister Sebastian Kurz fordert die Türkei auf, den Entschluss des Nationalrats zu respektieren. Auch die Vorarlberger Grünen fordern ein Ende der “historischen Verweigerungshaltung” vonseiten der türkischstämmigen Mitbürgern.
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