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Erdogan ruft zum Boykott französischer Waren auf

Erdogan ruft zu Boykott französischer Waren auf
Erdogan ruft zu Boykott französischer Waren auf ©APA (AFP/POOL)
Im Konflikt mit Paris hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan zum Boykott französischer Waren aufgerufen und zieht einen Vergleich mit der Juden-Verfolgung vor dem 2. Weltkrieg.

"So wie in Frankreich einige sagen 'kauft keine türkischen Marken', richte ich mich an meine Nation: Achtet nicht auf französisch gekennzeichnete Waren, kauft sie nicht", sagte Erdogan am Montag in einer im Fernsehen übertragenen Ansprache. Mit Blick auf die angebliche Islamfeindschaft in Europa zog er einen Vergleich zum Nationalsozialismus.

Video: Erdogan ruft zu Boykott auf

Erdogan ortet "Lynchkampagne"

Muslime seien in Europa einer "Lynchkampagne" ausgesetzt, die mit der Verfolgung "der Juden vor dem Zweiten Weltkrieg" vergleichbar sei, sagte Erdogan. Europäischen Staats- und Regierungschefs warf er vor, "im wahren Sinne Faschisten" und "Kettenringe des Nationalsozialismus" zu sein. Europa müsse die "von Macron gesteuerte Hasskampagne" gegen Muslime beenden.

Streit mit Macron

Hintergrund der scharfen Äußerungen ist der Streit über Macrons Reaktion auf die mutmaßlich islamistisch motivierte Ermordung eines Geschichtslehrers nahe Paris in der vergangenen Woche. Macron hatte strengere Kontrollen von Moscheen und anderen muslimischen Einrichtungen angekündigt.

Video: Erdogan beleidigt Macron

Macron über Islamismus

Macrons Äußerungen zum Islamismus sorgten in der arabischen Welt für Empörung; in mehreren muslimisch geprägten Staaten gab es am Wochenende Proteste und Boykott-Aufrufe gegen Frankreich. Erdogan warf Macron Islamfeindschaft vor und riet dem Präsidenten, seinen "Geisteszustand untersuchen" zu lassen. Dies verursachte wiederum in der EU Entrüstung. Frankreich berief als Reaktion auf die Verbalattacken seinen Botschafter aus Ankara zu Konsultationen nach Paris.

Video: Heiko Maas zu Erdogan-Attacken

Deutschlands Außenminister Heiko Maas (SPD) bekräftigte am Montag in Berlin die deutsche Solidarität mit Frankreich und nannte Erdogans persönliche Angriffe auf Macron einen "neuen Tiefpunkt" und "völlig inakzeptabel". "Das sind diffamierende Äußerungen, die ganz und gar inakzeptabel sind", sagte der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin.

Der Präsident des größten Arbeitgeberverbandes Medef, Geoffroy Roux de Bézieux, hatte die Boykottaufrufe gegen Frankreich in muslimischen Staaten am Montag als "schlechte Nachricht" bezeichnet. Zugleich rief er die Verbandsmitglieder auf, sich einer solchen "Erpressung" zu widersetzen: "Unsere Werte zählen mehr als unsere Geschäfte", sagte er dem Radiosender RMC.

Edtstadler: Solidarität mit Paris

Auch Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) brachte ihre Solidarität mit Paris zum Ausdruck. "Die neuerlichen Attacken von Präsident Erdogan gegen Präsident Macron sind inakzeptabel und eine Verharmlosung des radikalen politischen Islam", erklärte Edtstadler am Montag in einer Aussendung. Wieder einmal zeige sich, dass die Türkei keinen Platz in der Europäischen Union habe, so die Ministerin.

Türkische Lira auf Talfahrt

Indes geht der Wertverfall der türkischen Währung ungebremst weiter. Am Montag erreichte die Lira nach Drohungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan an die Adresse Frankreichs im Handel mit dem US-Dollar und dem Euro jeweils Rekordtiefs. Erstmals mussten für einen Dollar mehr als acht Lira gezahlt werden. Seit mittlerweile neun Wochen befindet sich die türkische Währung zum Dollar auf Talfahrt. Dies ist die längste Phase mit Kursverlusten seit 1999. Am Dienstagnachmittag musste für einen US-Dollar schon 8,19 Türkische Lira bezahlt werden und für einen Euro sogar 9,67

(APA/ag.)

Video: Konflikt im Mittelmeer

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