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"Er hat unsere Familie ruiniert"

Schwarzach - "Jedenfalls brauchen wir uns jetzt keine Gedanken mehr machen, wie wir unser Geld anlegen, wir haben nämlich keines mehr", bringt es die 55-jährige Klara W.* aus dem Oberland nüchtern auf den Punkt.

Wie etwa 40 weitere Vorarlberger und 110 andere Personen aus der Schweiz und Österreich wurde ihre Familie Opfer eines betrügerischen Anlageberaters, verlor das ganze Ersparte. Insgesamt sind laut Anklage sechs Millionen Schweizer Franken, umgerechnet 3,6 Millionen Euro, verschwunden. „Für uns sollte das Geld als Altersvorsorge dienen, andere wollten ein Haus bauen oder ihren Kindern das Studium finanzieren. Dieser Mann hat so viele Leute ins Unglück gestürzt“, so die Oberländerin, die anonym bleiben möchte.

Seriosität vertraut

Der umtriebige Schweizer, der vormals bei einer Vorarlberger Bank arbeitete und sich dann mit einem Vermögensberatungsbüro in der Ostschweiz selbstständig machte, saß bereits mehrere Monate in U-Haft. Seine Machenschaften flogen im Jahr 2006 auf, als immer mehr Geschädigte Anzeige erstatteten. Der 50-Jährige wurde schließlich im Bezirk Bregenz bei seiner Freundin festgenommen. Jahrelang soll er das Geld, das ihm seine Klienten zur Vermehrung anvertrauten, für eigene Zwecke missbraucht haben. „Viele denken vermutlich, das seien Spekulationen gewesen, aber so war es nicht. Wir wollten eine konservative Anlage, der Mann wurde uns von einem ehemaligen Bankmitarbeiter empfohlen, er wirkte sehr seriös“, schildert Klara W. Die Seriosität war nur Fassade, in der vergangenen Woche wurde der Vermögensberater vom Kreisgericht im schweizerischen Rorschach wegen Betrugs, Veruntreuung und Geldwäsche zu 40 Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt, bekam drei Jahre Berufsverbot. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Der Verurteilte bestreitet die Vorwürfe, sein Verteidiger argumentiert, die Betroffenen seien das Risiko bewusst eingegangen.

Hand in den Mund

Bei der Verhandlung waren auch viele Opfer anwesend. „Er hat gewusst, dass er unser letztes Geld investierte. Mehrmals hat er uns versichert, wir sollen uns keine Sorgen machen. Dieser Mann hat unsere ganze Familie ruiniert“, machte sich eine Klägerin Luft. Der Angeklagte habe gewusst, dass er das Geld aus seiner Pensionskasse bei ihm anlege. Nun müsse er quasi von der Hand in den Mund leben, schimpft ein älterer Mann. Wo die Millionen geblieben sind, sagt der Vermögensberater nicht. „Er hat eine feudale Villa in Marbella besessen, die er jedoch eilig verkauft hat, als die Vorwürfe auftauchten“, so Klara W. Jetzt beziehe der Mann sogar Notstandshilfe in der Schweiz. Die Opfer werden ihr Geld wohl nie wiedersehen, glaubt Klara W.. „Viele machen sich immer noch Hoffnung, aber wir haben das Geld abgeschrieben.“ (*Name geändert)

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