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Entschuldigung mit Kalkül

Eine Woche nachdem das Schicksal des toten Babys Sarah in der Zeitung öffentlich gemacht wurde, hat sich das Spital offiziell entschuldigt. Auf den ersten Blick eine löbliche Einsicht.

Eine Pressemitteilung mit dem Titel „Für eine Entschuldigung ist es nie zu spät” von jenem Mann, der sich bisher partout nicht für das kalte Eintreiben der Gebühren bei Sarahs Eltern entschuldigen wollte: Spitalsdirektor Luis Patsch. Auf den ersten Blick eine löbliche Einsicht. Doch es lohnt sich, genauer hinzusehen.

Die nun im Internet eingerichtete Krisen-Seite des Landeskrankenhauses – sie wird von der LKH-Webseite http://www.khbg.at verlinkt – befindet sich auf einem deutschen Server, der unter der deutschen Internetadresse http://www.ifkf.de erreichbar ist. Laut Registrierung gehört die Domain einem Privatmann namens Roselieb aus Kiel. Roselieb ist nicht irgendwer.

Profi im Hintergrund

Dipl.-Kfm. Frank Roselieb, Jahrgang 1969, ist rennomierter Krisen-, Risiko- und Kommunikationsforscher in Kiel und leitet das Krisennavigator-Institut für Krisenforschung, kurz IFKF. Er hat seit 1998 für Unternehmen und Einrichtungen Systeme zum Krisen- und Katastrophenmanagement aufgebaut und doziert vor Studenten und Fachpublikum. Ob Produkterpressungen wie 2003 beim Diskonter Lidl, Naturkatastrophen oder finanzielle Schieflagen wie der Untergang von Leo Kirch – Roseliebs Institut hat mehr als 1000 dieser Krisenfälle dokumentiert.

Jetzt hat er mitgeholfen, dem LKH Feldkirch aus der Patsche helfen.

Was die Beratung für die Krankenhaus-Betriebsgesellschaft kostet, wollte Roselieb auf „VN”-Anfrage gestern mit Verweis auf Verschwiegenheit nicht preisgeben. Er sei wohlgemerkt Wissenschaftler und kein hochbezahlter Krisen-Manager. LKH-Pressesprecherin Ulrike Delacher bestätigt das „kurzfristige Engagement”, beziffert den Umfang mit „weniger als 1000 Euro”. Es gehe jetzt schließlich nicht ums Geld, sondern ums Vertrauen der Bevölkerung ins Krankenhaus: „Da habe ich mich eben an den Besten gewandt.” Die Pressesprecherin studiert nämlich nebenher an der Kremser Uni, wo Roselieb Vorlesungen zum Thema Krisen-PR hält.

Sarahs Eltern haben sich drei Jahre lang eine Entschuldigung gewünscht. Nun wurde ein präzise gesteuertes Krisen-Kommunikations-Manöver gestartet. Mit einer Woche Verspätung. Einen gesunden Hausverstand vorausgesetzt, hätte Luis Patsch auch einfach ehrlich „Enschuldigung” sagen können. Ganz kostenlos.

Zur Sonderseite des LKH

Die bisherige Berichterstattung:

  • “Patsch soll Inkassoschikane einstellen”
  • Gesetzeswidrige Eintreibung?
  • Ärztekammer warnt vor Panikmache
  • Ärztefehler: “Es gibt nie eine Garantie”
  • Baby stirbt nach Ärztefehler

     

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