“Stemer ist sicher nicht entgangen, wie schwierig es war, als Normalsterblicher an Eintrittskarten zu kommen”, wetterte Bösch. Wenn er also als Landesrat in den Genuss einer Zuteilung durch den Fußballverband kommt, so sei ihm das vergönnt. Wenn nun aber, wie in diesem Fall geschehen, zwei Karten krankheitsbedingt frei werden, dann hätte Stemer diese Karten beispielsweise zwei sportinteressierten Vorarlberger Jugendlichen zukommen lassen können. “Nahezu jede Möglichkeit”, schimpfte Bösch, “wäre eleganter gewesen, als die Karten auf dem Schwarzmarkt zu verhökern.”
Auch Politiker anderer Parteien gingen mit Stemer hart ins Gericht. “Als Privatmann hätte er die Karten verkaufen können, nicht aber als Politiker”, stellte FPÖ-Klubchef Fritz Amann fest. SPÖ-Chef Michael Ritsch meinte nur: “Die Vorarlberger werden sich ihr eigenes Urteil bilden. Da ist eigentlich jeder weitere Kommentar überflüssig.” Landeshauptmann Herbert Sausgruber nannte den “Weiterverkauf der Karten zu einem höheren Mehrwert” einen “Fehler”. Er habe mit Stemer darüber gesprochen, Stemer habe diesen Fehler auch eingesehen.
Stemers Reaktion
Der solcherart Kritisierte zeigte sich gestern zerknirscht und empört zugleich. Er stehle sich nicht aus der Verantwortung. Kessler habe die Karten in seinem Wissen und in seinem Beisein verkauft, die Differenz von 130 Euro sei in der Tat kritikwürdig; er würde einem Verkauf auch nie mehr zustimmen, sagte Stemer.
Aber: “Ich bin unheimlich betroffen, was da alles hinein interpretiert wird.” Wie spielte sich denn alles aus Stemers Sicht ab? “Der Vorarlberger Fußballverband hat ein gewisses Kontingent an Karten gekauft – und dann weiterverkauft. Dort haben wir diese vier Karten privat gekauft, ohne einen einzigen Landes-Euro”, sagte Stemer auf “VN”-Anfrage. “Ich habe diese Karten nicht geschenkt bekommen.” Und nachdem zwei Karten freigeworden seien – ein Landesbediensteter habe aus terminlichen Gründen, der andere kurzfristig krankheitsbedingt absagen müssen – habe Martin Kessler die Karten dann vor dem Stadion verkauft. Denn Ersatz habe man keinen gefunden: “Also hätte man zwei privat gekaufte Karten einfach wegschmeissen sollen?” Im Übrigen habe man sowohl ihn als auch Kessler vor dem Stadion mehrfach auf Karten angesprochen, ein regelrechtes Griss habe geherrscht: “Und dann kam ein Fan auf Kessler zu, hielt ihm 350 Euro hin – und sagte, er nehme die zwei Karten sofort um dieses Geld.”
Privater Kauf bestätigt
Hat Stemer die Karten beim Fußballverband privat gekauft? Horst Lumper, Präsident des Vorarlberger Fußballverbandes, sagt: “Der Fußballverband hat ein gewisses Kontigent an Karten gekauft und sie dann wieder verkauft.” Man habe alle Karten verkauft, sicherlich keine verschenkt: “Das könnten wir gar nicht, sonst würden wir ja ein Minus machen.”
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