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Elmar Fischer: Ära mit wenig Höhe- und vielen Tiefpunkten

Fischers Rücktrittsgesuch angenommen - Interimsleiter wird Diözese führen
Fischers Rücktrittsgesuch angenommen - Interimsleiter wird Diözese führen ©VOL.at/ Steurer
Feldkirch - Mit der erwarteten Annahme des altersbedingten Rücktrittsgesuchs durch Papst Benedikt XVI. ist am Dienstag die Amtszeit des umstrittenen Vorarlberger Bischofs Elmar Fischer (75) zu Ende gegangen.

Sein knapp mehr als sechsjähriges Wirken als Bischof der Diözese Feldkirch war geprägt von vielen Tiefpunkten, Erfolge hingegen blieben rar. Abtreten allerdings durfte Fischer mit einem schönen Ereignis – nämlich der Seligsprechung des Märtyrers Carl Lampert am vergangenen Sonntag, die der Vatikan vor Bekanntgabe seiner Pensionierung bewusst abgewartet haben dürfte.

Fischer stand der jüngsten Diözese Österreichs seit 3. Juli 2005 als Bischof vor. Legte er mit geschickten Personalbestellungen zunächst noch einen guten Start in seine Bischofszeit hin, erwies sich das hohe kirchliche Amt in weiterer Folge als immer schwerere Bürde für den ausgebildeten Psychotherapeuten. Zahlreiche verbale Fehltritte und auch Gewaltvorwürfe gegen seine Person prägten seine Ära als Bischof. Umgekehrt darf er für sich in Anspruch nehmen, dass in der Zeit seines Wirkens eine wegweisende Strukturreform für die Vorarlberger Pfarreien erarbeitet wurde.

Verbale Ausrutscher und Gewaltvorwürfe prägten Amtszeit

Besonders hoch her gingen die Wogen im Frühjahr 2010, als es hieß, Fischer habe als Lehrer bzw. Internatsleiter in den 1960er und 1970er Jahren Schüler geschlagen. Die Anschuldigungen erwiesen sich laut einem Gutachten des von der Diözese beauftragten Psychiatrieprofessors Hartmann Hinterhuber zwar als glaubhaft, zu mehr als einer halbherzigen Entschuldigung bei seinen angeblichen Gewaltopfern – der Bischof meinte wörtlich: “In meiner Erinnerung stellen sich die Dinge im Konkreten anders dar” – konnte sich Fischer aber nicht durchringen. Damit war die Affäre jedoch erledigt. Fischer hielt sich seitdem jedoch so gut wie möglich im Hintergrund, den Kontakt mit den Medien hatte er zuletzt eingestellt.

Aber schon davor war seine Zeit als Bischof von Feldkirch dominiert von einer tiefen Kluft des Gottesmannes zur medial geprägten Informationsgesellschaft, von Missverständnissen und umstrittenen Aussagen. Unter anderem polarisierte der streng konservative Fischer mit seiner Meinung, dass Ohrfeigen “für junge Menschen hilfreich” sein können (was er später wieder zurücknahm).

2009 war die öffentliche Entrüstung groß, als Fischer Homosexualität für heilbar erklärt hatte. Die tags darauf folgende Entschuldigung – “Ich ging von einem offenkundig nicht mehr letztaktuellen wissenschaftlichen Stand der Literatur aus” – mochte man dem Bischof nur mit großem Wohlwollen glauben. Vor allem auch deshalb, weil Fischer als “Rückfalltäter” galt: Bereits 1996 hatte er als damaliger Generalvikar der Diözese seine tiefe Skepsis gegenüber Homosexualität in einem Rundbrief an die katholischen Pfarrämter kundgetan.

Ebenfalls nicht anfreunden konnte sich Fischer mit dem Gedanken an Moscheen mit Minaretten im Land. Die Vorarlberger würden es nicht ertragen, wenn jetzt eine Moschee gebaut würde, ließ er 2008 wissen, nicht ohne anzumerken: “Ich sitze in der Provinz unter den Leuten, wie sie halt in Vorarlberg sind”. Abseits der von großen Bevölkerungsteilen als unmöglich empfundenen Feststellungen war Fischer hingegen kaum öffentlich wahrnehmbar.

Mit zunehmender Anhäufung seiner zielsicheren Sprünge in allerlei Fettnäpfchen ging Fischer auch der von allem Anfang an nicht übermäßig große Rückhalt im Vorarlberger Klerus verloren. Und auch viele Vorarlberger Gläubige zogen ihre Konsequenzen. Sie quittierten Fischers Aussagen (und die Missbrauchsfälle im Kloster Mehrerau), indem sie der Kirche den Rücken kehrten. 2009 wurde mit 2.515 Austritten ein Rekord verzeichnet, der 2010 mit 4.709 Austritten geradezu pulverisiert wurde. Heuer möchte man zumindest wieder auf das Austrittsniveau von 2009 zurückkommen.

Fischer hat das Bischofsamt von Klaus Küng übernommen, der ihn am 6. März 1989 zum Generalvikar der Diözese Feldkirch bestellt hatte. Nach der Abberufung von Küng nach St. Pölten stand Fischer ab Oktober 2004 der Diözese operativ als “Ständiger Vertreter des Apostolischen Administrators” vor, ehe am 3. Juli 2005 die Bischofsweihe erfolgte.

Der am 6. Oktober 1936 in Feldkirch-Tisis geborene Fischer absolvierte zunächst eine Volksschullehrer-Ausbildung, anschließend studierte er von 1955 bis 1961 an der Universität Innsbruck Theologie. 1961 wurde er vom ersten Feldkircher Bischof Bruno Wechner zum Priester geweiht. Von 1962 bis 1965 war er als Kaplan in Lustenau tätig, bevor er als Pfarrprovisor für fünf Jahre nach Sibratsgfäll (Bregenzerwald) ging. Während dieser Zeit verfasste er seine Dissertation, die sich mit der Seelsorge im Generalvikariat Feldkirch auseinandersetzte.

Von 1970 bis 1982 war Fischer Rektor des diözesanen Studieninternats Marianum in Bregenz, ab 1974 zusätzlich Direktor der staatlich anerkannten diözesanen Lehranstalt für Ehe-, Familien- und Lebensberatung (bis 1990). In diesen Jahren arbeitete Fischer auch in der Ehe- und Familienberatung, der Ehevorbereitung und Familienbildung. Von 1979 bis ebenfalls 1990 leitete Fischer das von ihm mitbegründete Ehe- und Familienzentrum der Diözese Feldkirch.

(APA)

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