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Eingriffe in das Ökosystem behutsamer durchführen

Der Bollenweg wurde 2011 fertiggestellt.
Der Bollenweg wurde 2011 fertiggestellt. ©Stadt und Sottopietra
Dornbirn. „Mir missfällt, wie in letzter Zeit die Holzernte vorangetrieben wird. An vielen Stellen müssen bisher idyllische Wanderwege breiten Straßen weichen, damit riesige LKW die Stämme abtransportieren können.
Eingriffe in das Ökosystem behutsamer durchführen

An vielen Stellen werden neue Straßen durch bisher vom Menschen kaum beeinflusste Wälder gebaut. Wenn ich an den Energieeinsatz für den Straßenbau denke, erscheint mir die Verbrennung von Holz nicht mehr CO2-neutral zu sein“, meldet sich Dagmar Sottopietra im Bürgerforum zu Wort. „Schockiert war ich zuletzt auch wie der Wanderweg zwischen Lorenapass und Gaißkopf am Bödele zugerichtet wurde. Tiefe Spurrinnen in lehmigem Morast und viele Quadratmeter Waldboden verdichtet und zerstört. Hier frage ich mich schon, ob man die Stämme nicht zum nahe gelegenen Holzlagerplatz hätte transportieren können, solange der Boden noch schneebedeckt und gefroren war. Schnee und Kälte gab es ja lange genug. Man sollte die Eingriffe in unser Ökosystem Wald etwas behutsamer durchführen“, so Sottopietra. Als weiteres Beispiel nennt Sottopietra eine Forststraße im Dornbirner Firstgebiet. „Im vergangenen Jahr wurde dort eine Forststraße neu gebaut. Auch hier stellt sich mir die Frage, ob das nicht anders gemacht hätte werden können, zumal sich ca. 100 m unter dieser neuen Straße eine schon lange bestehende Forststraße befindet und man die Stämme sicher mit weniger Eingriffen in das sensible Ökosystem Wald über den Abhang hinunterziehen hätte können.

Bei diesem Straßenneubau wurden jedenfalls alle Hügel, welche den Weiterweg behinderten, abgetragen. Erosion ist bereits an mehreren Stellen zu sehen.“ Ingeborg Künz kann sich dem anschließen.

„Auch mir ist das aufgefallen. In Dornbirn ist der Baum-Umschneidewahn ausgebrochen. Ob es sich um ein paar Büsche und Bäume handelte, die als Sichtschutz zwischen dem Parkplatz von Spar und der Moschee standen oder entlang des Stiglbachs, überall wird geschnitten und gerodet. Bei Nachfrage erhält man die Antwort, dass die Bäume alt waren (obwohl es oft bei genauem Hinsehen gesunde Stämme waren), dass sie wild gewachsen sind und dass es in Dornbirn genug Bäume gibt“, ergänzt sie. Stefan Schwendinger erklärt dazu: „Alte Bäume gehören genutzt es wachsen auch schließlich täglich wieder welche nach. Besser man fällt sie und kann sie anschließend noch nutzen, statt sie verfaulen zu lassen, wie an der Dornbirner Ache, nur um dann die abgestorbenen Bäume roden zu können.“ Andreas Scherer von der Abteilung Forstwirtschaft der Stadt Dornbirn nimmt dazu wie folgt Stellung: „Grundsätzlich ist zu sagen, dass eine möglichst naturnahe und kleinflächige Bewirtschaftung von Waldgebieten – wünschenswert wäre ein Plenterwald – eine gewisse Erschließung voraussetzt. Da es sich im Dornbirner First bei ca. 80 bis 85 % der Waldflächen um Seilgelände (Bringung nur mit Seilbahn möglich) handelt, wird natürlich versucht, den Wunsch nach einem Plenterwald wenigstens auf den verbleibenden Flächen zu erreichen. Natürlich nicht nur aus Naturschutz- bzw. öffentlichen Interessen. Ein Plenterwald ist auch wirtschaftlich sehr interessant“, so Scherer. „Der angesprochene Forstweg Bollen (Baubeginn war 2010 – Fertigstellung 2011) gehört zu einer Forstweggenossenschaft. Beteiligt sind die Stadt Dornbirn und zusätzlich noch sieben Privatwaldbesitzer. Erschlossen wurde eine Waldfläche von ca. 20 Hektar. Im überwiegenden Teil handelt es sich hierbei um Schutzwälder, die in den letzten Jahrzehnten aus wirtschaftlichen Gründen gar nicht mehr bzw. eingeschränkt genutzt wurden. Ein Ausbau des erwähnten Forstweges 100 m unterhalb der neuen Forststraße wurde aus naturschützerischen aber auch aus forstlichen Gründen verworfen, da es sich um ein äußerst sensibles Gebiet, direkt an der Rappenlochschlucht handelt“, so Scherer weiter und weist daraufhin, dass es im Übrigen große Probleme birgt, geschlägertes Holz einfach 100 m über einen äußerst steilen, rutschigen und labilen Abhang hinunterzuziehen. „Dass an der neuen Weganlage an mehreren Stellen Erosionen auftreten ist nicht richtig. Die Weganlage wurde zum Großteil 2010 begrünt. Diese Flächen sind mittlerweile sehr gut durchwurzelt und verwachsen. Ein kurzer Abschnitt wurde erst 2011 fertig gestellt und begrünt. Es zeigen sich hier noch ein paar offene Stellen. Trotz der Tatsache, dass der Großteil der Weganlage direkt auf der Geländekante verläuft, wurden die meisten Hügel übrigens so gut als möglich umfahren. Dies war auch eine Forderung vom Amtssachverständigen für Natur- und Landschaftsschutz“, so Scherer abschließend.

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