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Einer der ganz Großen tritt ab

Stephan Eberharter hat Freitag in Wien das Ende seiner sportlichen Karriere bekannt gegeben. Der Ski-Superstar hat in seiner schillernden Karriere alles gewonnen, was man sich als Ski-Rennläufer wünschen kann. Karriere: Höhen und TiefenReaktionen auf den RücktrittHomepage: www.steff.at

Am Freitag zog der Tiroler nun im Alter von 35 Jahren einen Schlussstrich. Vier Olympia-Medaillen (ein Mal Gold), vier WM-Medaillen (drei Mal Gold), zwei große Weltcup-Kugeln, vier kleine Kristall-Kugeln und 29 Weltcup-Siege machen Eberharter aber zu einer unvergesslichen Größe in der Skisport-Geschichte.

Auf eines kann der Zillertaler ganz besonders stolz sein, nämlich auf seine Beständigkeit. Zwischen seinen ersten beiden WM-Titeln 1991 in Saalbach (Kombi und Super G) und seinem letzten in St. Moritz 2003 (Super G) lagen fast unglaubliche zwölf Jahre, mit Unterbrechungen hat es der geprüfte Skilehrer auf zehn Weltcup-Saisonen gebracht. In seiner Karriere lieferte Eberharter sechs WM- (91, 93, 96, 99, 01, 03) und drei Olympia-Starts (92, 98, 02) mit insgesamt acht Medaillen ab.

Eine Zahl, die „Steff“ in die absolute „Crème de la crème“ des Skisports befördert. In der ewigen WM-Medaillen-Wertung sind aus österreichischer Sicht etwa nur die Kaliber Toni Sailer, Toni Seelos und Karl Schranz vor dem Zillertaler zu finden. Kein Wunder also, dass Herren-Cheftrainer Toni Giger seinen „Musterschüler“ mit den besten Bordeaux-Weinen verglichen hatte. Das Motto „Je älter, desto besser“ war nämlich auch für Eberharter mehr als passend. Verabschiedet hat sich der begeisterte Musikant (steirische Harmonika) und Golfer vom Weltcup-Zirkus mit Rang zwei im Gesamt-Weltcup hinter Hermann Maier und seiner dritten Abfahrts-„Kugel“ in Folge.

Begonnen hat der Höhenflug Eberharters bereits 1991. Als gerade einmal 21-Jähriger überraschte der Youngster bei der Heim-WM in Saalbach mit Gold in der Kombi und im Super G. Seine Karriere sollte aber nicht wie eine Geschichte aus dem „Märchenbuch“ weitergehen, denn es folgten zahlreiche Rückschläge und Verletzungen, die Eberharter sogar zum Wieder-Abstieg in den Europacup (Gesamtsieger 88/89 und 96/97) zwangen. Und zu teilweise recht skurrilen Abstechern zwecks Formfindung, so wurde er etwa 1994/1995 ungarischer Meister im Riesentorlauf.

Bei der Rückkehr in den Weltcup (1997/1998) stand „Steff“ lange im Schatten von Hermann Maier. Das in der Öffentlichkeit oft gemalte Bild des „Ewigen Zweiten“ machte Eberharter zwar schlussendlich eindrucksvoll zunichte, die Statistik der Duelle „Maier vs. Eberharter“ ist aber dennoch aussagekräftig: insgesamt 14-mal landete Eberharter im Lauf seiner Karriere hinter dem „Herminator“ auf Rang zwei, umgekehrt war es lediglich zwei Mal der Fall.

Nach dem schweren Motorrad-Unfall des Salzburgers im Sommer 2001 war Eberharter im Skizirkus zumeist eine Klasse für sich. Unter anderem drei Olympia-Medaillen in Salt Lake City (Gold RTL, Silber Super G, Bronze Abfahrt) und zwei Gesamt-Weltcup-Siege waren das Endprodukt von viel Arbeit und der Wandlung zum „Genuss-Skifahrer“ mit viel Lockerheit und Routine. „Es muss mir Spaß machen, denn beweisen muss ich niemandem mehr etwas“, betonte Atomic-Pilot Eberharter stets.

Wie 2003 machte Eberharter auch im Sommer 2004 aus seinen Zukunftsplänen ein kleines „Staatsgeheimnis“. Hatte ihn im Vorjahr vielleicht das letzte Duell mit Maier noch aus der Reserve gelockt, so ist diesmal endgültig Schluss. Nach entspannenden Urlauben und viel Zeit zum Nachdenken stand die Entscheidung fest, die sich durch die Verpflichtung von Bode Miller durch Atomic sowie den ÖSV-Abgang von Freund und Physiotherapeut Jan Greisinger bereits deutlich angekündigt hatte.

Steckbrief:

Geb.: 24.3.1969 in Brixlegg/Tirol
Wohnort: Stumm/Tirol
Größe/Gewicht: 1,80 m/85 kg
Familienstand: ledig
Verein: WSV Zell am Ziller/Tirol
Ski: Atomic – Schuhe: Lange
Im ÖSV seit: 1987
Trainingsgruppe: WC3
Beruf: Skilehrer
Hobbys: Musizieren (steirische Harmonika), Golf, Radfahren

Größte Erfolge:

  • Olympia(1 Gold, 2 Silber, 1 Bronze): Gold Riesentorlauf 2002, Silber Super G 2002 und Riesentorlauf 1998, Bronze Abfahrt 2002
  • WM (3 Gold, 1 Silber): Gold Super G 2003, Gold Super G und Kombination 1991, Silber Super G 2001
  • Weltcup-Gesamtsiege (2): 2001/2002 und 2002/2003
  • Weltcup-Disziplinen-Siege (5): Abfahrt 2001/2002, 2002/2003 und 2003/2004, Super G 2001/2002 und 2002/2003
  • Weltcup-Siege (29): 18 Abfahrt, 6 Super G, 5 Riesentorlauf
  • Weltcup-Podestplätze (75): 38 Abfahrt, 24 Super G, 13 Riesentorlauf
  • Europacup-Gesamtsiege (2): 1988/1989 und 1996/1997
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