Für dieses Schauspiel erhielt Letts 2007 den Pulitzer-Preis (die Begründung wäre allerdings interessant).
Kaputte Familie…
Man ahnt es schon – in Letts´ „Familie“ geht es zu wie bei den einschlägigen Klassikern dieses Genres des psychologischen Realismus, Tennessee Williams, Faulkner oder Miller und Nummern kleiner in TV-Serien und diversen Soap-Storys aus den USA. Bei Letts konkret: Der Vater, Beverly Weston, ein Alkoholiker, ehemaliger Schriftsteller und Professor, verabschiedet sich gleich zu Beginn durch Selbstmord. Seine Frau, Violet, ein hexenhaftes Monster, leidet schwer an Mundhöhlenkrebs und hat deshalb Medikamente und Drogen als „beste Freunde“. Die drei Töchter der Westons, Barbara mit Mann Bill und 14-jähriger Tochter Jean, Ivy und Karen etc. sind das weitere „Familienpersonal“, das anlässlich des Leichenschmauses für den toten Vater nun die diversen familiären Eiterbeulen zum Platzen bringt. Kaputte Ehen, Lebenslügen, Neurosen, Rauschgift etc. Verbale Abrechnungen prasseln auf jeden nieder. Das familiäre Chaos ist perfekt.
Luxusbesetzung
Faszinierend sind die Atmosphäre der Aufführung und die Luxusbesetzung bis in die kleinsten Rollen. Regisseur Alvis Hermanis und Bühnenbildnerin Monika Pormale haben die Bühne mit Unmengen Büchern, Heften, Zeitungen, Möbel etc. vollgestopft. Der Zuschauer empfindet bei offenem Feuer im Kamin fast so etwas wie unordentliche Gemütlichkeit, und der penible Naturalismus bei Hermanis schafft zweifellos jene Atmosphäre, deren freundlicher Schein dann umso brutaler zerstört wird.
Die Besetzung – luxuriös! Kirsten Dene als Mutter ist eine bitterböse, kluge, herrschsüchtige und ihre Schmerzen und Medikamentensucht hinter zynischen Sprüchen verbergende Frau. Michael König als alter Beverly beeindruckte gleich zu Beginn (als Abschied) mit einem feinsinnig-resignativen Monolog. Von den drei Schwestern (Dörte Lyssewski, Sylvie Rohrer und Dorothee Hartinger) hatte Barbara/Dörte die flexibelste zu sein und war dies auch mit rastloser Hyperaktivität und im rasanten Wechsel ihrer Stimmungen. Meisterhaft! Die Liechtensteinerin Sarah Viktoria Frick war wieder „echt stark“ als Teenager zwischen Drogen und pubertärer Neugier… Auch kleinere Rollen hatten Burg-Niveau. Große Begeisterung für die berühmten Gäste aus Wien, welche einen Klischee-Inhalt mit ihrer Gestaltungskunst brillant veredelten. Dene, Hermanis und Frick erhielten schon den „Nestroy“-Theaterpreis.
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